Meereskunde
Diese Ausführungen von E. Hermann über
die Notwendigkeit des Dienstes haben über die
Jahrzehnte hinweg nichts von ihrer Aktualität
verloren, und trotz wechselnder institutioneller
Zuständigkeiten die Kontinuität der Beobachtun
gen über jetzt ein Jahrhundert hinweg gesichert
und Zeitreihen wie in Abb. 19 ermöglicht. Die
Eisbeobachtungen, die seit 1928 international
einheitlich in dem zwischen den Nord- und Ost
seeanrainern vereinbarten Ostsee-Eiskode (Bal
tic Ice Code, in dritter verbesserter Fassung ab
1981 gültig) erfolgen, sind wesentlicher Bestand
teil des seit 1922 regelmäßig erscheinenden
„Eisberichts“, eines Amtsblattes des BSH. Sie
bilden die Grundlage für alle statistischen Unter
suchungen der Eisbedeckung. Dazu gehören z. B.
die Tabellen in den Seehandbüchern des BSH
über das Eisvorkommen in den Nord- und Ost
seehäfen und ihren Zufahrten ebenso wie die
Zusammenfassungen der Beobachtungen in
Saisonübersichten, für 30jährige Normalperi
oden oder vergleichbare Zeiträume und in Eisat
lanten.
Nach dem 2. Weltkrieg wurde die Deutsche
Seewarte aufgelöst. Der Eisdienst wurde kurzfri
stig vom Maritimen Institut in Hamburg weiterge
führt und 1946 in das neu gegründete Deutsche
Hydrographische Institut (DHI) übernommen. Die
gesetzliche Grundlage dafür wurde später im so
genannten Seeaufgabengesetz festgeschrieben,
das dem BSH die Wahrnehmung der nautischen
und hydrographischen Dienste insbesondere
u.a. des Eisnachrichtendienstes übertrug. In der
ehemaligen Deutschen Demokratischen Repu
blik lag die Zuständigkeit für den Eisdienst an
fangs beim Landeswetterdienst von Mecklen
burg-Vorpommern, später beim Seehydrographi
schen Dienst, dann bei der Wasserwirtschaftsdi
rektion Küste und zuletzt (ab 1981) beim Me
teorologischen Dienst der DDR. Nach der
Vereinigung der beiden deutschen Staaten wur
den die Dienste 1990 im BSH zusammengeführt.
Die Aufgaben des Eisdienstes haben sich
im Laufe der Jahrzehnte in einem internationalen
Umfeld ständig erweitert, die Techniken der In
formationserfassung, -Verarbeitung und -Verbrei
tung wurden ständig modernisiert und den Be
dürfnissen der Nutzer angepaßt. Seit Ende der
60er Jahre kam es zu einem sprunghaften Um
bruch vor allem auf folgenden Gebieten: Nut
zung der Satellitendaten für die Eiskarten, Ver
besserungen der Kommunikationstechnik bei
der Übermittlung der Eisbeobachtungen und Be
richte, Einführung der Textverarbeitung beim Be
richtswesen, rechnergesteuerte Aufbereitung
der über das Global Telecommunication System
(GTS) eingehenden verschlüsselten Eismeldun
gen sowie die digitale Herstellung der Eiskarten.
Bei allen diesen Entwicklungen nahm der deut
sche Eisdienst zusammen mit den Diensten
Finnlands und Schwedens eine führende Rolle
im Ostseeraum ein.
Chronologie
Die historische Entwicklung des Eisdien
stes, wesentliche technische Neuerungen bei
der Herstellung und Herausgabe der Produkte
sowie maßgebliche internationale Vereinbarun
gen sind nachfolgend chronologisch aufgelistet:
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