Meereskunde
Aus Hoch- und Niedrigwasserbeobachtun
gen von etwa 200 Pegeln der deutschen Nord
seeküste wurden Fourierdarstellungen der halb
monatlichen Ungleichheiten und daraus die
nichtharmonischen Gezeitengrundwerte und Ge
zeitenunterschiede neu abgeleitet. Diese Arbei
ten dienen dem Laufendhalten der Gezeitenta
feln. Die Gezeitentafeln für das Jahr 1997, Eu
ropäische Gewässer, erschienen im November
1996 im gleichen Umfang wie der vorige Jahr
gang.
Nach Fertigstellung der neuen Gezeiten-
Datenbank wurde damit begonnen, sie mit lan
gen Beobachtungsreihen und Analysenwerten
zu füllen. Anwender können diese Daten abfra-
gen und nutzen.
Der Kalender der „Hoch- und Niedrigwas
serzeiten für die Deutsche Bucht und deren
Flußgebiete, 1997“ kam im September heraus.
Für die Seevermessung wurde ein verfei
nertes Beschickungsverfahren entwickelt und 12
Wasserstandserrechnungskarten zum Be
schicken der Lotungen entworfen.
Zahlreiche Auskünfte über Gezeiten und
Wasserstände wurden an Schiffahrtskreise,
Seeämter, Gerichte und Privatpersonen erteilt.
Für die North Sea Hydrographie Commis
sion (NSHC) hat das BSH die Aufgabe übernom
men, die internationale Gezeitenkarte 5059 zu
erstellen. Dem BSH als Datenzentrum für diese
Karte werden die von den Nordseeanrainerstaa
ten gesammelten Daten zur Verfügung gestellt.
Operationelle Modelle
Das operationelle Vorhersagemodellsy
stem ist für aktuelle, zeitkritische Anwendungen
in den meereskundlichen Diensten des BSH ein
gerichtet. Zu diesen zeitkritischen Anwendungen
gehören Wasserstandsprognosen und Driftvor
hersagen für Öl, Chemikalien und verpackte Gü
ter. So unterstützt das BSH die Sonderstelle des
Bundes zur Bekämpfung von Meeresverschmut
zung (SBM) mit Prognosen der Öl- und Chemi-
kalienverdriftung nach Unfällen und illegalen
Einleitungen auf See. Das Ausbreitungsmodell
ist außerdem ein wichtiges Hilfsmittel in Seenot
fällen. Durch eine direkte Rechnerverbindung
wird rund um die Uhr die DGzRS durch Modellsi
mulationen unterstützt.
Das Vorhersagemodellsystem besteht aus
einem numerischen Simulationsverfahren, im
folgenden Strömungsmodell genannt, das Strö
mung, Wasserstand, Wassertemperatur, Salzge
halt und Eisbedekung für das Gebiet der Nord
see und der Ostsee berechnet. Eine zweite
Systemkomponente ist ein Ausbreitungsmodell,
das Aussagen zur Verdriftung von Chemikalien
oder Gegenständen im Meer ermöglicht.
Das Strömungsmodell erhält täglich Einga
bedaten - Wind , Luftdruck, Lufttemperatur, spe
zifische Feuchte und Gesamtbewölkung - vom
Europamodell des DWD aus Offenbach. Da
auch der Seegang die Strömungen und Wasser
stände beeinflußt, werden als zusätzliche Rand
werte Seegangsdaten des operationellen See
gangsmodells verwendet. Der Vorhersage
zeitraum für die prognostizierten Größen beträgt
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