Nautische Anlagen
Aktuelle Entwicklungen
beim Einsatz und der Prüfung
nautischer Anlagen
Fahrtmeßanlagen
Moderne Navigationssysteme, z.B. das
Global-Positioning-System (GPS), liefern sehr
genaue Informationen über den augenblickli
chen Standort des Schiffes. Durch elektronische
Weiterverarbeitung dieser Daten kann die zeitli
che Änderung der Schiffsposition und damit die
Schiffsgeschwindigkeit über Grund berechnet
und dargestellt werden. Entsprechende Systeme
werden am Markt angeboten. Das BSH hat ge
prüft, ob derartige Anlagen auch als Alternative
zu bisher üblichen Fahrtmeßanlagen, deren Wir
kung auf anderen physikalischen Prinzipien be
ruht, zugelassen werden können.
Diese Genehmigungen können für Schiffe
im Geltungsbereich der Schiffssicherheitsverord
nung derzeit nicht erteilt werden. Dafür sind fol
gende Gründe maßgebend:
- Die genannten Anlagen liefern zwar eine In
formation über die Geschwindigkeit des Fahr
zeugs über Grund, jedoch nicht die „Fahrt“ des
Schiffes (d. h. die Komponente dieser Bewe
gung in bezug auf die Schiffsvorausrichtung).
Fahrtmeßanlagen haben aber gerade diese
Größe anzuzeigen und darauf ist der Benutzer
eingestellt. Ein Beispiel zur Erläuterung: Im
Fall einer tatsächlichen Rückwärtsfahrt würde
das GPS-System eine Vorausfahrt anzeigen!
Somit bestünde die Gefahr einer Falschinfor
mation, was besonders in kritischen Situatio
nen gefährlich werden kann. (Durch rechneri
sche Berücksichtigung des Schiffskurses
könnte dieser Fehler allerdings behoben wer
den.)
- Dem GPS-Signal wird vom Betreiber, den
USA, derzeit ein Störsignal überlagert. Dieses
bewirkt, daß die vom System her erreichbare
Positionsgenauigkeit ohne eine spezielle elek
tronische Entschlüsselungsvorrichtung Han
delsschiffen normalerweise nicht zur Verfü
gung steht. Bei einer Untersuchung der aus
diesem System abgeleiteten Geschwindig
keitsdaten wurde hier festgestellt, daß bei Ge
schwindigkeiten von ca. 10 kn Fehler bis zu
30% auftraten! Aber auch ohne diese künst
liche Überlagerung können die an Fahrtmeß
geräten gestellten Anforderungen nicht erfüllt
werden.
- Bei Anwendung von Differential-GPS (DGPS)
benutzt man Korrekturdaten aus Landrefe
renzstationen. Damit können die geforderten
Genauigkeiten zwar erreicht werden, da je
doch diese Referenzen weltweit nur begrenzt
zur Verfügung stehen, entsprechen auch die
auf DGPS-Empfängern gewonnenen Werte
nicht den an Fahrtmeßanlagen zu stellenden
Anforderungen.
Kreiselkompaßanlagen
Als Alternative zum herkömmlichen mecha
nischen Kreiselkompaß ist der Faserkreiselkom
paß entwickelt worden. Dieser benötigt kaum be
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