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Full text: Forschungsschiff Meteor 1964-1985

METEOR blieb also nicht nur ein teures „Großgerät“, mit dem Akademiker Kreuz- 
fahrten unternahmen, sie war die Basis für Grundlagen- und anwendungsorientierte 
Forschungen, denen zweifelsfrei eine hohe Bedeutung zukommt. Die auf der METEOR 
durchgeführten Forschungsprogramme haben national und international stimulierend 
gewirkt sowie der Lehre durch Erfahrungen, durch Tier- und Bildmaterial, aber insbeson- 
dere durch die Mitarbeit der Studenten an Bord gedient. 
Hialmar Thiel 
METEOR als Instrument der Schiffbauforschung 
An den Bemühungen, den Bau eines deutschen Forschungsschiffes zu initiieren, war 
auch Prof. Georg Weinblum, der damalige Direktor des Instituts für Schiffbau der 
Universität Hamburg, beteiligt. Er sah dabei seine Aufgabe nicht nur darin, sein Fachwis- 
sen als Schiffbauer für die Konzipierung eines solchen Schiffes einzubringen. Als Schiffs- 
theoretiker lag es ihm am Herzen, das Schiff auch der Schiffbauforschung nutzbar zu 
machen. 
Seit W. Froude 1872 das schiffbauliche Modellversuchswesen begründet hat, haben 
experimentelle Untersuchungen an Modellen maßgeblich zur Entwicklung der Schiffs- 
hydromechanik beigetragen. Um die Modellversuchstechnik nutzbringend einsetzen zu 
können, muß sie einerseits auf dem Fundament der Theorie aufbauen. Andererseits ist es 
aber auch notwendig, die Ergebnisse von Modellversuchen mit denen von entsprechen- 
den Versuchen mit der Großausführung zu korrelieren. Auf letzterem Gebiet bestand 
z. Zt. der Planung der METEOR bei uns eine große Lücke (Auch international waren 
Großversuche, die über einfache Probefahrtsmessungen zur Bestimmung des Zusammen- 
hanges zwischen Geschwindigkeit, Leistung und Propellerdrehzahl hinausgingen, seltene 
Ausnahmen). Deshalb war es kein Wunder, daß alle einschlägig arbeitenden deutschen 
Wissenschaftler mit großer Begeisterung zunächst an die Vorbereitung und später die 
Durchführung von Versuchen mit der METEOR gingen. 
Rückblickend kann gesagt werden, daß bereits die Vorbereitung der Großversuche 
von großem Nutzen für unsere Schiffbauforschung war: Sie brachte den Einstieg in die 
dafür notwendige Meßtechnik. Sicher hat sich diese im Laufe der Jahre grundlegend 
geändert; aber ohne den Impuls der. METEOR-Untersuchungen hätte wahrscheinlich 
das für diese Entwicklung notwendige Potential gefehlt. 
Die wohl spektakulärsten Versuche waren die zur Bestimmung des Schiffswiderstan- 
des. Dazu wurde der Propeller des Schiffes entfernt und der Vortrieb durch drei auf dem 
Deck montierte Flugzeugtriebwerke erzeugt. Schwieriger als die Messung des Vortriebes 
war es für uns Schiffbauer, die Kollegen von den anderen das Schiff benutzenden 
Disziplinen zu überzeugen, daß das Schiff bei diesen Versuchen keinen Schaden nehmen 
würde. Erstmals auf einem großen Schiff war es auf der METEOR möglich, alle bei 
Manövern oder im Seegang auf das Ruder wirkende Kräfte und Momente zu bestimmen. 
Zu diesem Zweck sind Ruder und Rudermaschine in einer Sechskomponentenwaage 
gelagert. An weiteren mit der METEOR durchgeführten Untersuchungen seien stich- 
wortartig genannt: Grenzschicht- und Nachstromuntersuchungen, Untersuchungen über 
das Seeverhalten, Beobachtung von Kavitationserscheinungen, Untersuchung über vom 
Propeller induzierte Druckschwankungen und schließlich eine Reihe maschinenbaulicher 
Untersuchungen. 
Zusammenfassend kann gesagt werden, daß die METEOR-Untersuchungen ein 
wichtiger Meilenstein der deutschen Schiffbauforschung nach dem Kriege waren. Bedeut- 
samer als die einzelnen Meßergebnisse (die wegen der sehr speziellen Auslegung dieses 
Schiffes nur-bedingt auf Handelsschiffe übertragbar sind) waren die Anstöße für die 
Schiffbauforschung, die von dem METEOR-Vorhaben sehr befruchtet worden ist. 
Odo Krappinger 
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