METEOR blieb also nicht nur ein teures „Großgerät“, mit dem Akademiker Kreuz-
fahrten unternahmen, sie war die Basis für Grundlagen- und anwendungsorientierte
Forschungen, denen zweifelsfrei eine hohe Bedeutung zukommt. Die auf der METEOR
durchgeführten Forschungsprogramme haben national und international stimulierend
gewirkt sowie der Lehre durch Erfahrungen, durch Tier- und Bildmaterial, aber insbeson-
dere durch die Mitarbeit der Studenten an Bord gedient.
Hialmar Thiel
METEOR als Instrument der Schiffbauforschung
An den Bemühungen, den Bau eines deutschen Forschungsschiffes zu initiieren, war
auch Prof. Georg Weinblum, der damalige Direktor des Instituts für Schiffbau der
Universität Hamburg, beteiligt. Er sah dabei seine Aufgabe nicht nur darin, sein Fachwis-
sen als Schiffbauer für die Konzipierung eines solchen Schiffes einzubringen. Als Schiffs-
theoretiker lag es ihm am Herzen, das Schiff auch der Schiffbauforschung nutzbar zu
machen.
Seit W. Froude 1872 das schiffbauliche Modellversuchswesen begründet hat, haben
experimentelle Untersuchungen an Modellen maßgeblich zur Entwicklung der Schiffs-
hydromechanik beigetragen. Um die Modellversuchstechnik nutzbringend einsetzen zu
können, muß sie einerseits auf dem Fundament der Theorie aufbauen. Andererseits ist es
aber auch notwendig, die Ergebnisse von Modellversuchen mit denen von entsprechen-
den Versuchen mit der Großausführung zu korrelieren. Auf letzterem Gebiet bestand
z. Zt. der Planung der METEOR bei uns eine große Lücke (Auch international waren
Großversuche, die über einfache Probefahrtsmessungen zur Bestimmung des Zusammen-
hanges zwischen Geschwindigkeit, Leistung und Propellerdrehzahl hinausgingen, seltene
Ausnahmen). Deshalb war es kein Wunder, daß alle einschlägig arbeitenden deutschen
Wissenschaftler mit großer Begeisterung zunächst an die Vorbereitung und später die
Durchführung von Versuchen mit der METEOR gingen.
Rückblickend kann gesagt werden, daß bereits die Vorbereitung der Großversuche
von großem Nutzen für unsere Schiffbauforschung war: Sie brachte den Einstieg in die
dafür notwendige Meßtechnik. Sicher hat sich diese im Laufe der Jahre grundlegend
geändert; aber ohne den Impuls der. METEOR-Untersuchungen hätte wahrscheinlich
das für diese Entwicklung notwendige Potential gefehlt.
Die wohl spektakulärsten Versuche waren die zur Bestimmung des Schiffswiderstan-
des. Dazu wurde der Propeller des Schiffes entfernt und der Vortrieb durch drei auf dem
Deck montierte Flugzeugtriebwerke erzeugt. Schwieriger als die Messung des Vortriebes
war es für uns Schiffbauer, die Kollegen von den anderen das Schiff benutzenden
Disziplinen zu überzeugen, daß das Schiff bei diesen Versuchen keinen Schaden nehmen
würde. Erstmals auf einem großen Schiff war es auf der METEOR möglich, alle bei
Manövern oder im Seegang auf das Ruder wirkende Kräfte und Momente zu bestimmen.
Zu diesem Zweck sind Ruder und Rudermaschine in einer Sechskomponentenwaage
gelagert. An weiteren mit der METEOR durchgeführten Untersuchungen seien stich-
wortartig genannt: Grenzschicht- und Nachstromuntersuchungen, Untersuchungen über
das Seeverhalten, Beobachtung von Kavitationserscheinungen, Untersuchung über vom
Propeller induzierte Druckschwankungen und schließlich eine Reihe maschinenbaulicher
Untersuchungen.
Zusammenfassend kann gesagt werden, daß die METEOR-Untersuchungen ein
wichtiger Meilenstein der deutschen Schiffbauforschung nach dem Kriege waren. Bedeut-
samer als die einzelnen Meßergebnisse (die wegen der sehr speziellen Auslegung dieses
Schiffes nur-bedingt auf Handelsschiffe übertragbar sind) waren die Anstöße für die
Schiffbauforschung, die von dem METEOR-Vorhaben sehr befruchtet worden ist.
Odo Krappinger
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