Unter dem Stichwort „neue Geräte“ sei noch erwähnt, daß während dieser ME-
TEOR-Expeditionen eine Vielzahl von neuentwickelten Probennahmegeräten erfolg-
reich eingesetzt wurde. Um nur einige herauszugreifen, seien der Riesenhai, die Wechsel-
bechernetze, die Planktonpumpe, das Multinetz, der 30-1-Kranzwasserschöpfer und das
„Vierkampfnetz“ der Fischereibiologen genannt. Einen bedeutenden Anteil an der Gerä-
teentwicklung hatte eine Kieler Firma. Häufig traten bei der ersten Erprobung auf hoher
See Defekte auf, die zu Hause bei der Übernahme der neuen Geräte noch nicht sichtbar
waren. Dem Maschinenpersonal und den Elektronikern der METEOR gebührt ein
besonderer Dank für ihre Hilfsbereitschaft, daß sie in solchen Fällen keine Mühe scheu-
ten, bis die Geräte einsatzfähig waren.
Zusammenfassend. kann man feststellen, daß die METEOR-Expeditionen einen
sehr wesentlichen Anteil daran gehabt haben, daß die deutsche Planktonforschung nach
dem 2. Weltkrieg wieder aufgeblüht ist und den internationalen Anschluß erreicht hat.
Ein entscheidender Faktor für diesen Aufschwung war die nicht hoch genug einzuschät-
zende Tatsache, daß im Zuge der Indienststellung der METEOR in Hamburg und Kiel
neue Dauerstellen für die mit dem neuen Schiff verbundenen Forschungsaufgaben einge-
richtet wurden. Eine zusätzliche, ebenso begrüßenswerte Maßnahme war die Schaffung
der „Systematiker“-Gruppe für die Auswertung des METEOR-Materials. In ihr sind
eine Reihe von Stellen mit Planktologen besetzt. Ferner war es möglich, im Zuge der
DFG-Schwerpunkte „Auftriebsphänomene im Meer“ und „METEOR-Auswertung“ fä-
hige Nachwuchswissenschaftler auszubilden, die jedoch, von ganz vereinzelten Ausnah-
men abgesehen, bisher leider keine Dauerstellung in ihrem Tätigkeitsbereich gefunden
haben.
Bei aller Begeisterung und Dankbarkeit für die Indienststellung eines neuen For-
schungsschiffes, wie jetzt im Falle der neuen „Meteor“, darf man eine große Sorge nicht
verhehlen, die wohl für die Mehrzahl der meereskundlichen Disziplinen gilt: das ist das
immer ungünstiger werdende Verhältnis zwischen der Forschungsschiff- und Auswerteka-
pazität in der Bundesrepublik. Die einstigen Assistenten; mittlerweile ergraut, sind zwar
persönlich noch immer in der aktiven Hochseeforschung tätig, aber mehr in leitender
Funktion als früher. Wegen der notwendigen Wahrnehmung zahlreicher anderer Aufga-
ben stehen sie in der Regel unter großem Zeitmangel. Es fehlt ihnen an Assistenten und
wissenschaftlichen Mitarbeitern, die die eigentliche Arbeit, die Expeditionsvorbereitung
und Auswertung, ausführen können.
Denn seit der Indienststellung der neuen Forschungsschiffe in Kiel, Hamburg, Hel-
goland und Bremerhaven sind kaum neue Wissenschaftlerstellen für die Auswertung von
Expeditionsmaterial hinzugekommen. Die praktisch einzige bestehende Möglichkeit,
Diplomanden und Doktoranden mit immer wieder schwer erkämpften Anstellungsver-
längerungen von Jahr zu Jahr für diese Aufgaben einzusetzen, ist als eine ausgesprochene
Notlösung zu betrachten. Die Folge ist, daß häufig nur ein kleiner Teil des unter
immensen Kosten gesammelten Expeditionsmaterials richtig ausgewertet werden kann.
Man kann schon stolz sein, wenn wenigstens die Meßdaten für eine spätere zusammenfas-
sende Darstellung des Forschungsprojekts veröffentlicht werden.
Jürgen Lenz
Die Entwicklung der Benthos-Tiefseeforschung
Bei einem ersten Gespräch mit Herrn Professor Bückmann 1962 in Hamburg,
damals noch in der Notunterkunft des Instituts im zweiten Stock des Museums für
Hamburgische Geschichte, fragte er mich, was ich denn wohl so forschen wolle, wenn ich
bei ihm eine Assistentenstelle bekäme. Als Schüler von Professor Remane und Adoptiv-
doktorand von Professor Krey hatte ich die Vorstellung. entwickelt, die quantitative
Forschung, wie ich sie während des Studiums in Kiel für das Plankton kennengelernt
hatte, auf das Benthos anzuwenden. Diese Idee fand Professor Bückmanns Zustimmung
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