Unter den zahlreichen planktologischen Fragestellungen, die auf den METEOR-Ex-
peditionen in den verschiedenen Meeresregionen bearbeitet wurden, stand die ganze
Zeit über die produktionsbiologische Betrachtungsweise des marinen Ökosystems stark
im Vordergrund. Ausgehend von den physikalischen und chemischen Umweltfaktoren
ging es darum, die Höhe der Primärproduktion zu bestimmen, die Entwicklung des
Phyto- und Zooplanktonbestandes zu verfolgen, die vielfältigen Nahrungsbeziehungen
der Konsumenten oder Sekundärproduzenten zu analysieren und die Effizienz des Ener-
gietransfers durch die einzelnen Glieder des Nahrungskettengefüges abzuschätzen. Denn
diese Parameter bilden die Grundlagen, die die Produktivität eines Meeresgebietes
umreißen und die letztlich auch die Grenzen für die fischereiliche Nutzung festlegen.
Weitere Themen von generellem Interesse stellten die tägliche und saisonale Verti-
kalwanderung der größeren Zooplankter dar und die im Zusammenhang mit dem jahres-
zeitlich gesteuerten Wanderungsverhalten stehende sogenannte „Biozirkulation“ von
Planktonarten. Dieser Terminus wurde für die Beobachtung geprägt, daß der Lebens-
zyklus verschiedener Plankter offenbar in das jeweils vorherrschende Strömungssystem
optimal eingepaßt ist, so daß es den Organismen gelingt, durch die Ausnutzung der mit
der Tiefe sich ändernden Strömungsrichtungen und -geschwindigkeiten einer einseitigen
Verdriftung entgegenzuarbeiten und gewissermaßen in einem Kreislauf wieder in ihr
ursprüngliches Verbreitungsgebiet zurückzukehren.
Angeregt durch geologische Fragestellungen und den erfolgreichen Einsatz von
pelagischen Sinkstoffallen hat in den letzten Jahren das Interesse an.den spezifischen
Bedingungen der Planktonsedimentation stark zugenommen.
Erst der Einsatz der METEOR ermöglichte es, diese kurz umrissenen Fragestellun-
gen dort zu studieren, wo sie generelle Gültigkeit besitzen, nämlich im offenen Ozean.
Unsere Küstengewässer, die Nord- und Ostsee, sind zu flach für die Durchführung der
Mehrzahl solcher Untersuchungen. Außerdem sind die hydrographischen Bedingungen
infolge der Topographie, der Gezeiten und des Brackwassereinflusses in der Regel zu
speziell, als daß eine Generalisierung der erzielten Untersuchungsergebnisse möglich
wäre. So hat die METEOR, wenn man von den ersten Schritten in den Nordatlantik auf
„Gauß“ und „Anton Dohrn“ während des Internationalen Geophysikalischen Jahres
(IGJ) 1957/58 und der Internationalen „Overflow“-Expedition 1960 absieht, der deut-
schen Planktonforschung wieder den Weg in den offenen Ozean geöffnet. Die bevorzug-
ten Untersuchungsgebiete lagen in erster Linie in der Warmwassersphäre der Tropen
und Subtropen.
Wie bereits in vorausgegangenen Abschnitten angeklungen, wird die Verteilung der
Planktonorganismen stark von den hydrographischen Verhältnissen beeinflußt. Ja, häufig
weisen hydrographisch definierte Wasserkörper auch deutliche Unterschiede in der
Planktonzusammensetzung auf. Einen vergleichbar großen Einfluß übt die Wassermas-
senverteilung auf die Nährsalzgehalte aus. Infolgedessen verlangt eine umfassende plank-
tologische Bestandsaufnahme neben der Messung der Nährsalze auch immer eine sorgfäl-
tige Erfassung der hydrographischen Verhältnisse. Man kann zu Recht behaupten, daß
die auf dieser Grundlage beruhende gute Zusammenarbeit zwischen den biologischen,
chemischen und physikalischen Meereskundlern sich im wesentlichen durch die gemein-
sam ausgeführten METEOR-Expeditionen zu der heutigen Selbstverständlichkeit ent-
wickelt hat.
Die METEOR-Expeditionen haben jedoch nicht nur in weitem Umfang dazu beige-
tragen, die fachlichen und auch die menschlichen Beziehungen zwischen den verschiede-
nen Disziplinen der Meereskunde durch die gemeinsame Arbeit an Bord zu vertiefen,
sondern sie haben auch die internationalen Kontakte ganz entschieden gefördert. Für das
Forschungsgebiet der Planktologie sind da vor allem die folgenden Expeditionen zu
nennen, die zu einer fruchtbaren Zusammenarbeit mit ausländischen Kollegen und Insti-
tuten geführt haben.
RA