Wir waren von unseren Meßergebnissen so angetan, daß wir sehr bald danach
weitere Probennahmen durchführten (METEOR-Reisen 4, 6, 8, 9, 12, 13, 14, 15). Es
war auch klar geworden, daß der Ozean, als Folge der Kernwaffenversuche 1961—62, in
den Jahren 1963—65 große Mengen Tritium aus der Atmosphäre aufgenommen haben
mußte, und die Möglichkeit, dieses Tritium auf seinem Vordringen in das Innere des
Ozeans zu verfolgen und so Information über Wassermassenkonversion (nach heutigem
wissenschaftlichem Sprachgebrauch) zu gewinnen, schien uns eine Chance, die man
unbedingt nutzen sollte. Hier gerieten wir nun aber in Schwierigkeiten: Um ein solches
Projekt für die von uns bearbeiteten Meeresgebiete durchzuziehen, mußte man einen
umfangreichen Datensatz erstellen, aber die Tritiummessung im Labor in Heidelberg
war hierfür im Grunde zu langsam. Zusätzlichen Verzug brachte, daß die Tritium-Meß-
technik erst noch verfeinert werden mußte. Bei dem Versuch, wenigstens die vorhandene
Meßkapazität bestmöglich einzusetzen, waren uns schließlich unsere damals noch rudi-
mentären ozeanographischen Kenntnisse hinderlich. Immerhin lernten wir in dieser Zeit
die ozeanischen Tritium- und !*C-Verteilungen in ihren Grundzügen kennen, so daß wir
Probennahmen zunehmend gezielter durchführen konnten. Hierbei wurden uns allmäh-
ich auch die möglichen wissenschaftlichen Anwendungen unserer Tracerdaten klarer.
Der nächste Schritt wurde dann international mit dem GEOSECS-Programm (GEo-
chemical Ocean SECtions Study) vollzogen, an dem wir uns mit den METEOR-Fahrten
Nr. 23, 1971, und 32, 1973 beteiligten, nach vorherigen technischen Erprobungen auf
Reise Nr. 21. In diesem Programm wurden zum erstenmal ozeanweite Tracerdatensätze
gewonnen und damit auch die bereits genannte Aufgabe, die zeitabhängigen Verteilun-
zen kernwaffenerzeugter Nuklide im Ozean umfassend zu dokumentieren, erfüllt. Bis zu
einer ähnlich umfassenden Auswertung und Modellierung dieser Verteilungen war es
aber immer noch ein weiter Weg. Zur gleichen Zeit haben wir auf den Reisen 27 und 33
orientierende Messungen im Europäischen Nordmeer bzw. im Mittelmeer durchgeführt.
die schließlich in noch heute laufende Arbeiten einmündeten; unsere Messungen erga-
ben, daß das über die Schwelle der Straße von Gibraltar westwärts ausströmende Mittel-
meerwasser großenteils aus Tiefen unterhalb der Schwellentiefe stammt. Auf Reise Nr.
29 wurden auch erstmalig ®Kr-Messungen durchgeführt.
Während in Heidelberg die Messung der Proben von den genannten Reisen und die
Auswertung hierzu weitergingen, lag unser Schwerpunkt bezüglich der METEOR dann
vorübergehend auf einem anderen Gebiet. Auf den Reisen Nr. 49, 1978 (JASIN) und Nr.
51, 1979, (FGGE) haben wir, nach Vorarbeiten auf Reise 42, Gasaustauschmessungen
mit der Radondefizit-Methode durchgeführt; Reise 55 brachte Messungen bezüglich
einer eventuellen Fortführung in der Nordsee. Das Meßprogramm war zwar technisch
sehr erfolgreich, und wir konnten einen Anstieg der Gastransfergeschwindigkeit mit der
Windstärke nachweisen. Jedoch zeigten gerade die genauen und ausführlichen Messun-
gen, daß die Variabilität der ozeanischen Deckschicht sich mit der Radondefizit-Metho-
dik kaum überlisten ließ. Diese, zunächst ernüchternde Feststellung gab dann später
Anlaß, nach neuen Wegen zu suchen, wie man den Transfer von Gasen zwischen Ozean
und Atmosphäre quantifizieren könnte. In denselben Zeitraum fiel auch die 50,, die
Jubiläumsreise der METEOR, die wiederum der Tracer-Ozeanographie, diesmal des
Mittelmeers, gewidmet war, und wo wir zum erstenmal auch ein größeres °He-Programm
und Probennahmen zur Freonmessung durchführten. Hier konnten u. a. die Tiefenwas-
zererneuerungsraten studiert werden. Für diese 50. Reise war mir außerdem die Ehre
und Beschwernis der wissenschaftlichen Koordination auferlegt. Mit der Reise Nr. 52
wurde ein weiterer orientierender Schritt in das Europäische Nordmeer getan.
Eine nächste Etappe in unserer Arbeit war dann die 56. Reise der METEOR, 1981,
auf der das Schiff auf seinem 5. Fahrtabschnitt von Buenos Aires nach Hamburg für uns
einen langen Meridionalschnitt im Ostatlantik fuhr. Die Tracer-Ozeanographie stellte
hier 20 Teilnehmer, davon 5 aus den USA, Für dieses Programm kamen vielerlei Fäden
zusammen. Bereits auf der 32. Reise hatten wir geplant, die *C-Verteilung im Tiefenwas-
20)