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Full text: Forschungsschiff Meteor 1964-1985

Der dritte Punkt sind radiologische Untersuchungen im Nordmeer, die sich mit der 
Ausbreitung und dem Verbleib künstlicher Radionuklide im Meer beschäftigen. Auf vier 
Reisen, 1972, 1976, 1979 und 1985, wurden vor allem der Weg und, soweit möglich, die 
Transportzeiten der vorwiegend von der Kernbrennstoff-Wiederaufbereitungsanlage Sel- 
lafield Works (früher Windscale) in der Irischen See mit den Abwässern dem Meer 
zugeführten künstlichen Radionuklide, insbesondere des Cäsium 137, untersucht. 
Neben diesen Arbeiten wurden noch, im Rahmen der Zusammenarbeit mit dem 
International Laboratory of Marine Radioactivity der IAEO in Monaco, in kleinerem 
Umfang einige radiologische Messungen auf zwei Reisen von METEOR in das Mittel- 
meer vorgenommen. 
Desgleichen konnten auf zwei Reisen, auf Einladung des britischen Foreign Office, 
gemeinsam mit den Kollegen aus Lowestoft in der Irischen See vor den Sellafield Works 
Messungen der Radioaktivität im Meer zum besseren Vergleich der Meßmethoden der 
beiden Labors, durchgeführt werden. 
Die bisher in der Nordsee und im Atlantik gemessenen Aktivitätskonzentrationen 
künstlicher Radionuklide lassen keine negativen Einflüsse auf die Biosphäre dieser Ge- 
biete erwarten. Sie sind aber ausgezeichnet als Tracer zur Beurteilung von Bewegungs- 
und Ausbreitungsvorgängen.im Meer geeignet. 
Hans Kautsky 
Tracer-ozeanographische Arbeiten 
Zur Indienststellung der METEOR wurde das Heidelberger Zweite Physikalische 
Institut, in dem ich damals als Doktorand tätig war, angeschrieben und gefragt, ob es die 
neue Forschungsmöglichkeit nicht nützen wollte. Am Institut waren kernphysikalische 
Meßmethoden zur Messung umweltrelevanter Nuklide entwickelt und bis dahin im we- 
sentlichen auf Fragestellungen der Archäometrie, Hydrologie und Quartärgeologie ange- 
wendet worden. Wir haben dann auf der zweiten Reise der METEOR in den äquatoria- 
len Atlantik, 1965, tatsächlich Probennahmen für Tritium in der Wassersäule, für MC im 
Oberflächenwasser, für Tritium im Luftwasserdampf (teilweise auf dem meteorologi- 
schen Mast der K. Brocksschen Arbeitsgruppe); sowie für Fallout-Messungen durchge- 
führt. Zu diesem Zeitpunkt gab es weltweit zwar bereits eine Reihe von ozeanographi- 
schen *C-Messungen, ozeanische Tritiummessungen hatten aber gerade erst begonnen. 
Alle diese Messungen waren in den USA durchgeführt worden — an Namen sind hier W. 
S. Broecker, Lamont, H. E. Suess und A. E. Bainbridge, Scripps, und H. G. Östlund, 
Miami, zu nennen. 
Unsere Tritiummessungen an den Wasserdampfproben ergaben einen wichtigen 
Baustein für die spätere Festlegung der Tritium-Züfuhrraten in den Ozean, nachdem die 
Probennnahmen auf weiteren METEOR-Reisen — weitgehend betreut durch K. Fug- 
mann — noch fortgeführt worden waren. Die Tritium-Messungen in der Wassersäule 
ergaben ein konsistentes Bild: Das Tritium war äquatorwärts von ca. 25° N’ auf die 
obersten wenigen 100 m beschränkt, und es fand sich eine starke Abnahme des Tritiumin- 
halts der Wassersäule von Norden nach Süden. Für das Kernwaffen-*C errechnete man 
eine ähnliche Abnahme, wenn man die jeweils gefundene Tritium-Eindringtiefe auf das 
im Oberflächenwasser gemessene Kernwaffen-!*C anwendete. Bevor K. O. Münnich 
(mein Doktorvater) und ich diese Ergebnisse publizierten, machten wir einen Besuch bei 
G. Dietrich in Kiel. Bei der Diskussion über unsere in Äquatornähe gefundenen niedri- 
gen Tritium-Eindringtiefen stritten wir uns damals mit J. Meincke. 
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