die meridionale CO2-Konzentrationsverteilung über dem Atlantik gemessen wurde seit
den Tagen des „alten“ METEOR in den Jahren 1925—1939. Auf der Fahrt Nr. 2 wurden
auch bereits — damals noch mit unzureichenden Mitteln — Versuche unternommen,
weitere Spurengase zumindest diskontinuierlich zu messen. Nach ergänzenden Messun-
gen auf Fahrt Nr. 14/1968 zum Island-Färöer-Rücken, bei der neben einer Ausweitung
des CO2-Profils in der Atmosphäre nach Norden auch Tiefenprofile des im Ozeanwasser
gelösten CO2 gewonnen werden konnten, war die große Bewährungsprobe für die Luft-
chemie die Atlantische Expedition 1969 (GARP), an der zahlreiche Wissenschaftler aus
Frankfurt und Mainz auf METEOR und auf „Planet“ ein umfangreiches Forschungspro-
gramm absolvierten, auf einem Meridionalschnitt, der mit größtmöglichem Abstand von
den Kontinenten von 10° S bis 60° N führte. Auf dieser Fahrt gelang ein Durchbruch in
der Entwicklung luftchemischer Meßtechnik und ihres Einsatzes in Bereichen sehr gerin-
ger Spurenstoffkonzentration. Erstmals gelang es Distickstoffoxid (N2O) und Kohlen-
monoxid (CO) in Bereichen maritimer Reinluft zu erfassen und — damals fast sensatio-
nell — festzustellen, daß der Ozean ein wichtiges Glied im globalen CO-Kreislauf dar-
stellt. Erste Messungen der SO2-Konzentration über dem Ozean erbrachten überra-
schende Ergebnisse einer Präsenz des SO» in der Luft auch in. kontinentfernen Bereichen;
Ergebnisse, die damals in Unkenntnis der organischen gasförmigen Schwefelverbindun-
gen nicht erklärt werden konnten. Systematische Unterschiede der untersuchten Spuren-
gase zwischen den beiden Hemisphären erlaubten Abschätzungen über interhemisphäri-
sche Verweilzeiten und die ITC als Luftmassen- und Spurenstoffgrenzen. Die unerwarte-
ten Ergebnisse dieser METEOR-Fahrt führten zu einer intensiven Beteiligung von luft-
chemischen Arbeitsgruppen an späteren Fahrten zu luftchemisch interessanten Zielräu-
men in den darauffolgenden Jahren und zu einer häufigen Beteiligung ausländischer
Kollegen an diesen Unternehmungen. Ein Beispiel hierfür waren die luftchemischen
Arbeiten auf Fahrt Nr. 32/1973, auf der neben den Kollegen aus Frankfurt und Mainz
amerikanische und englische Wissenschaftler die Verbreitung natürlicher Kohlenwasser-
stoffe und chlorierter Kohlenwasserstoffe über dem Atlantik untersuchten. Es war übri-
gens auch die erste Fahrt, auf der in großem Umfang Beiträge zur Chemie des Aerosols
geliefert wurden — erinnert sei nur an die Erkenntnis des „Überschußsulfats“ am Sulfat-
anteil des marinen Aerosols und die Verteilung des Saharastaubes über dem Atlantik.
Die Feststellung, daß sich über dem Ozean Sulfatteilchen bilden, deren Vorläufer keines-
wegs kontinentaler Herkunft sein konnten, führte.zur Suche nach Quellen von Schwefel-
verbindungen im Ozean und schließlich zu der Aufdeckung, daß Dimethylsulfid
((CH3)2S) vom Ozean emittiert und in der meeresnahen Luftschicht oxidiert wird, Diese
Entdeckung und der äußere Umstand, daß METEOR-Fahrten (z. B. Fahrt Nr. 56/1980-
81) nunmehr bis in antarktische Gewässer ausgedehnt wurden, führten zu einer erneuten
verstärkten Beteiligung luftchemischer Arbeitsgruppen an diesen Fahrten, an denen sich
neben den Instituten aus Frankfurt und Mainz auch die KFA Jülich und die Universität
Dortmund beteiligten. Die Entwicklung der Meßtechnik hat in den letzten Jahren weitere
erhebliche Fortschritte gemacht, so daß es jetzt möglich geworden ist, eine breite Palette
in der marinen Atmosphäre vorkommender Spurengase zu messen. Diese Untersuchun-
gen haben erneut die große Bedeutung des Ozeans als Quelle oder auch als Senke für den
Kreislauf der Spurengase unterstrichen.
Unterstrichen wurde aber auch die Bedeutung von METEOR für die luftchemische
Forschung auf der letzten internationalen Luftchemie-Konferenz in Oxford 1983, als
zahlreiche in- und ausländische Redner ihren Vortrag mit den Worten schlossen: „These
results were gained during a cruise with the German Research Vessel METEOR, we
thank the crew for their continuous assistance“. Diesen Worten möchte sich der Unter-
zeichnende ausdrücklich anschließen. Die Kapitäne und die Besatzungsmitglieder der
METEOR haben hohen Anteil an den wirklich bemerkenswerten Erfolgen und Erkennt-
nissen, die die luftchemische Forschung während der vergangenen 20 Jahre durch die
Teilnahme an Fahrten des Forschungsschiffes METEOR erzielt hat.
Hans-Walter Georgli