METEOR spielte auch eine große Rolle für die Entwicklung der ozeanographischen
Meßtechnik. Hier wurden die neuentwickelten Geräte, von der Bathysonde bis zur
Multisonde, vom Tiefsee-Trübungsmesser bis zum Gradient-Strommesser und zur Strom-
profilsonde erstmals in tiefem Wasser eingesetzt, und die Erfahrungen und Diskussionen
an Bord waren wichtige Schritte bei der Neuentwicklung und der Verbesserung von
Meßmethoden und Instrumenten. Die gemeinsame Arbeit von Besatzung, Wissenschaft-
lern und Technikern auf METEOR war ein besonderer Baustein zur Erreichung des
heutigen Entwicklungsstandes bei verankerten Meßsystemen. Auf METEOR konnte
man den Weg der ozeanographischen Meßtechnik über zwei Jahrzehnte verfolgen: vom
Nansen-Wasserschöpfer und Bathythermographen bis zu den elektronischen Verfahren
und den Computern an Bord.
Bei allem, was fachlich so interessant war, steht aber doch fest: das wichtigste waren
die Menschen an Bord, ihr Zusammenleben bei der Arbeit Tag und Nacht und in ihrer
Freizeit. Natürlich hatten die Kapitäne Lemke, Meyer, Feldmann und Kettler einen
großen Einfluß auf die Atmosphäre und den Arbeitsstil an Bord. Bei den Arbeiten mit
Verankerungsketten an Deck lernten wir die Besatzung am besten kennen, vom Decks-
matrosen über den Bootsmann bis zu den Offizieren, vom Bordmechaniker bis zum
Chief. Aber auch die Mitarbeiter unserer Gruppe ebenso wie die Wissenschaftler, Tech-
niker und Studenten anderer Institute lernte man an Bord viel besser kennen als im
Institutsbetrieb zu Hause. Unsere meeresphysikalische Gruppe war im Laufe der Jahre
1964—1984 an achtzehn METEOR-Fahrten beteiligt, und die Zeiten auf diesem Schiff
haben viel zum Zusammenwachsen der Arbeitsgruppe beigetragen. Ähnliches gilt sicher
auch für die anderen Gruppen.
Für mich persönlich waren die METEOR-Expeditionen wichtige Stufen auf meinem
Weg vom Angewandten Physiker und Geräteentwickler zum Physikalischen Ozeanogra-
phen. Es begann mit der Überzeugungsarbeit, die Günter Dietrich noch vor der Indienst-
stellung der METEOR leisten mußte, um mein Interesse für das Rote Meer zu wecken,
und ging weiter mit vielen Forschungsfahrten und der Einbindung unserer eigenen
Programme in internationale Vorhaben.
Zusammenfassend läßt sich sicher sagen: die Arbeiten an Bord der METEOR haben
eine ganze Generation Physikalischer Ozeanographen und Techniker wesentlich mitge-
prägt; METEOR lieferte den wohl wichtigsten Beitrag zum Zusammenbinden der ver-
schiedenen Fachdisziplinen in der Meeresforschung nach dem zweiten Weltkrieg, und sie
hat den deutschen Arbeitsgruppen ermöglicht, zu oft gesuchten Partnern in internationa-
len Programmen zu werden. ;
Gerold Siedler
Marine Meßgeräteforschung und -entwicklung
An der Erforschung des Meeres sind eine ganze Anzahl von Naturwissenschaften
beteiligt. Das liegt daran, daß der Meeresraum zu einem großen Teil mit den physikali-
schen Zuständen seiner Hydrosphäre und deren anorganischen und organischen Inhalten
unter dem Einfluß von Prozessen steht, die auf Wechselwirkungen in seinen Grenzgebie-
ten zurückgehen. Diese Gebiete werden gebildet durch die Grenzflächen zwischen Meer
und Atmosphäre mit der durch sie hindurch erfolgenden Sonneneinstrahlung, durch die
Grenzflächen zwischen Meer und Meeresboden mit seinen unterseeischen Gebirgsforma-
tionen, zwischen der Tiefsee und den Schelfgebieten, zwischen den Küsten mit ihren
Estuarien und dem Land, zwischen dem Meer und polaren Eisfeldern usw. Ein wissen-
schaftliches Verständnis der Phänomene des Meeres durch Forschung erfordert daher
vorab ein Zusammentragen und Verknüpfen von Beobachtungsergebnissen aus allen
Bereichen mariner Wissenschaften. Dabei ist jeder Forscher, vornehmlich für sein Fach,
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