Physikalische Ozeanographie
Ein Rückblick auf die Ozeanographie an Bord der METEOR ist vielschichtig. Da
denkt man an fachliche Dinge, an das Forschungsgerät, das schwimmende Institut, aber
mehr noch an das Zusammenleben und Zusammenarbeiten an Bord, an viele persönliche
Erlebnisse und Erfahrungen. Ich erinnere mich an die Zeit, als METEOR nur als Plan
existierte und trotzdem schon die Entwicklung der Ozeanographie in der Bundesrepublik
Deutschland entscheidend bestimmte, an die Bedeutung, die dieses Schiff für die Ent-
wicklung ozeanographischer Meßgeräte erhielt, und daran, daß METEOR meinen eige-
nen wissenschaftlichen Weg wesentlich mitprägte.
Nach. dem zweiten Weltkrieg hatte die Physikalische Ozeanographie im Westen
Deutschlands mit der „Gauß“ und der „Anton Dohrn“ Hochseearbeiten begonnen,
beschränkt auf Gebiete im Nordostatlantik. Die Möglichkeit, außerhalb dieser Region zu
arbeiten, bot erst die neue METEOR.
Viele haben dazu beigetragen, daß das Schiff entstand, aber der Name Günter
Dietrich ist sicher an erster Stelle zu nennen, und dazu gab es ein internationales
Forschungsvorhaben, vom Special (später Scientific) Committee on Oceanic Research
(SCOR) geplant und dann von der Intergovernmental Oceanographic Commission (IOC)
koordiniert, das den Bau der METEOR beschleunigte und den Arbeitsstil an Bord
prägte: die International Indian Ocean Expedition 1964/65 (IIOE).
Die Vorbereitungen für die IIOE brachten die verschiedenen ozeanographischen
Arbeitsgruppen in der Bundesrepublik zu vielen Gesprächen und Planungen zusammen,
und die gemeinsame Arbeit unterschiedlicher Disziplinen an Bord während der fast
siebenmonatigen Reise ins Rote Meer und in den Indischen Ozean hat sicher mehr für
den Zusammenhang der Meeresforschung und das Verständnis der Nachbardisziplinen
bewirkt, als es organisatorische Maßnahmen an Land je hätten erreichen können. Vor
dem Beginn dieser ersten großen Forschungsfahrt mit dem Schiff schrieb G. Dietrich in
den „Naturwissenschaften“: „Wir stehen vor einem großen wissenschaftlichen Abenteuer
und sind im Begriff, uns in enger internationaler Zusammenarbeit auf möglichst breiter
Basis den Aufgaben der gegenwärtigen Meereskunde in dem unbekanntesten der Ozeane
zuzuwenden“. Ein Abenteuer war diese Reise tatsächlich, weil die meisten von uns,
Besatzung, Wissenschaftler und Techniker, erst Erfahrungen mit der Arbeit auf einem
großen Hochsee-Forschungsschiff gewinnen mußten, weil viele Meßgeräte erstmals in
tiefem Wasser und im Dauerbetrieb eingesetzt wurden, und weil auch das Schiff mit
seinen vielen neuartigen Einrichtungen zunächst manche technische Probleme stellte.
Die Teilnahme an der IIOE war gleichzeitig die erste Mitarbeit der METEOR in einem
internationalen Programm. Andere folgten; für die Physikalische Ozeanographie sind
vor allem zu nennen:
CINECA vor Nordwestafrika,
OVERFLOW auf dem Grönland-Schottland-Rücken,
GEOSECS und NEADS im Nordostatlantik,
GATE und FGGE im tropischen Atlantik,
BALTIC ’75 in der Ostsee, und
JASIN westlich von Schottland.
Obwohl die Internationale Zusammenarbeit stets einen hohen Stellenwert besaß,
gab es auch zahlreiche eigenständige Vorhaben deutscher Institute, wie die Untersuchun-
gen zum Mittelmeerwasser-Ausstrom, zur Warmwassersphäre des Atlantiks und im Rah-
men von. NOAMP.
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