Zu einem ähnlichen Ergebnis kamen auch die Hamburger Kollegen, die auf späteren
Fahrten tiefenseismische Untersuchungen auf dem Reykj anes-Rücken durchführten.
Der Island-Färöer-Rücken war Untersuchungsziel der METEOR-Fahrten
Nr. 14 (1968), 20 (1970) und 28 (1972). Der Island-Färöer-Rücken streicht etwa NW —
SE und damit etwa senkrecht zum aktiven Mittelatlantischen Rücken. Durch systemati-
sche gravimetrische und magnetische Messungen des DHI konnte die Natur dieser
bedeutenden Struktur geklärt werden. Sie besteht aus ozeanischer im Sinne des „Sea
floor spreading“ gebildeter Kruste, in die später vulkanisch/magmatische Injektionen
eingedrungen sind.
Auch in anderen Gebieten des Nordatlantiks sind von METEOR geophysikalische
Studien durchgeführt worden. Diese Untersuchungen und die umfängreichen reflexions-
seismischen Messungen, die. von der BGR mit anderen Schiffen in diesem Seegebiet
ausgeführt worden sind, haben die Kenntnis über den geologischen Bau und die Entwick-
lung der Norwegisch-Grönländischen See erheblich erweitert:
Der Kolbeinsey-Rücken, der die Fortsetzung des Reykjanes-Rückens nörd-
lich von Island bildet, wurde systematisch mit Bathymetrie, Magnetik und Gravimetrie
vermessen. Aufgrund der nachgewiesenen magnetischen Lineationen konnte abgeleitet
werden, daß der Kolbeinsey-Rücken vor etwa 10 Millionen Jahren angelegt worden ist
und sich bis vor etwa 3 Millionen Jahren normal im Sinne des „Sea floor spreading“
entwickelt hat. .
Am norwegischen Kontinentalrand sind geophysikalisch vielfältige
Strukturelemente beobachtet worden. Der prospektive westnorwegische Schelf ist durch
ein komplexes System von Horsten und Gräben ausgezeichnet, die wahrscheinlich im
späten Jura und in der frühen Kreide gebildet worden sind. Im More-Becken und im
Vöring-Becken sind sehr mächtige Kreidesedimente abgelagert worden. Beide Becken
könnten als zukünftige Höffigkeitsgebiete bewertet werden. Westlich davon gibt es auch
vulkanische Strukturelemente.
Die dominierende Struktur in der westlich vom More-Becken gelegene Zone ist ein
über 1000 km langer, 20 bis 60 km breiter und 5000 m mächtiger Gesteinsverband, der
durch ozeanwärts einfallende, divergente Schichten ausgezeichnet ist. Bei diesem Ge-
steinsverband handelt es sich vermutlich um basaltische Laven, die während der frühen
Öffnung der Norwegisch-Grönländischen See vor etwa 56 Millionen Jahren in einem
subaerischen Milieu ausgeflossen sind. Da ähnliche Strukturen auch an anderen passiven
Kontinentalrändern durch reflexionsseismische Untersuchungen der BGR nachgewiesen
worden sind, wird derzeit ihre geologische Natur im Rahmen des internationalen „Ocean
Drilling Programme“ durch Bohrungen der „J oides Resolution“ auf dem Vöring-Plateau
untersucht.
Der Kontinentalrand von NW-Afrika war und ist ein Schwerpunktgebiet der mari-
nen geophysikalischen Forschung. Die Untersuchungen begannen 1967 (Reisen Nr. 8
und 9) im Kanaren Becken. Sie wurden dann auf der Reise Nr. 25 (1971) auf die
Seegebiete vor Mauretanien und Senegal ausgedehnt.
Durch diese Untersuchungen sind die Kenntnisse über den geologischen Aufbau
und die geologische Entwicklung des Kontinentalrandes von NW-Afrika wesentlich er-
weitert worden.
Basierend auf reflexionsseismischen Daten, die mit METEOR erarbeitet worden
sind, wurden Positionen für Bohrungen des „Deep Sca Drilling Project“ festgelegt und
ebohrt.
® Die bei diesen Untersuchungen eingesetzte Meßtechnik hat sich, insbesondere in
den letzten 10 Jahren, erheblich weiterentwickelt. Auf der METEOR-BReise 39 (1975)
setzte die BGR erstmalig ein digitalseismisches Meßsystem ein, bestehend aus einem
12-spurigen und 1500 m langen Streamer. Die digitalseismische Datenerfassung erfolgte
über eine Raytheon MDS-8. Auf der nachfolgenden Reise Nr. 46 (1977) wurde bereits
ein 2400 m langer 24-spuriger Streamer und auf den anschließenden Fahrten Nr. 53
(1980) und Nr. 67 (1984) das digitalseismische Datenerfassungssystem DFS-V eingesetzt.