Hochseeforschung bedeutet mehr als in vielen sonstigen Bereichen internationale
Zusammenarbeit und Vergleiche. Die Nachkriegsgeneration der deutschen Wissenschaft-
ler hatte sich ganz allgemein die Aufgabe gestellt, diesen Anschluß wiederzugewinnen.
Das setzt die internationale Anerkennung der geleisteten Arbeit voraus.
Hochseeforschung fordert einerseits Beschränkung — aus finanziellen, logistischen
und personellen Gründen — auf ausgewählte Probleme und Seegebiete, andererseits
gerade bei der Meeresgeologie fachübergreifende Planung, Durchführung und Auswer-
tung.
Ist dies alles auf den dreiundsiebzig Fahrten der METEOR gelungen? Versucht
man, für diese Schrift die Meeresgeologie im engeren Sinn aus den sonstigen marinen
Geowissenschaften, etwa der Geophysik, herauszuschneiden, so waren ihr drei Fahrten
ganz und etwa zehn Fahrten zur Hälfte gewidmet. Auf rund zwanzig weiteren Fahrten
war die Meeresgeologie im Durchschnitt wohl zu einem Viertel beteiligt. Die unterschied-
lichen Schiffszeiten sind dabei nicht berücksichtigt. Im ganzen dürfte die Meeresgeologie
ein Fünftel der Expeditionszeiten beansprucht haben. Dabei ist nicht berücksichtigt, daß
natürlich jede Fahrt, auf der die Echographen liefen, Datenmaterial zur Morphologie des
Meeresbodens lieferte.
Überwiegend wurde das Schiff geologisch durch das Geologisch-Paläontologische
Institut der Universität Kiel, das DHI in Hamburg und die BGR in Hannover genutzt.
Regionale Schwerpunkte waren der nordwestafrikanische Kontinentalrand zwischen
Sierra Leone und Portugal mit den Inseln und Kuppen davor mit schätzungsweise der
Hälfte der geologischen Fahrtzeiten und das Nordmeer mit einem weiteren Viertel. Dazu
kamen im wesentlichen der Indische Ozean mit dem Persisch/Arabischen Golf und dem
Roten Meer, das Mittelmeer, die Nord- und Ostsee und die Antarktischen Gewässer.
Welche fachliche Prioritäten wurden gesetzt? 1972 definierte das Scientific Commit-
tee on Oceanic Research (SCOR) 11 Schwerpunkte meeresgeologischer Forschung. Mit
der METEOR konnten davon im wesentlichen nur die Hälfte bearbeitet werden, darun-
ter die morphologische Kartierung des Meeresbodens — dies vor allem im Nordmeer —,
die Erforschung. der Kontinentalränder — vor allem vor Nordwestafrika —, der Rand-
und Mittelmeere — Nord- und Ostsee, Mittelmeer —, der ozeanischen Rücken — Grön-
\and-Schottland- und Reykjanes-Rücken — und schließlich die Paläozeanographie, bei
der der Atlantische Ozean im Vordergrund stand.
Die Ergebnisse? Sie sind vielerorts vorgetragen und publiziert worden, am detaillier-
testen in den „Meteor-Forschungsergebnissen“, mit denen versucht wurde, an die Tradi-
tion des „Meteorwerks“ der Expedition 1925/27 anzuknüpfen. Herausgehoben zu werden
verdienen folgende Hauptpunkte:
Bau, Geschichte und heutige geologisch wichtige Prozesse am nordwestafrikanischen
Kontinentalrand. Die engste Zusammenarbeit mit den Geophysikern, aber auch
zwischen verschiedenen Institutionen wird dabei dokumentiert durch den Sammel-
band „Geology of the Northwest African Continental Margin“ (Hrsg. von Rad et
al., Berlin etc. 1982, 713 S.)
Physikalische, chemische und biologische Prozesse prägen die marinen Sedimente
vor, während und nach ihrer Ablagerung. Man muß diese Prozesse kennen, um
fossile Sedimente deuten zu können. Die aktualistische Meeresgeologie versucht
dies in Deutschland mit eigenständiger Tradition. Der Meeresboden wird dabei als
Grenzfläche angesehen, die interdisziplinär beobachtet wird.
Es ist wohl nicht übertrieben, wenn in diesem Zusammenhang als Beispiel ein
weiterer Sammelband letztlich auf die METEOR zurückgeführt wird: Coastal Up-
welling, Its Sediment Record (Hrsg. Thiede & Suess, New York etc., 1983, 604 +
610 S.). Rund ein Drittel der Beiträge darin haben Deutsche geliefert.
2.
A