31. 12. 1964. Kollegialität und Zusammenarbeit waren noch nicht weit entwickelt, die
Anerkennung anderer Wissenschaftszweige und der Interessen anderer Forscher fielen
den eigenen — natürlich bedeutenderen — Problemen zum Opfer. Als am 8. Januar 1965,
am Tage der Äquatortaufe, das gleiche Spiel wieder begann, wieder um 12 Uhr mittags
alle Arbeiten eingestellt wurden, und wieder keine Bodenproben genommen werden
sollten, konnte ich nicht mehr mitspielen. Gegen den scharfen Widerstand insbesondere
jüngerer Kollegen, die glaubten, sich für die Decksmannschaft einsetzen zu müssen,
habe ich erfolgreich Stationen und Bodengreifer gefahren (Meine Äquatortaufe war 1963
im Atlantik erfolgt.). Mannschaft und Bordphysiker kamen mir freiwillig zur Hilfe. Noch
manche Jahre später erwähnten sie diese Episode und gaben damit zu verstehen, daß sie
die Nutzung der Schiffszeit für selbstverständlich und richtig gehalten haben. ;
Hialmar Thiel
Die Landung auf dem St. Pauls-Felsen
Der St. Pauls-Felsen liegt als kleine Gruppe von Felsen, die sich bis etwa 20 m Höhe
aus der See erheben, auf der Position 0° 56’ N; 29° 22’ W. Das heißt, die Felsgruppe
pefindet sich fast genau im Kurs des ersten Meridionalprofils der Atlantischen Expedition
1965 und bot sich deshalb als Navigationshilfe und als Studienobjekt an. Sie ist ein
beliebtes Ziel atlantischer Expeditionen.
Charles Darwin besuchte sie auf seiner großen Weltreise mit der „Beagle“ am
L6. Februar 1832 und gibt einen ausführlichen Bericht über den Zustand der Felsgruppe.
Er erwähnt Sir W. Symonds als „einen der wenigen, die an der Insel schon gelandet
sind.“ Auf der „Challenger“-Expedition wurde der Felsen im J ahre 1873 ebenfalls ange-
laufen. F. Spieß berichtete von einer Landung im Rahmen der „Meteor“-Expedition
1925—1927 am 10. Mai 1925. Am 21. Juli 1948 hat eine Gruppe der schwedischen
„Albatros“-Expedition ebenfalls den Felsen besucht.
So lag es nahe, daß auch wir das Vorbeilaufen an dieser Felsgruppe zu einem kurzen
Aufenthalt ausnutzten: ;
Am Sonntag, dem 29. August 1965, vormittags, wurde von der Bojenstation bei 30°
N in die Nähe des St. Pauls-Felsens gelaufen und dort eine Triftstation begonnen, die
automatisch in die Nähe der Boje bei 1° N führte. So konnte die Landung auf St. Paul
ohne Zeitverlust für die Expedition vorgenommen werden.
An der Landeunternehmung nahmen teil:
Von der Stammbesatzung METEOR: Der Zweite Offizier K. Kolozei, der Boots-
mann J. Schulz, der Hochfrequenztechniker U. Rubach und die Matrosen H. Heinsohn
und J. Zinsmeister.
Aus dem Kreis der Wissenschaftler nahmen teil: Prof. Dr. R. Mühleisen als Leiter
und Dipl.-Met. E. Augstein, Dipl.-Phys. M. Dunckel, cand. rer. nat. H. Graßl (als
Hochalpinist!), Dipl.-Met. H. Hoeber, Dipl.-Phys. H. Schaaf, Dipl.-Phys. F. Schirmer,
Dipl.-Phys. H. U. Widdel, Dipl.-Phys. K. Mollnhauer.
Prof. Dr. Mühleisen schreibt u. a.:
„Am 29. August 1965, um 12.30 Uhr, verließ das Verkehrsboot die METEOR, die
1,2 sm südwestlich von dem Felsen lag. Die Dünung war mittelstark bei Windstärke
4 Bft aus Südost. Das Boot steuerte die durch die drei Hauptinseln hufeisenförmig
amfaßte Bucht von Lee aus an und erreichte dort einigermaßen ruhiges Wasser. Da
durch die Rinnen zwischen den Inseln laufend Wasser in die Bucht einlief, war ein
Anlegen mit dem Verkehrsboot nicht möglich. Es konnte aber in die Bucht einfahren, da
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