METEOR-Local-Nachrichten vom 28. 1. 65
Wie uns von gut unterrichteter Seite mitgeteilt wurde, ist unser Schiffsarzt Dr.
Ohlen in den gestrigen Abendstunden in beträchtliche Aufregung versetzt worden, die
ihn angstgepeinigt durch die Betriebsgänge hetzen ließ. Ein von ihm zufällig mitgehörtes
Gespräch über die etwaigen Möglichkeiten einer Erweiterung dieser Forschungsreise auf
unbegrenzte Zeit in noch unbegrenztere Forschungsgebiete ließ sein Blut in den Adern
gefrieren. Mittlerweile wurde das Mißverständnis wieder aufgeklärt, und den vereinten
Bemühungen von Schiffsführung und wissenschaftlicher Leitung ist es gelungen, den
Blutdruck unseres Doktors wieder zu normalisieren. Dem Betrachter drängt sich jedoch
im Zusammenhang mit diesem Vorfall die Frage auf, ob sich der schon sprichwörtliche
Entdeckerdrang unseres Doktors nach Neuem und Unbekanntem bereits in Mombasa
erschöpft habe, wo es ihm in unermüdlichem harten Einsatz gelungen sein soll, bis in
schwarze unbekannte Tiefen vorzudringen, um die mombasische Volksseele zu studieren
und kennenzulernen. Vermutlich ist seine augenblickliche Konditionsschwäche als Reak-
tion für diese Tätigkeit zu werten.
Egon Königer
METEOR-Local-Nachrichten vom 1. 2. 65
Heute wollen wir nun ein besonders bemerkenswertes Mitglied unserer Gemeinde
würdigen. Zum 60. Geburtstag unseres allseits verehrten Herrn Professor Schott sicht
sich unser Studio veranlaßt, seiner Person und seiner Tätigkeit an Bord einen kurzen
Rückblick zu widmen. Schon bei seinem ersten Zusammentreffen mit der METEOR im
August vorigen Jahres verblüffte dieser Mann alle Anwesenden durch seine energiegela-
dene Betriebsamkeit, und seine über das Arbeitsdeck schallenden Kommandos mit
befehlsgewohnter Stimme trieben Wissenschaftler und Schiffsmann zu schnellerer Gang-
art. Das Studio würdigte an dieser Stelle damals seine Bemühungen um ein völlig neues
Verfahren, den Meeresboden zu erforschen. Nicht mehr das Sediment, sondern die
kurvenreichen Formen der wieder hochgehievten Stoßröhren gaben dabei der Wissen-
schaft wichtige Hinweise auf die Beschaffenheit des Meeresbodens. Dieses Verfahren
scheint jedoch für größere Forschungsreisen nicht anwendbar zu sein, da das jeweilige
Forschungsschiff einen besonderen Stoßröhren-Versorgungstroß benötigte, dessen
Finanzierung den Bundeshaushalt etwas ungebührlich belasten würde. Der unermüdliche
Forschergeist unseres Professors läßt ihn auch auf dieser Reise nach neuen Wegen in der
Bodenforschung suchen. So kam er zum Beispiel auf den genialen Gedanken, aus einem
1,80 m langen Stoßrohr einen 2 m langen Sedimentkern herauszuholen. Die unzweifel-
haft wirtschaftlichen Vorteile bei diesem Verfahren liegen offensichtlich auf der Hand. In
Anbetracht dieser einmaligen Verdienste haben wir Professor Schott für die Verleihung
des goldenen Stoßrohres am Bande vorgeschlagen. Diese hohe Auszeichnung wird je-
weils nur für mindestens fünfhundert laufende Meter Sediment verlichen und ist daher
eine echte Würdigung für ihn.
Wir alle wünschen Herrn Professor Schott alles Gute für die Zukunft und viele Jahre
erfolgreichen Schaffens.
Egon Königer
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