Die restlichen Kupferstecher der Firma Reimer wurden in das DHI übernom-
men. Die Firma Ratthei siedelte sich mit dem Umzug des Seekartenwerkes in Ham-
burg an und war dort noch mit 5 Stechern für Auftragsarbeiten aus dem DHI tätig.
Die Firma Wüst (Gründung eines ehemaligen Kupferstechers der Firma Reimer in
Berlin) zog von Berlin nach Hamburg und wurde mit 3 Stechern ebenfalls für das
DHI tätig. Bis 1957 waren neben den Firmen Wüst und Ratthei im Kupferstich 10
und in der Lithographie 17 Mitarbeiter mit der Bearbeitung der Originale beschäftigt.
In wenigen Jahren ab 1957 trugen wesentliche technische Neuerungen im Be-
reich der technischen Kartographie dazu bei, die Bearbeitungszeiten auf Folien zu
verkürzen und den Kupferstich abzulösen.
Umstellung der Kupferstichoriginale auf Transparentfolien
In Zusammenarbeit mit dem Seekartenwerk entwickelte die Firma Ratthei das
sogenannte Rattheische Lackspritzverfahren. Die Kupferstichplatte wurde dabei mit
einem feinen, in Lack gelösten Metallschliff eingefärbt und danach in mehreren
dünnen Schichten mit Lack überspritzt. Eine mit Lack beschichtete, transparente
Folie (Astralon) wurde auf die so vorbereitete Platte aufgeklebt und mit ihr der feine
Metallschliff aus den Vertiefungen der Platte abgezogen. Der Abzug war transparent
und kopierfähig und wurde für die weitere Bearbeitung auf Astralon umkopiert.
Dabei wurde jede Feinheit, die der Kupferstich zeigte, übertragen. Obwohl das für
den Abzug verwendete Astralon maßhaltig war, entstanden durch die Einwirkung
des Lackes Verzerrungen der Karten.
Natürlich machte es in den nächsten Jahren Mühe, das sehr feine, auf Folie
vorliegende Kupferbild so fortzuführen, daß sich die neuen Korrekturen harmonisch
in das Kupferbild einfügen ließen. Speziell das mit dem Roulette ausgeführte Raster
im Kupferbild ließ sich nie durch Montage, Einkopie und Zeichnung neu angleichen.
Auch ließ sich der feine Kupferstich, z. B. des Wattgebietes, durch zeichnerische
Ergänzungen nicht befriedigend nachahmen. Diese Schwierigkeiten und geänderte
Auffassungen zur Darstellung der Seekarten führten schließlich dazu, daß eine völlige
Neuzeichnung der Karten mit Kupferbild langfristig für die Fortführung wirtschaftli-
cher war. Noch heute werden Karten mit altem Kupferbild durch Neuzeichnungen
ersetzt. Im DHI wurden bis 1959 noch Kupferplatten fortgeführt; bei den Firmen
Wüst und Ratthei wurde 1961 der Kupferstich eingestellt.
Einführung der Montagetechnik
Bis Ende der fünziger Jahre wurden im Seekartenwerk noch alle Signaturen,
Tiefenzahlen und Beschriftungen der Karten mit der Zeichenfeder auf transparente
Folie gezeichnet. Dieses Verfahren war sehr zeitaufwendig und erforderte gut ausge-
bildete kartographische Zeichner.
Für die Montage der immer wiederkehrenden Signaturen der Seekarte wurde
jede Signatur einmal in stark vergrößerter Form gezeichnet, verkleinert und fotogra-
fisch vervielfältigt. Die so entstandenen Signaturen wurden auf Strippingfilm kontakt-
belichtet, der auf seiner Rückseite mit Wachs beschichtet wurde. Signatur für Signa-
tur konnte nun mit einem Schaber aus dem mit Wachs beschichteten Bogen herausge-
schnitten und auf die geforderte Position auf einem transparenten Montageträger
montiert werden. Die so entstandene Montage wurde in das halbfertige Original
einkopiert.
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