Skip to main content

Full text: 125 Jahre amtliche deutsche Hydrographie 1861 - 1986

Das Hydrographische Bureau verfügte im Jahre 1875 nur über einen Leitenden 
Kartographen und zwei Zeichner. Von 1880 bis 1885 betrug die Zahl der kartographi- 
schen Mitarbeiter nur fünf. Daneben wurden jedoch bei der Firma Hugo Petters in 
Hildburghausen weitere Kartokupferstecher für das Seekartenwerk tätig. Hier wur- 
den die für den Neustich der Karten nötigen Arbeiten ausgeführt, während die 
bestehenden Platten durch die Stecher des Hydrographischen Bureaus laufend rich- 
tiggehalten wurden. Die Papierbeschaffung und der Seekartendruck wurden ebenfalls 
vom Amt wahrgenommen, während der Vertrieb der Seekarten der Firma Dietrich 
Reimer in Berlin übertragen wurde. 
Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts wuchs das Personal des Hydrographischen 
Bureaus (inzwischen Nautische Abteilung des Reichs-Marine-Amtes) auf 11 Karto- 
graphen an, aber die Anzahl der Seekarten nur auf 138, weil 82 Karten so veraltet 
waren, daß sie durch neue ersetzt werden mußten. 
Die Technik des Kupferstiches 
Die in diesem Kapitel beschriebenen Techniken sollen keine Anleitung zum 
Kupferstich darstellen. Sie sollen vielmehr aufzeigen, daß diese Technik der Original- 
herstellung im handwerklichen Bereich bis heute unerreichte Höchstleistungen dar- 
stellt. Beim Verstehen der einzelnen Arbeitsschritte wird schließlich deutlich, welche 
enorme Arbeit beim Aufbau des Seekartenwerkes geleistet worden ist. 
Kupferplatte 
Die Kupferplatten wurden von der Firma W. Otto in Berlin und dem Nachfolger 
Hugo Roßmann geliefert. Sie waren nicht selten mehr als 1 m? groß und von 3 mm 
bis 4 mm Stärke. Die Kupferplatte wurde aus einem gegossenen Kupferblock heraus- 
geschnitten, gewalzt, gehämmert und plangeschliffen. Ihre Ränder wurden mit einer 
Facette versehen. 
Übertragungsverfahren 
Die redaktionelle kartographische Bearbeitung bzw. Vorlage wurde auf Karton 
gezeichnet. Auf diese Zeichnung wurde eine mit Gelatine beschichtete durchsichtige 
Folie gelegt und die Zeichnung mit einer Nadel auf dieser Folie nachgeritzt. Der 
entstandene Grat der Ritzung wurde mit Blaupulver eingepudert und auf der mit 
Lack überzogenen Kupferplatte durchgerieben. Nach Abnahme der Gelatinefolie 
blieb auf der Kupferplatte das zu stechende Bild in blauer Farbe sichtbar. 
Mit fortschreitender Reproduktionstechnik wurde später die Zeichnung kopier- 
technisch auf die Kupferplatte übertragen. Dazu wurde von der Zeichnung an der 
Reproduktionskamera zunächst ein Diapositiv gefertigt. Die Kupferplatte wurde mit 
einer Kopierschicht versehen und wie beim Positivkopierverfahren unter dem Diapo- 
sitiv der Vorlage im Kopierrahmen belichtet und danach entwickelt. Zur Sichtbarma- 
chung der Zeichnungsstellen (blankes rotes Kupfer) wurde die Schicht mit Methylvio- 
lett eingefärbt. Übrig blieb dabei die rote seitenverkehrte Zeichnung auf violettem 
Grund. 
Werkzeug und Stich 
Das Werkzeug des Kupferstechers bestand aus bis zu 50 unterschiedlich ange- 
schliffenen Sticheln und Nadeln, mit denen der Stecher in der Lage war, jede 
gewünschte Strichstärke zu stechen. Nach vierjähriger Ausbildung zum Kartokupfer- 
stecher griff der Stecher stets auf sein persönliches Werkzeug zurück, das er sich 
speziell für die Führung aus seiner Hand zugeschliffen hatte.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.