Das Hydrographische Bureau verfügte im Jahre 1875 nur über einen Leitenden
Kartographen und zwei Zeichner. Von 1880 bis 1885 betrug die Zahl der kartographi-
schen Mitarbeiter nur fünf. Daneben wurden jedoch bei der Firma Hugo Petters in
Hildburghausen weitere Kartokupferstecher für das Seekartenwerk tätig. Hier wur-
den die für den Neustich der Karten nötigen Arbeiten ausgeführt, während die
bestehenden Platten durch die Stecher des Hydrographischen Bureaus laufend rich-
tiggehalten wurden. Die Papierbeschaffung und der Seekartendruck wurden ebenfalls
vom Amt wahrgenommen, während der Vertrieb der Seekarten der Firma Dietrich
Reimer in Berlin übertragen wurde.
Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts wuchs das Personal des Hydrographischen
Bureaus (inzwischen Nautische Abteilung des Reichs-Marine-Amtes) auf 11 Karto-
graphen an, aber die Anzahl der Seekarten nur auf 138, weil 82 Karten so veraltet
waren, daß sie durch neue ersetzt werden mußten.
Die Technik des Kupferstiches
Die in diesem Kapitel beschriebenen Techniken sollen keine Anleitung zum
Kupferstich darstellen. Sie sollen vielmehr aufzeigen, daß diese Technik der Original-
herstellung im handwerklichen Bereich bis heute unerreichte Höchstleistungen dar-
stellt. Beim Verstehen der einzelnen Arbeitsschritte wird schließlich deutlich, welche
enorme Arbeit beim Aufbau des Seekartenwerkes geleistet worden ist.
Kupferplatte
Die Kupferplatten wurden von der Firma W. Otto in Berlin und dem Nachfolger
Hugo Roßmann geliefert. Sie waren nicht selten mehr als 1 m? groß und von 3 mm
bis 4 mm Stärke. Die Kupferplatte wurde aus einem gegossenen Kupferblock heraus-
geschnitten, gewalzt, gehämmert und plangeschliffen. Ihre Ränder wurden mit einer
Facette versehen.
Übertragungsverfahren
Die redaktionelle kartographische Bearbeitung bzw. Vorlage wurde auf Karton
gezeichnet. Auf diese Zeichnung wurde eine mit Gelatine beschichtete durchsichtige
Folie gelegt und die Zeichnung mit einer Nadel auf dieser Folie nachgeritzt. Der
entstandene Grat der Ritzung wurde mit Blaupulver eingepudert und auf der mit
Lack überzogenen Kupferplatte durchgerieben. Nach Abnahme der Gelatinefolie
blieb auf der Kupferplatte das zu stechende Bild in blauer Farbe sichtbar.
Mit fortschreitender Reproduktionstechnik wurde später die Zeichnung kopier-
technisch auf die Kupferplatte übertragen. Dazu wurde von der Zeichnung an der
Reproduktionskamera zunächst ein Diapositiv gefertigt. Die Kupferplatte wurde mit
einer Kopierschicht versehen und wie beim Positivkopierverfahren unter dem Diapo-
sitiv der Vorlage im Kopierrahmen belichtet und danach entwickelt. Zur Sichtbarma-
chung der Zeichnungsstellen (blankes rotes Kupfer) wurde die Schicht mit Methylvio-
lett eingefärbt. Übrig blieb dabei die rote seitenverkehrte Zeichnung auf violettem
Grund.
Werkzeug und Stich
Das Werkzeug des Kupferstechers bestand aus bis zu 50 unterschiedlich ange-
schliffenen Sticheln und Nadeln, mit denen der Stecher in der Lage war, jede
gewünschte Strichstärke zu stechen. Nach vierjähriger Ausbildung zum Kartokupfer-
stecher griff der Stecher stets auf sein persönliches Werkzeug zurück, das er sich
speziell für die Führung aus seiner Hand zugeschliffen hatte.