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Full text: 125 Jahre amtliche deutsche Hydrographie 1861 - 1986

Der Kartographie wurde übertragen: „Das Studium und die Sichtung des karto- 
graphischen und geographischen Materials für die Originalbearbeitung der Karten, 
die Prüfung der Originale und sämtlicher Sticharbeiten auf Richtigkeit und technische 
Ausführung, die laufende Richtighaltung der Karten und die Ausbildung des Nach- 
wuchses. Gleichzeitig wurde der Ausbau des kartographischen Archivs vorgenom- 
men“. Es waren Aufgaben, die auch heute noch im wesentlichen von der „Nautischen 
Kartographie“ ausgeübt werden. Von 1902 bis 1908 kamen daraufhin 128 neue 
Seekarten der verschiedenen Gebiete neu heraus. Das damalige Ziel, im Laufe der 
nächsten 50 Jahre ein Seekartenwerk mit etwa 2400 verschiedenen Seekarten zu 
schaffen, blieb ein Wunsch; mehr noch — es hat sich durch den in unseren Tagen 
üblichen Austausch amtlicher Seekarten im internationalen Rahmen schlichtweg 
überlebt. 1908 wurde die Nautische Abteilung umbenannt in „Nautisches Departe- 
ment des Reichs-Marine-Amts“. 
Im Jahre 1911 — 50 Jahre nach Einrichtung des Hydrographischen Bureaus - 
waren 24 kartographische und 11 technische Mitarbeiter im Seekartenwerk tätig. Der 
Bestand an Karten betrug erst 404, nämlich 190 Karten der Ostsee und der Nordsee 
und des Englischen Kanals, 49 Karten des Atlantischen Ozeans, 12 des Mittelmeeres, 
20 des Roten Meeres, 44 des Indischen Ozeans, 84 des Stillen Ozeans und 5 Karten 
verschiedenen Inhalts. Das Ziel, etwa 50 neue Karten Jährlich herauszubringen, war 
auf dem bisherigen Wege mit dem vorhandenen Personal, das überwiegend für die 
laufenden Arbeiten beansprucht wurde, nicht zu erreichen. Obwohl es im Deutschen 
Reich leistungsfähige kartographische Institute gab, kamen diese für die Bearbeitung 
von Seekarten, die eine besondere Schulung des Personals voraussetzen, nicht in 
Frage. Das Nautische Departement fand unter seinen jüngeren Kartographen in 
Richard Enderich eine qualifizierte Fachkraft, die bereit war, die amtliche Laufbahn 
aufzugeben und ein eigenes Institut, die „Hydrokartographische Anstalt“ in Berlin- 
Steglitz, zu gründen. Diese Anstalt war ausschließlich für das Reichs-Marine-Amt 
tätig und wurde durch einen Kontrollbeamten des Amtes beaufsichtigt. Im Jahre 
1914 waren in der Firma Enderich 21 kartographische Mitarbeiter für die Bearbeitung 
von Seekarten tätig. Kartographen der damaligen Firma Enderich haben das deut- 
sche Seekartenwerk bis heute wesentlich mitgestaltet. 
In den Jahren bis zum Beginn des ersten Weltkrieges wurde am Ausbau des 
Kartenwerkes intensiv gearbeitet. Am 1. August 1914 waren 508 Seekarten erschie- 
nen, 104 Karten mehr als 1911. Der Krieg hat die Tätigkeit des Nautischen Departe- 
ments und damit auch den weiteren Ausbau des deutschen Seekartenwerkes sehr 
beeinflußt. Ein Teil des Personals der für das Seekartenwerk tätigen Privatinstitute 
und auch des Nautischen Departements wurde zum Kriegsdienst eingezogen. Der 
Betrieb mußte jetzt ausschließlich auf den Bedarf der Kriegsmarine und ihrer Hilfs- 
schiffe eingestellt werden. 
Bis zum April 1919 waren 664 Karten erschienen. Nach Beendigung des Krieges 
mußte das Personal bei der Marineleitung und bei den Privatanstalten stark vermin- 
dert werden. Die Zahl der jährlich neu herauszugebenden Karten wurde infolge- 
dessen im Einvernehmen mit dem Reichsfinanzministerium auf 15 festgesetzt. Es 
folgte ein für das Seekartenwerk schwieriges Jahrzehnt. Die Notwendigkeit, das 
deutsche Seekartenwerk im Interesse der Schiffahrt, der Volkswirtschaft und des 
Volksvermögens zu erhalten und auszubauen, wurde in Denkschriften — so auch 
zum Haushalt 1921 — begründet. 
In einem Schreiben vom 23. Juni 1927 hatte „Der Reichssparkommissar‘“ an das 
Reichsverkehrsministerium — Marineleitung — u.a. die Frage gestellt, ob eine Be- 
schränkung der Seekartenherstellung auf die europäischen Gewässer und den Atlan- 
tischen Ozean möglich wäre und welche Ersparnisse an persönlichen und sächlichen 
Ausgaben sich hierdurch ergeben würden. In den Stellungnahmen zu diesen und 
anderen Fragen wurde u.a. darauf hingewiesen, daß eine Beschränkung des deut-
	        
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