Seit 1978 werden die ehemals gebundenen Seehandbücher als Ringbücher her-
ausgegeben und die Abbildungen zu den Küstenbeschreibungen gesammelt an den
Schluß des Textteils gestellt. Eine weitere Rationalisierungsmöglichkeit ergab sich in
Verbindung mit der ständigen Verbesserung des zur Verfügung stehenden Seekarten-
materials. In den Büchern konnte damit auf eine detaillierte küstengeographische
Beschreibung verzichtet und das Hauptgewicht auf die Darstellung der nautischen
Besonderheiten gelegt werden, um den Text insgesamt zu reduzieren und übersicht-
licher gestalten zu können. Überregionale Vorschriften und allgemeine nautische
Informationen wurden seit 1979 vermehrt in das eigenständige, die Seehandbücher
ergänzende Handbuch „Für Brücke und Kartenhaus“ ausgegliedert, das bereits 1963
in erster Auflage erschienen war und eine kleine Schrift von 1955 als Vorläufer
gehabt hatte. Aufgrund dieser Maßnahmen verminderte sich die Anzahl der einzel-
nen Bücher bei größerer Ausdehnung des Gesamtwerks deutlich: Das amtliche DHI-
Seehandbuchwerk umfaßt heute 33 Bände gegenüber 45 Bänden vor zehn Jahren.
Die Art der laufenden Berichtigung der Seehandbücher hat vielfach gewechselt.
Seit Anfang 1911 erschienen für jedes Buch jährliche Ergänzungen, die eine Samm-
lung aller in den „Nachrichten für Seefahrer“ veröffentlichten Berichtigungen des
letzten Jahres enthielten. Zusätzlich gab man bei Bedarf ausführlichere Nachträge
heraus. Als anzustrebende Laufzeit für die Auflage eines Buches waren etwa zehn
Jahre geplant. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde auf die Ergänzungen verzichtet; es
erschienen zu jedem Buch jährlich am 31. Dezember abgeschlossene Nachträge. Seit
der Bearbeitung des Seehandbuchwerks im DHI wird zu jedem Band etwa alle zwei
Jahre ein Nachtrag herausgegeben, der den jeweils vorangegangenen aufhebt und die
neuesten Informationen enthält, die seit Erscheinen des Handbuchs zugänglich
waren. Zusätzlich werden in den „Nachrichten für Seefahrer“ laufend bereits ausfor-
mulierte, dem Buchtext angepaßte Berichtigungen veröffentlicht — seit 1981 auf
einseitig bedrucktem Papier, so daß sie ausgeschnitten und als Deckblätter verwendet
werden können. Um das Buchgut durch die eingeklebten Berichtigungen nicht zu
unübersichtlich werden zu lassen, erscheinen die Seehandbücher in jüngerer Zeit in
der Regel alle fünf Jahre neu, d. h. jährlich sind sechs bis sieben Bücher als Neuauf-
lagen zu veröffentlichen.
Der drastische Rückgang an Schiffseinheiten in der Handelsschiffahrt der Bun-
desrepublik insbesondere in den Jahren von 1970 bis 1977 durch Umstrukturierung,
Ausflaggungen, Unternehmenszusammenbrüche und Betriebsaufgaben ließ Überle-
gungen laut werden, ob denn bei derart stark reduzierter nationaler Flotte die
Herausgabe eigener amtlicher Seehandbücher überhaupt noch gerechtfertigt sei.
Diese Frage mußte man letztendlich zugunsten des deutschen Seehandbuchwerks
bejahen, und zwar nicht nur, weil sich die Anzahl der deutschen Schiffe inzwischen
stabilisiert zu haben scheint, sondern auch in dem Wissen, daß deutsche Schiffsfüh-
rungen in der Regel deutschsprachige Veröffentlichungen vorziehen, die vom DHI
herausgegebenen Bücher unmittelbar auf aktuellem Stand gehalten werden können
und ihr Textteil den sich wandelnden Bedürfnissen speziell unserer Schiffahrt in
angemessenen Zeitabständen durch entsprechend bearbeitete Neuauflagen angepaßt
werden kann.
Anders als bei den Seekarten, bei denen in internationaler Zusammenarbeit
eine Vereinheitlichung schon relativ weit gediehen ist, konnte sich eine internationale
Standardisierung bei den Seehandbüchern nicht durchsetzen. Die XII. Internationale
Hydrographische Konferenz (1982) entschied wegen der unterschiedlich gelagerten
Problematik, die zuvor gebildete „Commission on Standardization of Nautical
Books“ wieder aufzulösen. Man kam zu dem Schluß, daß es unter anderem wegen
der Sprachprobleme keine gewichtigen Gründe für die Schaffung eines internationa-
len Seehandbuchwerks gebe und eine straffere Standardisierung der Einführung
national bedingter Neuerungen und somit einer positiven Weiterentwicklung insge-
samt im Wege stehe.