Eine ähnliche neue Entwicklung stellt das „Automatisierte Nautische Informa-
tions-System“ (ANIS) dar, das in engem Zusammenhang mit ECDIS steht. Grund-
lage des ANIS sind Datenbanken, die alle gültigen Texte der nautischen Bücher und
die Bestände an digitalisierten Seekarten enthalten. Alle neu hinzukommenden Be-
richtigungen werden laufend erfaßt und in einer aktuellen Fortführungskartei, die
ebenfalls Datenbankstruktur hat, gespeichert. Aus der Fortführungsdatei wird per
Programm das jeweilige nächste NfS-Heft zusammengestellt, der Text der nautischen
Bücher berichtigt, so daß die aktuelle Version jederzeit verfügbar ist und reprodu-
ziert werden kann, und der digitale Seekartenbestand fortgeführt.
Ein Teil eines solchen Systems — der die Seekarten betreffende Teil der NfS —
ist bereits beim Hydrographischen Dienst in Washington, USA, installiert und arbei-
tet zufriedenstellend. Auch das DHI nutzt diesen Dienst und ruft einmal in der
Woche die für die Fortführung seiner Karten der US-Küste notwendigen Informatio-
nen ab.
Genau wie ECDIS wird auch ANIS noch eine Reihe von Jahren benötigen,
bevor es installiert und eingeführt ist. Die schöpferische Leistung der Mitarbeiter in
der Seevermessung, im Seekarten- und -bücherwerk wird aber weder durch ECDIS
noch durch ANIS ersetzt werden können.
Anfangs wurde gesagt, die amtliche deutsche Hydrographie sei ein Dienst des
Staates für die Schiffahrt. Nun kann man vielleicht entgegenhalten, daß Seekarten
und -bücher ja nicht kostenlos zur Verfügung gestellt, sondern verkauft werden, also
Geld einbringen. Das ist richtig — nur decken die Einnahmen nicht die Gesamtausga-
ben für Vermessung, kartographische und redaktionelle Bearbeitung, Druck und
Vertrieb. Diese Kosten sind wegen der Besonderheiten der Seekarten und -bücher —
vor allem wegen des Zwanges, nur kleine Auflagen drucken zu können und die
gedruckten Lagerbestände von Hand fortzuführen — im Verhältnis zu anderen
Druckerzeugnissen sehr hoch. So muß der Staat einen Teil der Unkosten selbst
tragen.
Bei den Bemühungen der Bundesregierung, Staatsausgaben zu senken, wird
auch dieser Posten kritisch betrachtet. Das Seekarten- und -bücherwerk hat alles
getan und wird es auch weiterhin tun, um durch bessere Kartenschnitte, den Einsatz
wirtschaftlicher Verfahren und neuer Techniken, kurz gesagt durch Ausnutzung aller
Rationalisierungsmöglichkeiten, die Kosten zu senken. Die amtliche deutsche Hydro-
graphie konnte ihren hohen Stand nur erreichen und halten, weil zu allen Zeiten die
Mitarbeiter ihren Beruf als Berufung empfanden und noch empfinden, die Regie-
rungsstellen die Bedeutung der Hydrographie für das Wohl unseres Landes erkann-
ten und sie unterstützten. und förderten, nicht zuletzt aber, weil zu allen Zeiten
freiwillige Mitarbeiter — meist in ihrer Freizeit — dazu beisteuerten, daß Karten und
Bücher verbessert. wurden und aktuell bleiben konnten.
Hoffen wir, daß heute wie in den vergangenen 125 Jahren die Bedeutung des
amtlichen deutschen Seekarten- und -bücherwerkes höheren Orts richtig gewürdigt
wird, damit es auch in kommender Zeit die deutsche Schiffahrt mit dem notwendigen
Handwerkszeug für die Sicherheit und Leichtigkeit des Seeverkehrs ausrüsten kann.
Allen Beschäftigten im DHI, den freiwilligen Helfern an Bord und an Land und
den vorgesetzten Stellen im Ministerium sei auch an dieser Stelle für die Unterstüt-
zung der amtlichen deutschen Hydrographie gedankt.
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