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Kapitel 4
Zudem ist die Elektronik unterhalb des Zentrifugenrotors eingebaut. Ein unkontrollierter
Austritt von Seewasser führte nach wenigen Betriebsstunden zu einem Defekt des
Motors und der Steuerelektronik. Zusammenfassend kann gesagt werden, daß normale
Laborzentrifugen nur nach aufwendigen Umbaumaßnahmen, wie dem Einsatz einer
doppelt-kardanischen Lagerung und einer Auslagerung der Elektronik in ein separates
Gehäuse, für den Einsatz auf einem Schiff geeignet sind [169, 184].
Auf der Gauss-Reise Nr. 227 wurde daher eine, an Bord fest eingebaute Durchlauf
zentrifuge der Fa. Padberg (CEPA-Schnellzentrifuge Z 61) versuchsweise eingesetzt.
Diese Zentrifuge wird im Rahmen von Schwermetalluntersuchungen an Schwebstoffen
u.a. im BSH eingesetzt [143, 144, 185]. Es lagen aber keine Erkenntnisse zu
Abscheideraten und Eignung dieses Zentrifugentyps hinsichtlich der Untersuchung von
Schwebstoffen auf organische Spurenstoffe vor. Aufbau und technische Details der
Zentrifuge enthält Kap. 4.5. Im Verlauf der Reise wurden mehrere Zentrifugationen von
15 - 20 m 3 Seewasser bei einem Durchsatz von 1 m 3 /h durchgeführt. Dabei wurden
definierte Volumina von zwei Stichproben des zentrifugierten Seewassers über
ausgewogene Membranfilter (0,4 pm Porengröße) filtriert und diese dann nach
Trocknung im Labor zurückgewogen. Es ergaben sich Restgehalte von 0,1 bis 0,2 mg
Schwebstoff pro Liter. Im Monat Juli konnte von recht hohen Schwebstoffgehalten
zwischen 5 und 10 mg/l (teilweise noch höher) ausgegangen werden, so daß auf eine
Abscheidungsrate von > 90 % zu schließen war. Auf diesem Wege konnte eine
gewisse Menge an Schwebstoff gewonnen werden, um erste Soxhlet- und SFE-
Experimente durchführen zu können Die Zentrifugation mit einem entsprechend
dimensionierten Gerät war somit prinzipiell zur Abtrennung von Schwebstoffen aus der
Wasserphase geeignet.
Ein eventueller Nachteil der Zentrifuge könnte die kontinuierliche Arbeitsweise sein.
Für Untersuchungen zur Verteilung von Stoffen zwischen gelöster und partikulär
gebundener Phase wäre ein direkter Vergleich des zentrifugierten Seewassers mit dem
zuvor im Wasserkörper suspendierten Schwebstoff erforderlich. Es kann zwar eine
Probe des zentrifugierten Seewassers genommen werden, diese Probe ist aber nicht
repräsentativ für die gesamte Dauer einer Zentrifugation, was für derartige
Untersuchungen unabdingbar wäre. Eine Lösung dieses Problems könnte im Absplitten
eines geringen Teils des aus der Zentrifuge austretenden Wassers und dessen
Sammlung über einen längeren Zeitraum sein. Eine derartige Probe des Seewassers
wäre besser mit dem abgetrennten Schwebstoff vergleichbar. Als weiteres (mögliches)
Problem waren auch hier die Adsorptions- und Kontaminationsrisiken zu nennen.