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GOOS-Workshop: Kurzfassungen der Vorträge
Themenkreis I: Das Meer als Lebensraum
Gefahrenpotential Meer für den Lebensraum des Menschen
Thomas Pohlmann
ZMK Hamburg / GKSS Geesthacht
Allgemein wird bei der Klassifikation der vom Meer ausgehenden Gefahren zwischen natürli
chen und anthropogen bedingten unterschieden, obwohl durch die Einflußnahme des Menschen
auf das Klimageschehen ehemals rein natürliche Gefahren durch anthropogene Tätigkeiten
modifiziert werden.
1 Natürliches Gefahrenpotential
(a) säkulare Änderungen
(b) natürliche intern oder extern getriebene Schwankungen des Klimasystems
(c) Sturmfluten
(d) Tsunamis
2 Anthropogen bedingtes Gefahrenpotential
(a) Anthropogene Klimaänderungen, die Einfluß auf die Risiken l(a), I (b) oder l(c)
haben
(b) Belastungen des marinen Ökosystems durch anthropogenen Einfluß
Die Gefahren 1 (a) und l(d) werden nicht behandelt, da sie für den Bereich der europäischen
Gewässer keine wesentliche Bedrohung darstellen. Die anderen Risiken werden in Zusam
menhang mit dem anthropogenen Einfluß auf das Klima 2(a) diskutiert.
Die anthropogen bedingte Klimaänderung durch ansteigenden C0 2 -Ausstoß läßt sich mit
bestimmten Fehlermargen mit den gegenwärtigen Klimamodellen unter Verwendung von
Szenarienrechnungen abschätzen. Es zeigt sich jedoch, daß der Meeresspiegelanstieg, der für
das ’2xC0 2 '-Szenario ca. 20 cm beträgt, regional sehr stark variiert. So gehört der Bereich des
nordwesteuropäischen Schelfes mit ca. 35 cm zu den am stärksten betroffenen Regionen.
Modellrechnungen für die Nordsee haben gezeigt, daß das gegenwärtige Klimasystem zu einer
optimalen Wassermassenzirkulation mit maximalen Durchsatzraten führt. Jede Änderung des
Klimasystems verlängert die Aufenthaltsdauer von Schadstoffen in der Nordsee. Des weiteren
konnte mit Hilfe eines dreidimensionalen Phytoplankton/Phosphat Modells gezeigt werden, daß
ein Ausfall der zyklonalen Zirkulation in der Nordsee die biologische Produktion drastisch
verringert.
Die Untersuchungen bisheriger Sturmfluten haben ergeben, daß für die Nordsee zwei grund
sätzlich verschiedene Sturmfluttypen existieren. Sowohl für den Windstau-Typ als auch für den
Zirkular-Typ konnte demonstriert werden, daß bisher eingetretene Sturmfluten bei weitem nicht
die Höhe erreicht haben, die bei schlimmster Kombination aller Einflußparameter möglich
wäre. Bei zunehmender Häufigkeit von Starkwindereignissen nimmt auch die Wahrscheinlich
keit noch höherer Extremwasserstände zu. Ob sich jedoch die Sturmhäufigkeit tatsächlich
verändert, darüber geben die Klimamodelle derzeit noch keine eindeutige Auskunft.