GOOS-Workshop: Zusammenfassung und Ergebnisse der Themenkreis-Beratungen
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- Es wurde festgestellt, daß die Bundesrepublik Deutschland trotz ihres Status als
Hightech-Land auf dem internationalen Meeresforschungstechnikmarkt absolut unter
repräsentiert ist. Die Beteiligung beschränkt sich auf Einzelaktionen meist etablierter
Firmen. Darüber hinaus sind von Deutschland zu wenig Impulse für Innovationen auf
dem Gebiet der Meßtechnik ausgegangen.
- Auch aus der vom BMBF initiierten High-Tech-Transfer-Studie lassen sich nur wenige
neue Impulse ableiten. Die befragten Institute und Firmen haben zwar ihre Anforde
rungen und Zukunftsplanungen niedergelegt, so daß ein relativ verläßliches Zustands
bild der bundesdeutschen Meeresforschungstechnik gezeichnet werden konnte,
wesentliche Anregungen blieben aber aus. Es herrschen in der Meeresforschung und
in der Meeresforschungstechnik konservative Standardüberlegungen vor, die außer
dem noch von Fakultätenstreits überschattet zu werden scheinen. Eine konstruktive
Kooperation der beteiligten wissenschaftlichen Disziplinen, der Meeresforschungs
technik und der Bundesregierung kann hier Abhilfe schaffen.
- Andererseits werden die von der Bundesrepublik und der EU angebotenen Förder
möglichkeiten für innovative Techniken von der deutschen Meerestechnik-Industrie nur
zögernd angenommen. Nach Meinung der Technik zielen sie teilweise an der Realität
vorbei. Man muß davon ausgehen, daß die Industrie angewiesen ist, Geld zu ver
dienen. Die Entwicklung eines Meßgeräts innerhalb eines Förderprogramms ist ein
Zusatzgeschäft, das bei dem hier von der Industrie zu erbringenden Risiko häufig als
unrentabel einzuschätzen ist, verglichen mit den zu erwartenden Umsätzen aus dem
Verkauf der Geräte. Die Entwicklung eines verkaufbaren Geräts beinhaltet eine Studie
über den Bedarf an einem Gerätetyp, dessen Entwurf, die Konstruktion des Prototyps,
dessen Funktionsüberprüfung und die Langzeiterprobung, bevor an den Verkauf
gedacht werden kann. Je komplizierter das Gerät, umso mehr Leistung muß in die
Entwicklung gesteckt werden. Dies können sich nur Großfirmen leisten. Außerdem
besteht Konkurrenz zwischen den Bewerbern, sobald es ans Verdienen geht Darüber
hinaus fehlt es häufig an der zur Verfügung gestellten Schiffszeit für in-situ-Tests. Zum
anderen erfordern die allein für die Antragstellung innerhalb eines Förderprogramms
zu erbringenden Leistungen einen nicht rentablen Personaleinsatz, wenn der deutsche
Partner Koordinator sein will. Hier kann auch die Kontaktstelle für Meeresforschung
und Meeresüberwachungstechnik bei der GKSS derzeit nicht helfen, zumal die GKSS
selbst als Konkurrent in der Meßgeräteentwicklung auftritt.
- Dennoch werden diese Quellen für die deutsche Industrie die einzig möglichen sein,
um sich an diesem Markt zu beteiligen. Es wäre zu überlegen, ob und wie Wissen
schaft, Drittmittelgeber und Industrie zur Stärkung der deutschen Meeresforschungs
technik besser Zusammenarbeiten können. Eine Möglichkeit wäre neben den bereits
bestehenden und zu begrüßenden flankierenden Fördermaßnahmen der Bundesregie
rung die Bildung einer "Meeres-Task-Force" (z.B. unter dem Dach des Deutschen
Komitees für Meeresforschung und Meerestechnik), an der sich alle Partner beteiligen.
Vorbedingung hierzu sind aber auch konzertierte Aktionen der Industrie, d.h. die
Bereitschaft zur Kooperation auch unter Konkurrenzbedingungen. Vorbedingung ist
aber auch eine gemeinsame Definition und Diskussion der Anforderungen mit dem
Ziel, kostengünstige (in Anschaffung und Betrieb) Geräte zu entwickeln, die einerseits
so genau wie nötig arbeiten, andererseits vielseitig verwendbar sind.