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GOOS-Workshop: Kurzfassungen der Vorträge
Vorhersagbarkeit und Auswirkungen des ENSO-Phänomens
auf Klima und Wirtschaft
Martin Fischer
Max-Planck-lnstitut für Meteorologie, Hamburg
Das El Nino-Southem Oscillation Phänomen (ENSO) ist eine interannuale Störung des
Klimasystems, die durch ein Abschwächen der Passatwinde und eine Erhöhung der Meeres
oberflächentemperatur im tropischen Pazifik gekennzeichnet ist. ENSO ist nach den Jah
reszeiten das stärkste Klimasignal, das beobachtet wird und tritt in unregelmäßigen Abständen
von ungefähr 3-7 Jahren auf. Die Auswirkungen von ENSO-Ereignissen beschränken sich
nicht nur auf den tropischen Pazifik, sondern sind durch Veränderung der atmosphärischen
Zirkulationsmuster weltweit zu spüren. Die durchschnittlichen Temperaturen und Nieder
schlagsmengen in weiten Teilen der Erde können dadurch erheblich beeinflußt werden, was
wiederum großen Einfluß auf landwirtschaftliche Erträge in den betroffenen Gebieten hat. So
herrscht beispielsweise in Nordaustralien und Südostasien große Trockenheit während eines
El Nino-Ereignisses, wohingegen an der gesamten südamerikanischen Westküste starke
Regenfälle auftreten. Weitere wichtige Beispiele für den Einfluß von ENSO-Ereignissen auf
volkswirtschaftlich relevante Bereiche sind der Getreideertrag in Nordamerika und die
Fischereiindustrie in Peru und Chile. Da diese Störungen praktisch zeitgleich in unterschiedli
chen Regionen der Erde auftreten, kann der Einfluß auf die Weltmarktpreise für unterschied
liche Produkte beträchtlich sein. Um Effekte dieser Art frühzeitig zu erkennen und eventuell
Gegenmaßnahmen einzuleiten, wird seit einigen Jahren verstärkt an ENSO-Vorhersagesy-
stemen gearbeitet. Auch wenn die Vorhersagen derzeit noch nicht perfekt sind, werden für
Vorhersagezeiträume von 6 bis 12 Monaten verwertbare Ergebnisse erzielt. Der Erfolg einer
ENSO-Vorhersage hängt entscheidend davon ab, wie genau der Zustand des Pazifiks zum
Zeitpunkt der Initialisierung einer solchen Vorhersage bestimmt werden kann. Ein flächen
deckendes Beobachtungsnetz für den Pazifik ist daher für die Vorhersage von ENSO-Er
eignissen von großem Nutzen. Relevante Meßdaten sind Winde an der Meeresoberfläche,
Temperaturmessungen bis in eine Wassertiefe von einigen hundert Metern sowie Wasser
standsmessungen. Daten dieser Art können sowohl durch direkte Messung (in situ) als auch
durch satellitengestützte Meßsysteme gewonnen werden.