Meereskunde
Eine wesentliche Aufgabe dieser Reise war
die Beprobung der Umgebung des 1989 gesun
kenen Atom-U-Bootes Komsomolets auf der
Position 73° 43,45’ N, 013° 15,82’ E in 1680 m
Wassertiefe. In der Vergangenheit wurden im
mer wieder Stimmen laut, die dieses Wrack als
eine große Gefahr für die Meeresumwelt der
Norwegischen See und der Barentssee anse-
hen, wenn das radioaktive Inventar an die Mee
resumwelt freigegeben würde. Das Wrack
konnte anhand des an Bord vorhandenen Sedi
mentechographen (Parasound) genau geortet
werden. In Abbildung 15 ist das Wrack deutlich
auf dem Boden aufrecht liegend zu erkennen.
Die direkt am Wrack und in der Nähe entnom
menen Proben zeigen keine erhöhte Radioakti
vität aus dem Reaktor oder den beiden an Bord
befindlichen plutoniumhaltigen Kernwaffen. Mo
dellrechnungen der Verdriftung von hypothetisch
freigesetzten radioaktiven Stoffen lassen einen
weitgehend nach Norden gerichteten Transport
erkennen.
Auf dem Fahrtabschnitt entlang der Eis
kante Richtung Grönland und auf dem Schnitt
nördlich von Island sollte untersucht werden, in
weit mögliche Schadstoffe aus dem Arktischen
Ozean in den Nordatlantik hinein transportiert
werden. Es sollte hierbei versucht werden, in
den Sedimenten Muster von Schadstoffen zu fin
den, die eventuell mit Mustern von Proben vom
sibirischen Schelf auf die Herkunft der mit dem
Eis transportierten Partikeln schließen lassen.
Dieser Teil des Programms soll auch einen Bei
trag zur Validierung der Zirkulations- und Trans
portmodelle leisten, die im Rahmen dieses Pro
jektes an der Universität Hamburg und am BSH
betrieben werden.
Bereits an Bord wurden vorläufige Untersu
chungen auf radioaktive Stoffe durchgeführt.
Aufgrund der inzwischen extrem kleinen Kon
zentration von Cs-137 konnten nur noch in der
Nordsee (zwischen 5 und 14 Bq/m 3 ) und ent
lang der norwegischen Küste (zwischen 4 und
10 Bq/m 3 ) befriedigend genau Konzentrationen
bestimmt werden. Der höhere Einfluß des Aus
trages aus der Ostsee infolge der Tschernobyl
kontamination war deutlich im Skagerrak zu er
kennen (bis zu 23 Bq/m 3 ). Entlang der nor
wegischen Küste nahm die Konzentration
weiter ab, so daß sie im Lofotenbecken und in
der Barentssee nur noch Werte zwischen 2 und
3 Bq/m 3 erreichten. Leicht höhere Konzentratio
nen waren im südlichen Teil des Ostgrönland
stromes zu finden. Dies dürfte noch auf Reste
der wesentlich größeren Ableitungen bis 1985
aus der Anlage Sellafield zurückzuführen sein.
Diese direkt an Bord durchgeführten Untersu
chungen ergeben zwar zunächst nur vorläufige
Ergebnisse bei den kleinen Konzentrationen, im
Falle erhöhter Konzentration ist die angewandte
Methode jedoch sehr schnell und zuverlässig
auch an Bord einzusetzen.
Als Screening-Parameter für die Gesamt
kohlenwasserstoffkonzentration (THC) im Was
ser wurde die Fluoreszenz des Pentan- oder He
xan-Extraktes bereits an Bord des Schiffs
bestimmt. Die an Bord vorgenommenen Mes
sungen erlauben einen raschen, halbquantitati
ven Überblick über die Verteilung der Konzentra
tionen von Erdölkohlenwasserstoffen im Wasser
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