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Full text: Jahresbericht 1995

Meereskunde 
Eine wesentliche Aufgabe dieser Reise war 
die Beprobung der Umgebung des 1989 gesun 
kenen Atom-U-Bootes Komsomolets auf der 
Position 73° 43,45’ N, 013° 15,82’ E in 1680 m 
Wassertiefe. In der Vergangenheit wurden im 
mer wieder Stimmen laut, die dieses Wrack als 
eine große Gefahr für die Meeresumwelt der 
Norwegischen See und der Barentssee anse- 
hen, wenn das radioaktive Inventar an die Mee 
resumwelt freigegeben würde. Das Wrack 
konnte anhand des an Bord vorhandenen Sedi 
mentechographen (Parasound) genau geortet 
werden. In Abbildung 15 ist das Wrack deutlich 
auf dem Boden aufrecht liegend zu erkennen. 
Die direkt am Wrack und in der Nähe entnom 
menen Proben zeigen keine erhöhte Radioakti 
vität aus dem Reaktor oder den beiden an Bord 
befindlichen plutoniumhaltigen Kernwaffen. Mo 
dellrechnungen der Verdriftung von hypothetisch 
freigesetzten radioaktiven Stoffen lassen einen 
weitgehend nach Norden gerichteten Transport 
erkennen. 
Auf dem Fahrtabschnitt entlang der Eis 
kante Richtung Grönland und auf dem Schnitt 
nördlich von Island sollte untersucht werden, in 
weit mögliche Schadstoffe aus dem Arktischen 
Ozean in den Nordatlantik hinein transportiert 
werden. Es sollte hierbei versucht werden, in 
den Sedimenten Muster von Schadstoffen zu fin 
den, die eventuell mit Mustern von Proben vom 
sibirischen Schelf auf die Herkunft der mit dem 
Eis transportierten Partikeln schließen lassen. 
Dieser Teil des Programms soll auch einen Bei 
trag zur Validierung der Zirkulations- und Trans 
portmodelle leisten, die im Rahmen dieses Pro 
jektes an der Universität Hamburg und am BSH 
betrieben werden. 
Bereits an Bord wurden vorläufige Untersu 
chungen auf radioaktive Stoffe durchgeführt. 
Aufgrund der inzwischen extrem kleinen Kon 
zentration von Cs-137 konnten nur noch in der 
Nordsee (zwischen 5 und 14 Bq/m 3 ) und ent 
lang der norwegischen Küste (zwischen 4 und 
10 Bq/m 3 ) befriedigend genau Konzentrationen 
bestimmt werden. Der höhere Einfluß des Aus 
trages aus der Ostsee infolge der Tschernobyl 
kontamination war deutlich im Skagerrak zu er 
kennen (bis zu 23 Bq/m 3 ). Entlang der nor 
wegischen Küste nahm die Konzentration 
weiter ab, so daß sie im Lofotenbecken und in 
der Barentssee nur noch Werte zwischen 2 und 
3 Bq/m 3 erreichten. Leicht höhere Konzentratio 
nen waren im südlichen Teil des Ostgrönland 
stromes zu finden. Dies dürfte noch auf Reste 
der wesentlich größeren Ableitungen bis 1985 
aus der Anlage Sellafield zurückzuführen sein. 
Diese direkt an Bord durchgeführten Untersu 
chungen ergeben zwar zunächst nur vorläufige 
Ergebnisse bei den kleinen Konzentrationen, im 
Falle erhöhter Konzentration ist die angewandte 
Methode jedoch sehr schnell und zuverlässig 
auch an Bord einzusetzen. 
Als Screening-Parameter für die Gesamt 
kohlenwasserstoffkonzentration (THC) im Was 
ser wurde die Fluoreszenz des Pentan- oder He 
xan-Extraktes bereits an Bord des Schiffs 
bestimmt. Die an Bord vorgenommenen Mes 
sungen erlauben einen raschen, halbquantitati 
ven Überblick über die Verteilung der Konzentra 
tionen von Erdölkohlenwasserstoffen im Wasser 
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