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Full text: Jahresbericht 1995

Meereskunde 
und der nördlichen Norwegischen See, unter 
dem Einfluß der tiefen winterlichen Konvektion 
als Nordatlantisches Tiefenwasser im gesamten 
Weltozean, sogar bis in den Nordpazifik hinein, 
wiederzufinden sind. Das ausströmende Tiefen 
wasser des Arktischen Ozeans wird ober 
flächennah durch warmes und salzreiches Was 
ser atlantischen Ursprungs ersetzt, das aus den 
Ausläufern des Golfstroms und dessen nordwär- 
tiger Fortsetzung als Nordatlantischer Strom 
stammt. Diese weit nach Norden reichende Zu 
fuhr von Wärme aus tropischen und mittleren 
Breiten sorgt für die einzigartigen klimatischen 
Verhältnisse Nordeuropas; bis Murmansk bleibt 
die europäische Atlantikküste selbst in hohen 
Breiten eisfrei. 
Infolge dieser Wassermassenzirkulation 
werden aus dem Küstenbereich Nordeuropas 
durch den Austausch zwischen Ozean und 
Schelfmeer Schadstoffe, zum Beispiel aus Nord- 
und Ostsee, aufgenommen und durch die küsten 
nahen Randströme entlang der norwegischen 
Küste dem Arktischen Ozean zugeführt. Ent 
sprechend war es möglich, die Transportzeit von 
durch die Anlage Sellafield radioaktiv kontami 
nierten Wassermassen aus der Irischen See 
über die Nordsee (drei bis vier Jahre) entlang der 
norwegischen Küste (vier Jahre) bis nach Spitz 
bergen (fünf Jahre), in die Barents- und die Ka- 
rasee (fünf bis sechs Jahre) sowie nach Ost 
grönland (sieben bis zehn Jahre) zu verfolgen. 
Die entsprechenden Transportzeiten aus der 
Wiederaufbereitungsanlage La Hague am Kanal 
sind etwa zwei Jahre kürzer. 
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Andererseits transportiert der oberflächen 
nahe Ostgrönlandstrom kaltes und salzarmes 
Wasser polaren Ursprungs in den Nordatlantik. 
Ein großer Teil dieses Wassers stammt aus dem 
Meereis der transpolaren Drift, das auf den sibi 
rischen Schelfen, besonders dem der Laptev 
See, gebildet wird und über den Nordpol in das 
Ursprungsgebiet des Ostgrönlandstromes ge 
langt. Die Transportdauer des Eises innerhalb 
der transpolaren Drift wird mit drei bis vier Jahren 
angenommen. Damit stellt die Eisdrift einen be 
sonders schnellen möglichen Transportmecha 
nismus für Schadstoffe aus den sibirischen 
Schelfgebieten in den Nordatlantik dar. 
Aufgaben und vorläufige Ergebnisse 
der Gauß-Reise 
Auf der Gauß-Reise 261 sollte zunächst der 
Transport von Schadstoffen aus der Nordsee 
entlang dem norwegischen Küstenstrom in die 
Norwegische See und weiter in die Barentssee 
und den Westspitzbergenstrom verfolgt werden. 
Hierbei wurden Wasser- und Sedimentproben 
zur Analyse auf radioaktive und organische 
Schadstoffe aus verschiedenen Wassertiefen bis 
3500 m entnommen. Die Wasserproben wurden 
mit Spezialwasserschöpfern entnommen. Zwei 
verschiedene Greifertypen wurden eingesetzt, 
um Sedimente aus Wassertiefen bis 2000 m zu 
gewinnen. Die Sedimentproben wurden an Bord 
in vertikale Schichten von meist 2 cm Dicke ge 
schnitten, um den zeitlichen Eintrag von Schad 
stoffen in das Sediment hinein verfolgen zu kön 
nen.
	        
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