Voraussetzung für die digitale Verbreitung 
der SST-Karten waren deutliche Fortschritte in 
der Automatisierung von Analyse und Kartenpro 
duktion. Die wichtigsten Vorteile dieser Automa 
tisierung bestehen aus wissenschaftlicher Sicht 
in der Objektivierung der SST-Analysen und da 
mit einhergehend der automatischen Erzeugung 
hochaufgelöster digitaler Temperaturfelder für die 
Nordsee (ca. 2000 Gitterzellen ä 20 km x 20 km), 
die sich z. B. zur Assimilation in Zirkulationsmo 
dellen und zu deren Forcierung oder Validierung 
eignen. 
Die jahreszeitliche Entwicklung der Mit 
teloberflächentemperatur der Nordsee im Winter 
und Frühjahr verlief weitgehend normal. Im Juni 
lag die Temperatur verglichen mit den Juni-Tem 
peraturen des Zeitraums 1971-1994 und ähn 
lich wie im Vorjahr extrem niedrig. Diese Kalt 
anomalie wurde wie 1994 durch eine extreme 
Erwärmung, die bis in die dritte Augustdekade 
andauerte, aufgelöst und in eine Warmanomalie 
umgekehrt, die bis Ende November nicht abge 
baut wurde. Die Kaltanomalie im Juni ist als 
Folge des quasistationären Tiefdrucksystems 
anzusehen, auf dessen Rückseite Kaltluft und 
kälteres Nordatlantikwasser von Norden her in 
die westliche Nordsee einströmten. Die an 
schließende extreme Erwärmung im Juli und Au 
gust ist - wie im Jahr 1994 - Folge der etwa 
7 Wochen andauernden Blockierungswetterlage 
über Nordwesteuropa. 
Dienste 
Maritime Anwendung der Satelliten- 
Fernerkundung 
Der kontinuierliche Dauerbetrieb einer Sa- 
telliten-Empfangsanlage für die polarumlaufen 
den NOAA-Satelliten wurde auch 1995 fortge 
setzt. Für den Eisdienst des BSH werden in der 
Periode von November bis Mai werktäglich Sa 
tellitenbilder zur Eislage in der Ostsee herge 
stellt. Empfang und Verarbeitung der Sensorda 
ten müssen innerhalb kurzer Zeit erfolgen, damit 
eine Lagekarte aus dem Vorhersagegebiet und 
in der geforderten Merkator-Projektion zeitnah 
vorliegt. Beim Eisdienst wird die Satelliten-Infor- 
mation mit den Eisbeobachtungen in eine Karte 
übertragen und unmittelbar nach wissenschaft 
licher Bewertung und Prognose an die Interes 
senten versandt. Für Schiffsberatungen des Eis 
dienstes werden zusätzliche Eislagebilder aus 
dem Nordatlantik und dem Nordmeer hergestellt. 
Von jedem Überflug der NOAA-Satelllten 
wird aus den Daten der AVHRR (Advanced Very 
High Resolution Radiometer) von mehreren 
Sensorkanälen eine Wasseroberflächentempe 
raturkarte (Multichannel-IR-Karte) von Nord- und 
Ostsee berechnet. Außerdem wird ein Über 
sichtsbild (Quick-Iook) angelegt und archiviert. 
Die Ergebnisse der Temperaturkalkulation wer 
den täglich in einer Karte zusammengefaßt. Aus 
den täglichen Karten einer Woche wird dann 
eine wöchentliche Multichannel-IR-Karte herge 
stellt, die z. B. als Grundlage für die Herstellung 
der Oberflächentemperaturkarte genutzt wird. 
Die gemittelten Werte aller Aufnahmen eines 
Monats ergeben die Karte der Monatsmittel, dar-