Nautische Hydrographie
auf seiner Jahressitzung in New Orleans (USA)
im März eine Bestandsaufnahme der derzeitigen
Entwicklung vor, nach der neben dem bereits
eingerichteten regionalen Electronic Chart Cen
tre (ECC) für Nordeuropa in Norwegen auch von
Japan, Indien und Südafrika jeweils regionale
Zentren für ihre Region geplant werden. Einen
Schwerpunkt der Diskussionen bildeten die Er
wägungen der Defence Mapping Agency (USA),
einen eigenen Datendienst für elektronische
Seekarten außerhalb des WEND-Systems und
nach anderen Standards aufbauen zu wollen. In
einer anschließenden Sitzung des Legal Advi-
sory Committee der IHO (LAC) begründeten die
USA ihre Planungen mit dem ihrer Ansicht nach
anderen Urheberrecht der Vereinigten Staaten,
eine Sichtweise, die später von den Vereinigten
Staaten korrigiert worden ist.
Das BSH beteiligte sich weiter an den Pla
nungen für den Aufbau des Regionalen ECDIS-
Datenzentrums Nordeuropa in Stavanger. Statt
der ursprünglich für Mai vorgesehenen Unter
zeichnung bilateraler Abkommen zwischen dem
ECC und den Mitgliedsstaaten der Region wurde
eine gemeinsame Absichtserklärung über eine
Zusammenarbeit mit dem ECC verabschiedet,
nachdem auf der Sitzung des ECC-Beirats deut
lich wurde, daß durch die enge Zusammenarbeit
zwischen Norwegen und UK inzwischen eine
neue Lage entstanden war, durch die sich das
ECC zu einem Joint Venture UK/Norwegen ent
wickelt hat. Auf einer Sitzung der Experten
gruppe des ECC im Oktober in Stavanger wurde
das Programm der Herstellung von elektroni
schen Seekartendaten durch das ECC abge
stimmt.
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Einen historischen Meilenstein der ECDIS-
Entwicklung setzte die IMO-Vollversammlung
am 23. November 1995 in London mit der Ver
abschiedung der Performance Standards für
ECDIS. Damit wurde eine Entwicklung abge
schlossen, die mit der Einrichtung der Harmo
nization Group on ECDIS (HGE) unter dem Vor
sitz des damaligen DHI-Präsidenten Dr. Zickwolff
ihren Anfang genommen hatte. Obwohl die HGE
mit der Fertigstellung der Performance Stan
dards ihre Hauptaufgabe erledigt hatte, wurde
sie im Dezember auf Anforderung des Schiffs
sicherheitsausschusses der IMO erneut zusam
mengerufen, um die noch offene Frage der Aus
fallsicherung (Backup) für ECDIS sowie die
Behandlung von elektronischen Seekartensyste
men, die nicht die IMO-Performance Standards
erfüllen, zu klären. Die HGE-Sitzung, an der das
BSH mitwirkte, ging jedoch ohne Einigung in die
sen kontroversen Fragen auseinander.
Im Baltic and North Sea ECDIS Testbed
(BANET) wurde ein ECDIS-Datensatz für die
Fährroute des Fährschiffs MS Hamburg, das auf
der Route Hamburg - Harwich verkehrt, erstellt,
der von Hamburg bis zur Grenze der Nieder
lande reicht. Der Datensatz, der dem IHO Trans
fer Standard for Digital Hydrographie Data
(S-57), Version 2.0 entspricht, zeichnet sich
durch großen Detailreichtum bei großen Maß
stäben aus und ist daher, auch außerhalb des
Projektes, von zahlreichen Stellen als Testdaten
satz für S-57-Daten angefordert worden. Das
BANET-Projekt schloß im April mit einem 14-tä-
gigen Update-Experiment ab; hierbei wurde ein
neues Updateverfahren entwickelt und erstmals