Die Umsetzung des SRÜ in nationalen Anweisungen für die Streitkräfte
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kanischen Kriegsmarine im Zusammenhang mit dem Verminen internationaler
Meerengen ausdrücklich festgestellt wird, das Recht auf Transitdurchfahrt dürfe
nicht beeinträchtigt werden. 40 Demgegenüber ist den Bestimmungen des deut
schen Handbuchs zwar gleichfalls die Pflicht zu entnehmen, der neutralen Schiff
fahrt die Transitdurchfahrt offenzuhalten; diese steht aber unter dem Vorbehalt,
daß "die militärischen Umstände dies gestatten". 41 Dieser Standpunkt wird au
genscheinlich von Dänemark geteilt. 42
Folglich erlaubt die moderne Staatenpraxis lediglich die Schlußfolgerung, daß das
Recht der friedlichen Schiffahrt, also neutraler Kriegs- wie auch Handelsschiffe 43 ,
auf Transitdurchfahrt (bzw. nicht aussetzbare friedliche Durchfahrt) in interna
tionalen Meerengen der Konfliktparteien grundsätzlich aufrechtzuerhalten ist 44 ,
daß es aber unter bestimmten, bislang nicht eindeutig geklärten Voraussetzungen
aufgehoben werden kann. 45 Zwar ist denkbar, daß neutrale Unterseeboote von
dem Recht auf Transitdurchfahrt - im Gegensatz zu Friedenszeiten 46 - nur in auf-
gnition of the Coastal State's right to extend the territorial sea is the régime of transit passage
through straits used for international navigation"; UNCLOS, Off. Rec. Vol. XIV, S. 157-160,
158. Vgl. ferner die Stellungnahmen im Second Committee, ebd., Vol. II, S. 123 ff. Lediglich
gegenüber dem Überflugrecht bestanden lange Zeit Vorbehalte. So etwa seitens der Delegatio
nen Spaniens (UNCLOS, Off. Rec. Vol. II, S. 136 f.; XIV, S. 149 ff.; XVI, S. 243 f.), Dänemarks
(Vol. II, S. 124); Algeriens (ebd., S. 137 f.); Albaniens (ebd., S. 139); Kuwaits (ebd.); der VR
Jemen (ebd., S. 142).
40 NWP 9, para. 9.2.3 Abs. 6: "Naval mines may be employed to channelize neutral shipping, but
not in a manner to impede the transit passage of international straits [...]" Der Hinweis in Fn.
24 verdeutlicht, daß die USA von der gewohnheitsrechtlichen Geltung der Bestimmungen des
SRÜ 1982 über internationale Meerengen ausgehen.
« ZDv 15/2, Nr. 1042.
42 In einem Hintergrundpapier zur dänischen Minenkriegführung vom Januar 1978
(Forudsætninger for dansk seminekrigsferelse, S. III 5) wird festgestellt: "Relative to third par
ties, such minefields may be justified under the principles of international law relating to self-
defence."
43 Im Schrifttum wird z.T., wenngleich ohne Begründung und ohne entsprechend differenzieren
de Lösungsvorschläge, zwischen Kriegs- und Handelsschiffen unterschieden (so N. Ronzitti,
Crisis [Fn. 19], S. 20 f.).
44 Vgl. NWP 9, para. 9.2.3; G. Hoog, EPIL 3, S. 284; N. Ronzitti, Passage (Fn. 19), S. 377.
45 So auch M. Bothe, Neutrality in Naval Warfare (Fn. 8), S. 403; N. Ronzitti, Crisis (Fn. 19), S.
26.
46 Die Art. 37 ff. SRÜ 1982 enthalten keine ausdrückliche Bezugnahme auf das Recht von U-
Booten, eine Meerenge im getauchten Zustand zu passieren. Indes ist nach Art. 39 Abs. 1 lit.
c) nur die Tätigkeit verboten, "die nicht mit ihrem normalen ununterbrochenen und zügigen
Transit zusammenhängt". Normalerweise reisen U-Boote aber in getauchtem Zustand, nicht
zuletzt, weil sie im aufgetauchten Zustand geringere Geschwindigkeiten erzielen. Wie hier A. V.
Lowe, The Commander s Handbook on the Law of Naval Operations and the Contemporary
Law of the Sea, in: H.B. Robertson Jr. (ed.) (Fn. 7), S. 122; W.M. Reisman, AJIL 74 (1980), 62
ff.; J.N. Moore, AJIL 74 (1980), 117 ff. Ferner zur Entstehungsgeschichte und den strategi
schen Implikationen R.I. Clove, Submarine Navigation in International Straits: A Legal Per
spective, Naval Law Review XXXIX (1990), 103-116; W.T. Burke, Submerged Passage Through
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