Skip to main content

Full text: Nationale Folgerungen aus dem Inkrafttreten des UN- Seerechtsübereinkommens (BSH-Berichte, Nr. 5)

58 
Wolff Heintschel von Heinegg 
Stellt man allein darauf ab, daß das Küstenmeer der Konfliktparteien zum allge 
meinen Seekriegsgebiet zu zählen ist, so ergeben sich in bezug auf die Zulässig 
keit von Seekriegsmaßnahmen in Meerengen zunächst keine Besonderheiten. Da 
her steht es außer Frage, daß in Meerengen kein Verbot des Angriffs auf gegneri 
sche Kriegsschiffe sowie der Aufbringung gegnerischer wie auch neutraler Han 
delsschiffe besteht, soweit diese Maßnahmen mit dem maritimen ius in bello im 
Einklang stehen. 18 19 Darüber hinaus ist der Anliegerstaat selbstverständlich be 
rechtigt, grundsätzlich allen gegnerischen Schiffen die Durchfahrt zu verwei 
gern. 20 Umstritten ist demgegenüber angesichts der großen wirtschaftlichen Be 
geographical situation as connecting two parts of the high seas and the fact of its being used 
for international navigation"; ICJ Rep. 1949, 23. 
18 Nicht zuletzt wegen der Ausnahmebestimmung des Art. 35 lit. c) SRÜ '1982 gehört der mit 
"lange bestehenden und in Kraft befindlichen internationalen Übereinkünften" über die 
Durchfahrt in bestimmten Meerengen zusammenhängende Fragenkreis zu den umstrittensten 
Völkerrechtsfragen (vgl. allein E. Rauch, Protocol Additional [Fn. 13], S. 49 ff.). Soweit die ver 
traglich gebundenen Anliegerstaaten Konfliktparteien sind, kann lediglich dem Abkommen 
von Montreux vom 20. Juli 1936 eine eindeutige Regelung in bezug auf die Türkei entnommen 
werden. Gemäß den Art. 1, 2, 4 und 5 genießen neutrale Handelsschiffe das Recht auf 
Durchfahrt, solange sie in den Bosporus und die Dardanellen bei Tag einfahren, nicht den 
Gegner unterstützen und sich an die seitens der türkischen Behörden bezeichneten Routen 
halten. Demgegenüber enthält das Abkommen keine Beschränkungen der Türkei in bezug auf 
die Durchfahrt von Kriegsschiffen. Vielmehr bestimmt Art. 20: "En temps de guerre, la Tur 
quie étant belligérante, les dispositions des articles 10 à 18 ne seront pas applicables; le pas 
sage des bâtiments de guerre sera entièrement laissé à la discretion du Gouvernement turc." 
Daher gelangen die nachstehenden Grundsätze zur Anwendung. Vgl. auch E. Beckert/G. 
Breuer (Fn. 13), Rdn. 329. 
19 So auch E. Rauch, Protocol Additional (Fn. 13), S. 44; N. Ronzitti, The Crisis of the Traditional 
Law Regulating International Armed Conflicts at Sea and the Need for its Revision, in: ders. 
(ed.), Law of Naval Warfare (Fn. 10), S. 1-58, 20 ff., 23; ders., Passage through International 
Straits in Time of International Armed Conflict, in: FS R. Ago Vol. II, S. 363-383, 375; M. Don 
ner, Neutrale Handelsschiffahrt (Fn. 8), S. 143; R.R. Baxter, Passage of Ships Through Inter 
national Waterways in Time of War, BYTL XXXI (1954), 189-216, 202; M. Bothe, Neutrality in 
Naval Warfare (Anm 8), S. 403; W. Münch Die Régime internationaler Meerengen vor dem 
Hintergrund der Dritten UN-Seerechtskonferenz, Berlin 1982, S. 44. Die gegenteilige Auffas 
sung Harlows kann hier außer Betracht bleiben, da die Forderung nach einem entsprechen 
den Verbot ausdrücklich de lege ferenda erhoben wird; B.A. Harlow, UNCLOS III and Conflict 
Management in Straits, ODIL 15 (1985), 197-208, 206. 
20 Während des israelisch-arabischen Konflikts erließ Ägypten im Jahre 1951 ein Verbot der 
Durchfahrt gegnerischer Kriegsschiffe durch die Meerenge von Tiran. Gegnerische Handels 
schiffe unterlagen der Aufbringung. Am 23. Mai 1967 erklärte Präsident Nasser die Straße von 
Tiran für die israelische Schiffahrt gesperrt: "The Aqaba Gulf constitutes our Egyptian territo 
rial waters. Under no circumstances will w r e allow the Israeli flag to pass through the Aqaba 
Gulf; abgedruckt in: ILM 6 (1967), 516 ff. Dazu L.M. Gross, Passage Through the Strait of Ti 
ran and in the Gulf of Aqaba, Law and Contemporary Problems 3 (1968), 125-146; M.B.W. 
Hammand, The Right of Passage in the Gulf of Aqaba, Rev.Egypt.D.1. 15 (1959), 118-151, je 
weils m.w.N. Während des Iran-Irak-Konflikts galt in dem vom iranischen Küstenmeer umfaß 
ten Teil der Straße von Hormuz ein umfassendes Durchfahrtsverbot für die irakische Schiff
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.