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Uwe Jenisch
Die bisherigen deutschen Entwicklungsbeiträge setzen gewisse Schwerpunkte
in Ausbildungsfragen, während die eigentliche wirtschaftliche Tätigkeit be
scheiden bleibt. Zu nennen sind:
- diverse Ausbildungsmaßnahmen bei IOC, AWI, BGR, GEOMAR,
- das TRAIN MAR-Programm bei UNCTAD,
- das im TRAINING-PANEL der Vorbereitungskommission zum SRÜ vorgestell
te Ausbildungsprojekt,
- CDG-Aktivitäten im Meeresumweltschutz,
- Fischerei- und Aquakulturmaßnahmen des BMZ
- Mitarbeit bei IOMAC, der neuen Regionalorganisation für den Indischen
Ozean.
Das Leistungs- und Lieferpotential Deutschlands - namentlich auch die teil
weise noch brachliegenden Kapazitäten in den neuen Ländern - reichen weit
über wissenschaftliche Zusammenarbeit und Ausbildungshilfe hinaus. Die
meerestechnische Industrie, die Werften und die Zulieferbetriebe sowie die In
genieur- und Consultingfirmen sind leistungsfähig auf folgende beispielhaften
Gebieten:
- Bau und Ausrüstung für maritime Infrastruktur vom Forschungsschiff über
Küstenschutz, Tourismus bis zur Hafentechnik,
- Meeresforschungs-, Meeresmeß- und Meeresvermessungstechnik,
- Techniken zur Verhinderung, zur Kontrolle, zur Bekämpfung und Beseiti
gung von Meeresverschmutzungen,
- Fischfang- und Verarbeitungstechniken sowie Aquakultur-Know-how,
- Offshore- und Bergbautechniken,
- moderne Transporttechniken auf dem Wasser.
Die Redlichkeit gebietet es, auf Kosten- und Finanzfragen einzugehen, denn
hier liegen die Grenzen für die Zusammenarbeit. Meeresnutzungen sind in der
Regel teuer und die Staaten der Dritten Welt haben wenig Geld und geben es
häufig für andere Prioritäten aus. Hieraus ergibt sich der allgemeine, auch für
die Industrieländer geltende Zwang, zu low-cost-Lösungen zu kommen. Dieser
Prozeß ist eingeleitet. Beispiele sind die Containerisierung der Forschungs
schiffahrt und die Unterwasserproduktionstechnik bei der Kohlenwasserstoff
gewinnung. Häufig steht militärische Technik jetzt kostengünstig zur Verfü
gung (Konversionsprojekte). Schließlich ist nicht zu verachten, daß die mariti
me Zusammenarbeit neue Absatzmärkte schafft und im Gegenzug Zugangs
rechte zu Ressourcen eröffnet und längerfristige Kooperationsverträge ermög
licht.
An der Tatsache, daß neue maritime Aufgaben und Märkte in diesen Jahren
entstehen, kann überhaupt kein Zweifel bestehen.