Stoffe verlagern sich im Meer über nationale
Grenzen hinweg. Deshalb kann eine Überwa
chung des Meeres wirkungsvoll nur durch inter
nationale Absprachen und Zusammenarbeit er
folgen. Das BSH beteiligt sich deshalb an der
Weiterentwicklung und Durchführung von Inter
nationalen Überwachungsprogrammen, die im
Rahmen verschiedener Übereinkommen erarbei
tet worden sind.
In der Nordsee ist dies das „Joint Assess
ment and Monitoring Programme“ (Oslo/Paris-
Übereinkommen), in der Ostsee das „Baltic Mo
nitoring Programme“ (Helsinki-Übereinkommen).
Beide Programme werden derzeit grundlegend
überarbeitet.
Zur Erfüllung der Überwachungsaufgaben
entnimmt das BSH in Nord- und Ostsee regel
mäßig Wasser- und Sedimentproben, um sie auf
Schad- und Nährstoffe zu analysieren. Meßposi
tionen, die national und international vereinbart
und festgelegt sind, werden regelmäßig von den
BSH-Schiffen angelaufen.
An den Proben werden hydrographische
Parameter gemessen sowie Untersuchungen im
Laboratorium des BSH auf Nährstoffe, gelösten
Sauerstoff, Schwermetalle, halogenierte Kohlen
wasserstoffe, Erdöl-Kohlenwasserstoffe und Ra
dionuklide durchgeführt.
Die vom BSH erhobenen Daten zur Um
weltüberwachung sowie Forschungsergebnisse
werden in dem jährlichen Berichtsband „Überwa
chung des Meeres“ veröffentlicht.
Im folgenden werden wichtige Ergebnisse
aus dem Jahr 1994 dargestellt.
Überwachung
Überwachung auf radioaktive Substanzen:
Meerwasser
Die Überwachung radioaktiver Substanzen
in Nord- und Ostsee wurde 1994 sowohl großräu
mig als auch im Küstenbereich von Nord- und
Ostsee fortgesetzt. Ziel hierbei war es, die Verän
derung der Kontamination des Meeres einerseits
durch die europäischen Wiederaufarbeitungs
anlagen in La Hague (Frankreich), Dounreay
(Schottland) und Sellafield (England), anderer
seits durch den Reaktorunfall von Tschernobyl
im Jahr 1986 in Nord- und Ostsee zu verfol
gen. Für die Untersuchung des Wassers dien
ten besonders die Nuklide Cs 134 (Halbwertszeit
T = 2,05 a), Cs 137 (T = 30 a), Sr 90 (T = 29 a),
Tritium (T = 12 a), Pu 239/240 (T = 24 000 bzw.
6500 a), Pu 238 (T = 88 a) und Am 241 (T = 433 a)
als Leitnuklide zur Verfolgung der verschiedenen
Kontaminationen des Meerwassers.
Zur Beurteilung der großräumigen Vertei
lung künstlicher Radionuklide und zur frühzeiti
gen Vorhersage einer möglichen Verfrachtung ei
ner höheren Radioaktivitätskonzentration in den
deutschen Küstenbereich durch Meeresströmun
gen wurden in Kanal, südlicher Nordsee, Ska
gerrak, Kattegat, westlicher und zentraler Ostsee
und In der Bottensee Wasserproben entnommen.
An den Positionen der ehemaligen Feuer
schiffe Borkumriff und Elbe 1 wurden weiterhin
monatlich Wasserproben entnommen und auf
ihren Gehalt an Cs 137 und Sr 90, den Im Meer
wasser radiologisch wichtigsten Nukliden, unter
sucht.
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