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Full text: Geologisch-geomorphologische Untersuchungen in der Westeuropäischen Tiefsee

sein, um dort bei der Bemineralisation Sauerstofffreies Poren 
wasser mit erhöhten Hydrogenkarbonatgehalten und niedrigen 
Sulfatkonzentrationen zur erzeugen. 
Voraussetzung zur Aufrechterhaltung dieses Zustandes sind schwä 
chere Austausch- und Zirkulationsvorgänge im Tiefenwasser als 
heute. Diese Bedingungen sind erfüllt, wenn die ozeanographische 
Polarfront mit ihrer biologischen Hochproduktionszone nicht bei 
Grönland sondern in der Nähe des NOAMP-Gebietes lag und die 
Tiefenwasserneubildung im Nordatlantik zumindest gegenüber heute 
abgeschwächt war. 
8.5.3.5 Einordnung der Gegenwart und Vorausschau 
Die Ablagerungsgeschichte der letzten 130.000 Jahre hat die 
Bedeutung von Klima und Rlimaveränderungen für die sedimentären 
und ozeanographischen Vorgänge in Nordost-Atlantik herausge 
stellt. Mit Hilfe der Eisdriftstratigraphie, die von den Varia 
tionen der Erdbahnparameter gesteuert wrird, ließ sich der Ablauf 
der Vorgänge mit Zeitmarken versehen. 
KlimaVeränderungen sind immer dann besonders kräftig, wenn sich 
Extrempositionen der Präzession und der Ekliptikschiefe über 
lagern. Während der letzten 130.000 Jahre war da6 um 114.000, um 
35.000 und um 72.000 J.v.h. der Fall, wo es zu rapiden Abkühlun 
gen mit großer Akkumulation von Festlandseis, Eisdrift auf dem 
Nordostatlantik und Meeresspiegelabsenkung kam. Der nächste 
Kulminationszeitpunkt beider Erdbahnparameter sollte etwa um 
10.000 Jahre nach heute sein. Die von der Präzession gesteuerte 
Insolation hatte ihr letztes Minimum (Sommerinsolationsminimum) 
vor ca. 600 Jahren. Diesem Minimum folgte auf der Nordhalbkugel 
eine Klimaverschlechterung (Kleine Eiszeit), in der die Polar 
front um mehrere hundert Kilometer nach Süden vorrückte und 
vereinzelt Eisberge die Azoren erreichten. Im NOAMP-Gebiet führte 
dies zum Eintrag von eisverdriftetem Quarzsand und polaren 
Foraminiferen. Als Ende der Kleinen Eiszeit wird die Mitte des 
neunzehnten Jahrhundert angenommen. Seitdem beobachtet man einen 
Anstieg der Temperaturen und einen Rückzug der Inlandsgletscher. 
Trotzdem ist die Diskussion um das Ende der Kleinen Eiszeit nicht 
abgeschlossen. 
Ein wichtiger Punkt in geologischer Sicht ist der Einfluß des 
Klimas auf die Intensität der Taylor-Säulen (vgl.8.3.4). Zeiten 
mit gemäßigtem Klima, wie sie gegenwärtig herrschen, haben eine 
intensive Tiefenwasserdynamik, d. h., relativ starke Strömungen, 
Tiefseestürme und tiefreichende Wasserwirbel. Daraus resultiert 
eine bedeutende, hangabwärtegeriehtete, resuspensive Omlagerung 
von feinkörnigem Sediment, wie es sich an der tiefenabhängigen 
Korngrößenverteilung der Oberflächensediraente zeigt. In den 
Kaltphasen mit einer weit südlich liegenden Polarfront scheint 
der dynamische Zustand des Tiefenwassers wesentlich ruhiger zu 
sein (vgl. 8.5.3.4). 
Eine deutliche Meeresspiegelab6enkung hat die Abkühlung des 14. 
bis 19. Jahrhunderts nicht begleitete. Aus diesem Grund wurden 
wohl auch keine größeren Suspensionsströme am isländischen In- 
- 4b -
	        
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