26 Zum 100. Geburtstage des Gründers der Deutschen Seewarte, Georg von Neumayer,
im Felde auszuführen. Damit war der Grundstein gelegt zu seinen späteren
Erfolgen auf dem Gebiete des Erdmagnetismus, welche Wissenschaft seine Lieblings-
beschäftigung und sein Spezialfach wurde.
Schon während seines unfreiwilligen Aufenthaltes in Sydney — auf seiner
arsten Reise nach Australien mußte die Bark „Reiherstieg“ längere Zeit in Sydney
liegen, da außer den Offizieren und Neumayer die ganze Besatzung desertiert
war, um die damals gerade neuentdeckten Goldfelder Victorias aufzusuchen —
hatte er Gelegenheit, durch erdmagnetische Beobachtungen seine Kenntnisse
praktisch zu verwerten, Er kam dabei zu der Überzeugung, daß gerade in
Australien systematisch betriebene erdmagnetische Forschungen unbedingt not-
wendig seien, um einen besseren Überblick über den Verlauf aller erdmagnetischen
Erscheinungen zu bekommen, Er faßte daher den Entschluß, darauf hinzustreben,
daß in Australien wieder regelmäßig erdmagnetische Bestimmungen aufgenommen
würden, wie sie schon früher von Sir James Ro8 (1841) auf dem erdmagne-
tischen Observatorium in Hobart (Tasmanien) angefangen, aber nach neunjähriger
Dauer wieder eingestellt worden waren. Impulsiv, wie Neumayer war, knüpfte
er gleich bei seinem ersten Aufenthalt in Melbourne mit ersten englischen und
deutschen Gesellschaftskreisen Verbindungen an, um sie für seinen Plan, ein
Observatorium für nautische und erdmagnetische Forschungen in Melbourne zu
gründen, zu gewinnen. Diese Kreise und die warmen Empfehlungen einflußreicher
englischer Forscher, die er vor seiner zweiten Ausreise nach Australien bei einem
Vortrag in Cheltenham kennengelernt hatte, ebneten Neumayer denn auch bei
seiner Rückkehr nach Melbourne die Wege zur Gründung des schon weiter vorn
erwähnten Observatoriums auf dem Flagstaffhügel; auch trugen sie dazu bei,
daß dieses Observatorium später von der Regierung von Vietoria übernommen
wurde.
Während seiner Tätigkeit als Leiter dieses Instituts unternahm Neumayer
häufig Expeditionen in das Innere und führte unter anderem zahlreiche erd-
magnetische Bestimmungen aus, die er später, nach seiner Rückkehr nach Deutsch-
land, mit andern während seines Aufenthaltes in Australien gemachten Beob-
achtungen auf nautischem und meteorologischem Gebiet in seiner Heimat aus-
arbeitete und sie in vier, in englischer Sprache geschriebenen Bänden zur Ver-
öffentlichung brachte unter den Titeln:
Results of the magnetical, nautical and meteorological obser-
vations made and collected at the Flagstaff Observatory, Mel-
bourne 1860;
Results of the meteorological observations taken in the Colony
of Vietoria and of the nautical observations collected and dis-
gussed at the Flagstaff Observatory, London 1864;
Discussion of the meteorological and magnetical observations
made at the Flagstaff Observatory Melbourne, Mannheim 1867;
Results of the magnetical survey of the Colony of Vietoria,
Mannheim 1869.
Durch die Veröffentlichung dieser Werke wurde Neumayer die Genugtuung,
daß seine sachlichen und wissenschaftlich höchst interessanten Ausführungen bei
den derzeit auf diesem Gebiet führenden Männern volle Anerkennung und Be-
wunderung fanden.
Als Hydrograph in der Admiralität organisierte Neumayer die magnetischen
Vermessungen an den deutschen Küstengebieten und unterzog sich persönlich
allen Redaktionsarbeiten und Zusammenstellungen, Auch nahm er in der Um-
gebung von Wilhelmshaven sorgfältige magnetische Bestimmungen vor, um den
geeignetsten Platz für ein magnetisches Observatorium aufzufinden, das dort
errichtet werden sollte.
Als Leiter der Deutschen Seewarte begann Neumayer, sobald die Einrich-
tungen und Beschaffung von Instrumenten so weit fortgeschritten waren, daß
man erdmagnetische Beobachtungen anstellen konnte, die Werte der magnetischen
Elemente in Hamburg und an den Küstenpunkten, wo Hauptagenturen der
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