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Zum 100, Geburtstage des Gründers der Deutschen Seewarte, Georg vou Neumayer,
Seine ganze hervorragende Tatkraft verwandte Neumayer zunächst auf die
Durchführung seines Planes zur Gründung des genannten Öbservatoriums in
Melbourne. Am 14. Juni 1854 empfing ihn der $85jährige Alexander v. Hum-
boldt, dem er seine Pläne vortragen durfte, Noch in späteren Jahren dachte
Neumayer mit Dankbarkeit der freundlichen Worte, mit welchen der große Gelehrte
ihn zur Fortführung seiner Bestrebungen ermutigte, Zu einer materiellen Unter-
stützung seiner Pläne führte dieser Empfang jedoch nicht. Hingegen gewährte
ihm namentlich auf Empfehlung des berühmten Chemikers Justus von Liebig
sein König Maximilian II. Joseph von Bayern, der allen wissenschaftlichen
Bestrebungen geneigt war, die Mittel für die Beschaffung der Instrumente und
für die Errichtung eines nautischen Observatoriums in Melbourne, Der bekannte
Hamburger Senator und Reeder Johann Cäsar Godeffroy sagte ihm auf einem
Schiff seiner Reederei freie Überfahrt für sich und seine umfangreiche Aus-
rüstung zu.
Die nächsten Monate benutzte Neumayer zur Beschaffung und Prüfung der
erforderlichen Instrumente wie zur Vorbereitung auf die seiner in Australien
harrenden Aufgaben. Auf Lamonts Anregung führte er zur Erlangung größerer
Übung in erdmagnetischen Beobachtungen im Spätsommer 1855 eine erdmagne-
tische Vermessung seiner Heimat aus, der bayrischen Rheinpfalz, Anfang 1856
weitere Beobachtungen in Schleswig-Holstein, Von großer Bedeutung wurde für
Neumayer, daß er wenige Monate vor seiner Ausreise im August 1856 auf Ein-
jadung der British Association for the advrancement of science seine
Pläne und Bestrebungen auf deren Versammlung zu Cheltenham vortragen
konnte. Er kam dadurch in persönliche Beziehungen zu Männern wie Whewell,
Airy, Faraday, Glaisher usw. Ihre Empfehlungen haben Neumayer die
Durchführung seiner Pläne in Australien wesentlich erleichtert, namentlich auch
bezüglich der späteren Übernahme des geplanten Observatoriums durch die
Kolonialregierung von Vietoria,
Kurz vor seiner Ausreise empfing der bayrische König Maximilian 1X, Joseph
Neumayer in einer Abschiedsaudienz. Er entließ ihn mit den Worten:
„Man wird sich gewiß in der Welt wundern, daß ich als Monarch eines binnenländischen
Staates mich für die ozeanische Forschung und für die praktische Seewissenschaft interessiere. Ich
bin dabei geleitet von der Erkenninis, daß die Ermittlung der Verhältnisse, die zur Sicherung und
Beschleunigung des Seeverkehrs die Grundbedingungen bieten, auch wesentlich zur Förderung und
eng des Bandes dienen, nicht nur für Deutschland, sondern auch für die ganze Kulturwelt,
Diese Erkenntnis liegt meiner Anteilnahme an Ihrem Plan zugrunde.“
Diese wohlwollenden und eindrucksvollen Worte zeigten, daß jener kluge
Monarch Neumayers Pläne nicht nur auf die warme Empfehlung der genannten
Autoritäten hin unterstützt hat, sondern auch auf Grund eigener Einsicht und
eigener Erfahrungen,
Mit dem Segelschiff „La Rochelle“ Kapitän D. Meyer, der Reederei
Godeffroy trat Neumayer im November 1856 die Ausreise an, die ihn nach
einer kurzen Reise von nur 81 Tagen trotz eines bedeutenden Umweges nach
Australien führte.
In entgegenkommendster Weise wurde Neumayer in Melbourne aufgenommen
und gefördert, namentlich von den deutschen und englischen Kreisen, denen er
bereits während seines ersten dortigen Aufenthaltes nähergetreten war. Sehr
bald erhob sich auf einem Hügel in South Yarra mit einem prachtvollen
Überblick über die Hobsonbay der vorläufige Bau des „Flagstaff-Obser-
vatory“, und die regelmäßigen meteorologischen, erdmagnetischen und astro-
nomischen Beobachtungen konnten aufgenommen werden. Anfangs zwar ging
die Kolonialregierung von Victoria nicht auf den im Juni 1857 vorgelegten Plan
ein, auf ihre Kosten ein größeres Dienstgebäude zu errichten, Nach kurzer Zeit
wies ihr aber der unermüdlich tätige Neumayer nach, weiche weittragende
praktische Arbeit das neu gegründete Institut im Dienste der Schiffahrt zu
leisten vermochte, indem den ausgehenden Schiffen nach Maurys Vorgang Segel.
anweisungen für die Auswahl der günstigsten Seewege mitgegeben wurden. Die
gebührende Anerkennung fanden Neumayers Leistungen durch die bereits 1859
erfolgte Übernahme des Flagstaff-Observatory seitens der Kolonie Victoria,