Erste Ergebnisse
Die Nordsee befand sich seit 1987 in einer Warmphase, nur unterbrochen durch die relativ
kalten Jahre 1993 und 1996. Vom Juni 2001 bis zum April 2005 war die flächengemittelte
Oberflächentemperatur der Nordsee in keinem Monat unter dem langjährigen Mittel
gewesen. Die lange Dauer dieser Warmanomalie führte zu der Annahme, dass die
Warmphase der Nordsee zu Ende gehen würde; diese These wird durch die Daten der
"Gauss"-Reise eindrucksvoll gestützt. Die Oberflächentemperaturen im Untersuchungsgebiet
waren durchweg unternormal (Abb.2a). Ob diese Aussage auch für das gesamte Volumen
des Nordseewassers gilt, ist nach der ersten Beurteilung der Daten unsicher. Einerseits ist
die Deckschicht insgesamt zu kalt, andererseits ist die Mächtigkeit der Deckschicht —
verglichen mit den Vorjahren seit 1998 — größer und zusätzlich liegt die Temperatur der
Bodenwasserschicht (Abb.2b) deutlich über dem langjährigen Mittel. Nur in den Tiefen der
Norwegischen Rinne wurden Wassertemperaturen unter 7 °C beobachtet. In den
Bedingungen der Bodenwasserschicht spiegeln sich noch die winterlichen Temperaturen des
Temperaturminimums, das die sommerlichen Bodentemperaturverhältnisse weitgehend
bestimmt und das noch in die Warmphase fiel.
In der nördlichen Hälfte der Nordsee (Schnitte 57, 58, 59, 60 °N) war der Gradient in der
saisonalen Thermokline (Abb.3) nicht ausgeprägt; in der südlichen Hälfte (Schnitte 55 und 56
°N) dominierte dagegen mehr die "klassische" Sprungschicht mit sehr starken Gradienten
(bis zu 7 °C auf 1 m Tiefendifferenz), so dass hier von einer echten Zweischichtung
gesprochen werden kann. Auffällig ist die starke Strukturierung der Thermokline im östlichen
Teil des 57 °N-Schnittes. Die entsprechenden Vertikalschnitte des Salzgehaltes (Abb.4)
zeigen als wesentliches vertikales Signal das weite westliche Vordringen des vom Baltischen
Ausstrom bestimmten salzärmeren Wassers, das auf 57 und 58 °N über den 2 °E-Meridian
nach Westen vordringt und die Bedingungen in der Deckschicht bestimmt.
Die vertikale Verteilung des Chlorophyll-a (Abb. 5), bestimmt mit dem im Delphin
eingebauten Fluorometer (relative Einheiten: Volt), ergibt im Jahr 2005 deutlich verringerte
Konzentrationen im Vergleich zu den Vorjahren (ab 1998). Die gleichzeitig registrierten
Sauerstoffkonzentrationen lassen vermuten, dass ein Teil der gemessenen
Chlorophyllfluoreszens noch von bereits abgestorbenen Phytoplankton (Sauerstoffzehrung —
verringerte Konzentrationen), teilweise aber noch von produzierendem Plankton erzeugt
worden ist (erhöhte Sauerstoffwerte). Obwohl, wie in den Vorjahren, die stärksten Signale
der Fluoreszens aus dem Sprungschichtbereich kamen, waren die höheren
Fluoreszenswerte mehr in der Deckschicht verteilt. Starke Konzentrationen von Algen in
Oberflächennähe (Algenblüten) wurden nicht gesichtet. Die Sichttiefen (Abb. 6 c Secchi-
Tiefen) bestätigten dieses Ergebnis; sie zeigten durchweg gute Sichttiefen, aber nicht mehr
die Extremwerte der letzten beiden Jahre. in denen das Plankton sehr stark auf die
12