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Full text: 1871, Zweiter Jahrgang (1871)

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Bei der Besegelung der Küste sind zwei Strömungen, die Küstenströmung und der 
sogenannte Ilaffstrom sehr zu berücksichtigen, deren Richtung und Stärke von dem herr 
schenden Winde abhängig ist. 
a) bei SSW- und SW-Stürmen. 
Bei Stürmen aus SSW bis SW macht sich bereits östlich von Heia eine Strömung 
nach NO bemerkbar, welche sowohl stärker als auch nördlicher in der Richtung wird, je 
mehr man sich der frischen Nehrung nähert. Im Pillauer Seegat vereinigt sie sich mit dem 
Ilaffstrom, welcher bei solcher Windrichtung auslaufend ist und beide zusammen können 
eine Stärke von 4—5 Knoten erreichen. 
Unter solchen Verhältnissen ist im Seegat, über welches der Strom quer nach NOzN 
hinwegsetzt, ein ungeheurer Seegang und die Strandung wird unvermeidlich sein, wollte 
man dennoch die Einsegelung versuchen; der Kurs, bedingt durch die Richtung des Fahr 
wassers, ist SO7*0 texcl. Abtrifft:). 
Schiffe von 12 und mehr Fuss Tiefgang sollten bei solchen Stürmen zwischen Rix- 
höft und Heia sich auf halten, und erst dann nach Pillau steuern, wenn der Sturm nach 
gelassen oder mindestens einige Striche westlicher geworden ist; im Seegat wird er ohne 
hin etwas südlicher. 
b) bei WSW- bis WNW-Stürmen. 
Auch bei diesen Stürmen sollten die Schiffe von 15 und mehr Fuss Tiefgang bei 
Heia besseres Wetter abwarten. Die Einsegelung mit solchen tiefgehenden Schiffen ist, des 
hohen Seegangs wegen, sowie dadurch, dass die schmale Rinne des Fahrwassers nahe der 
nördlichen Mole entlang geht, äusserst gefährlich. 
Gleichviel ob der Haffstrom ein- oder auslaufend ist, die Küstenströmung setzt auch 
bei den WSW- bis WNW - Stürmen nach Norden quer über das Seegat. Dies muss bei 
der Ansegelung berücksichtigt werden, und selbst Schiffe von geringerm Tiefgange haben 
darauf zu achten, dass sie die Richtung des Seegats nicht verfehlen, weil sie sonst durch 
die Brandung steuern müssten. 
c) bei NW- bis NNO-Stürmen. 
Bei Stürmen aus NW bis NNO steht im Seegat, trotzdem letztere schon etwas 
überlandig sind, die schwerste Brandung und die Küstenströmung setzt mit einer Stärke 
von 4—5 Knoten Fahrt quer über das Seegat nach SW. 
Es wird den Lootsen schwer bei solchen nördlichen Stürmen nach See zu kommen, 
und Schiffe von 15 und mehr Fuss Tiefgang sollten bereits auf 60 Seemeilen Entfernung 
von Pillau beidrehen und erst abhalten, wenn die Heftigkeit des Sturmes vorüber ist 
d) Haffstrom. 
Die Richtung des Haffstroms der Andrang des Seewassers in das Haff und um 
gekehrt der Abfluss der Wassermassen des letzteren in die Ostsee ist fast immer von 
der Stärke des Windes abhängig, manchmal auch, besonders im Frühjahre, von den in das 
Haff mündenden Flüssen, welche eine fortwährend auslaufende Strömung bewirken. Sonst 
läuft der Ilaffstrom bei nördlichen Winden ein und bei südlichen, zuweilen mit einer Stärke 
von 5—6 Knoten aus. 
Wenn in dem nördlichen Theile der Ostsee und in dem Russischen Meerbusen nörd 
liche oder östliche Winde herrschen, wird ein Anstauen des Wassers an den südlichen 
Küsten der Ostsee verursacht; alsdann kann auch bei südlichen Winden der Ilaffstrom 
einlaufend sein.
	        
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