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Full text: 1871, Zweiter Jahrgang (1871)

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derselben angesehen werden. Kohlenstationen sind hinreichend vorhanden und werden die 
Umstände es bestimmen müssen, welche anzulaufen am vorteilhaftesten erscheinen. Auf der 
Reise von Gibraltar nach Malta wird es sich in der Kegel für kleinere Dampffahrzeuge em 
pfehlen in Algier oder Palma auf Majorca mit Kohlen aufzufullen. Auf der Weiterreise nach 
dem Suez-Canal kann der kleinere Ilafen Khania ( Cannea) auf der nördlichen Küste von 
Candien dienen, woselbst der österreichische Lloyd eine Kohlenstation hat. — Bei der An- 
segelung der ägyptischen Küste zeigt das Loth die sichere Annäherung derselben. Auf eine 
beständige östliche Strömung längs der Küste ist Bedacht zu nehmen. Wenn auch die Küste 
in der Nähe von Port-Said ganz niedrig ist, so ist doch der neu erbaute Leuchtthurm von 
180 Fuss Höhe in einer Entfernung von 12—14 Seemeilen sichtbar und zeigt des Nachts 
ein helles, weisses Blinkfeuer. Sobald die Farbe des Wassers gelblich wird, dürfte das Loth 
beständig zu brauchen sein und zeigt die gelothete Tiefe in Faden den Abstand des Schiffes 
von der Küste in Seemeilen an. Bei dickem Wetter können Schiffe in Ü—7Faden Wasser 
zwischen Alexandrien und Port-Said ankern. Die Lootsenboote kommen in der Nähe der 
Hafen-Moolen an Bord. Ueber das Einsegeln in den Ilafen von Port-Said lassen sich keine 
positive Anweisungen geben, da das Fahrwasser wegen der starken Strömung längs der 
Küste und den durch den Canal und die vorhandenen Moolen verursachten Ablagerungen von 
Sand und Schlick fortwährenden Veränderungen unterworfen ist, weshalb es sich empfiehlt, 
einen Lootsen an Bord zu nehmen. Ebenso wird man sich für die ganze Fahrt durch den 
Suez-Canal eines Lootsen bedienen müssen und ist mit geringer Geschwindigkeit stets die 
Mitte zu halten. — Im Timsah- und in den Bittern-Seen sind Ankerplätze vorhanden und 
werden dieselben zum Ausweichen grösserer Schiffe benutzt; kleinere Fahrzeuge dagegen, 
als Kanonenboote etc., können auf der ganzen Kanalstrecke sich einander passieren. Da im 
Uebrigen der ganze Canal eine ziemlich gleiche Breite und Tiefe hat, ausserdem die Rich 
tung fast ohne bedeutende Biegungen einen gleichbleibenden Cours verfolgt, so sind weitere 
nautische Anweisungen nicht erforderlich. Die Niveau-Differenz bei Ebbe und Fluth be 
trägt in Suez 8—4 Fuss. Trotz der in den Bittern-Seen stattfindenden Niveau-Ausgleichun 
gen ist im ganzen Canal eine permanente Strömung nach Norden zu bemerken. In Suez 
befindet sich ein vorzüglich gut gebautes Trockendock für alle Klassen von Schiffen. 
Längs der nördlichen Hälfte des Canals führt eine Süsswasserleitung, deren Spei 
sung durch grosse Hebe- und Druckwerke von Ismaila aus stattfindet. Von Ismaila nach 
Suez läuft ungefähr parallel mit dem Canal ein Süsswasser-Canal. In Suez ist es räthlich 
die Schiffe möglichst mit Proviant aufzufüllen, da in Aden nichts zu haben ist. 
Kleinere Dampffahrzeuge sollten auf einer Fahrt durch das rothe Meer nach Aden 
nur mit dem nördlichen Winde Suez unter Segel verlassen, nachdem sie daselbst so viel 
Kohlen als möglich an Bord genommen haben. Als Regel der Navigirung durch den Golf 
von Suez und das rothe Meer ist festzuhalten, dass der beste Cours in der Mitte des Gol 
fes und Meeres liegt; wird durch Peilungen oder Observationen eine Abweichung von die 
ser Linie ermittelt, so ist möglichst wieder hineinzusteuern. Diese Vorsicht ist nothwendig, 
weil die Küsten zu beiden Seiten an sehr vielen Stellen durch Korallenbänke gefährlich und 
noch nicht überall hinlänglich vermessen und in den Karten niedergelegt sind. Sollten im 
Golfe von Suez südliche Winde eintreten und das Aufkreuzen nicht möglich sein, so thut 
man besser zu Anker zu gehen, als Kohlen zu verbrennen. Für die Reise nach Aden ist 
es nothwendig, dass kleinere Fahrzeuge von Suez bis zum 19. oder 20. Breitengrade die 
Reise unter Segel zurüeklegen, bis wohin der Nordwind gewöhnlich steht, von hieraus wird 
der übrige Weg unter Dampf zurückzulegen und bei guter Maschine das Schiff abzutakeln 
sein, sobald der hier gewöhnlich wehende Südwind eintritt. Der Südwind nimmt bis zur Strasse 
von Bab’ le r Maodeb beständig sturmartig zu, und wird es einem Kanonenboote unmöglich 
sein dagegen aufzukreuzen. —
	        
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