1. Einleitung
1.1. Einordnung der Studie
Der maritime Sektor ist durch eine zunehmende Digitalisierung geprägt. Die
Automatisierung und Teilautomatisierung von Prozessen an Bord haben in den letzten
jahren deutlich zugenommen. Neue Technologien setzen dabei neben klassischen
Ansätzen zur regelbasierten Steuerung auf den Einsatz von Künstlicher Intelligenz (Kl),
m frühzeitig und proaktiv Situationen in der Navigation oder Betriebssicherheit eines
seeschiffes zu erkennen und kontextgerecht zu reagieren. Der Einsatz von KI könnte
den wachsenden Druck auf Nautiker ausgelöst durch zunehmenden komplexen
Schiffsverkehr und fehlendem Personal (Brooks & Greenberg, 2022; Minter, 2021)
‚eduzieren und die Betriebssicherheit erhöhen (Daranda & Dzemyda, 2020; Yoshida et
al., 2021). Während die Vorteile der Einführung Kl-gestützter Systeme in der Industrie
auf wachsendes Interesse stoßen, ist vor allem mit Blick auf ihrer Einführung eine Reihe
von Herausforderungen zu bewältigen. Im Rahmen dieser Studie wird ein Konzept zur
Prüffähigkeit, Technologiefolgenabschätzung und Zulassung dieser Systeme erarbeitet.
<I-basierte Systeme können Entscheidungsprozesse imitieren und ohne die explizite
3eschreibung von Einzelschritten rationale oder regelbasierte Entscheidungen treffen.
5ie nutzen hierbei verschiedene Mechanismen, um große Datenmengen im
3etriebsablauf ohne menschlichen Eingriff zu interpretieren, Rückschlüsse zu ziehen
und selbständig Handlungen durchzuführen (Norvig & Russell, 2021).
Die vorliegende Studie zielt auf die Prüfung von Kl-Systemen, welche auch mit
Methoden des maschinellen Lernens erstellt wurden, ab. Solche Modelle bringen eine
Reihe an Herausforderungen mit sich, die bei der Entwicklung von Prüf- und
Zulassungsprozessen eine zentrale Rolle spielen:
Generalisierung der Problemdomäne
Datenqualitätsmanagement in Entwicklungs- und Validierungsprozessen
Komplexe und neue Modellarchitekturen
-ür die Anpassung der Prüf- und Zulassungsprozesse bedeutet dies zum einen, dass
teilweise Systeme betrachtet werden, deren Entscheidungen nicht ohne weiteres
1achvollziehbar sind. Zum anderen müssen die Systeme aufgrund ihrer unvorhersehbar
wachsenden Vielfalt und Vielzahl nicht individuell, sondern generisch betrachtet
werden, um den Aufwand für Prüf- und Zulassungsprozesse in einem umsetzbaren und
zukunftsfähigen Rahmen zu halten.
1.2. Zielvorgaben und Anforderungen
Zielstellung dieser Studie ist die Ausarbeitung eines Prüfkonzeptes für maritime KlI-
Jasierte, maschinelle Entscheidungssysteme sowie eines Sicherheitskonzeptes für die
dersteller von KlI-basierten Schiffstechnologien. Das Prüfkonzept zeigt auf, wie das
3undesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) auf ordnungsgemäße Sicherheit
ınd Funktion prüfen kann. Das Sicherheitskonzept unterstützt die Hersteller darin,
‚elevante sicherheitstechnische Aspekte bei der Entwicklung zu berücksichtigen sowie
ein Kl-System prüffähig zu gestalten. Prüfkonzept und Sicherheitskonzept sind in ihrer
Ausarbeitung aufeinander abgestimmt.
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Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie