4. Untersuchungen zur Nord- und Ostsee und deren Küsten 27
4.2 Referenzdaten
Um klimabedingte Änderungen bewerten zu können, sind Referenzdaten notwendig, die einen Zeitraum
abdecken, der eine Identifikation des Klimasignals gegenüber der natürlichen Variabilität der zu bewerten-
den Parameter zulässt. Für die Untersuchungen im Themenbereich „Küste< werden sowohl ozeanographi-
sche als auch meteorologische Referenzdaten benötigt, die möglichst auf korrespondierenden Gittern vor-
liegen sollten. Dabei gibt es über See generell deutlich weniger meteorologische Messungen als über Land,
da es hier kein weit verzweigtes Netz aus festen Messstationen gibt. So stammen die Beobachtungen über
See von Handels-, Feuer- und Forschungsschiffen, Bojen und wenigen feststehenden Plattformen, wie z. B.
FINO1, 2 und 3. Die meteorologischen Daten werden u. a. im maritimen Archiv des DWD (z. B. Schade
et al. (2013)) gesammelt und einer routinemäßigen Qualitätskontrolle unterzogen. Zusätzlich werden Mes-
sungen an den Küstenstationen zum Vergleich herangezogen (Abbildung 4-1). Da es sich bei allen Daten
um Punktmessungen handelt, die in der Regel zeitlich und räumlich unregelmäßig verteilt sind, sind diese in
ihrer ursprünglichen Form nur bedingt zur Validation von Modelldaten geeignet.
Abbildung 4-1: Auswahl der genutzten Standorte der Pegel- und Windstationen an der Deutschen Küste.
Für die Validation der räumlichen Strukturen von z. B. Luftdruck-, Wind- und Niederschlagsfeldern benö-
tigt man Daten, die räumlich und zeitlich möglichst hoch aufgelöst auf einem festen Gitter vorliegen. Aus
diesem Grund wurde für die Nord- und Ostsee eine Klimatologie auf Basis von ozeanographischen und
meteorologischen Beobachtungdaten (Kapitel 4.2.1) erstellt. Eine weitere Möglichkeit zur Validation von
Modelldaten besteht in der Verwendung von Reanalysen (Kapitel 4.2.2). Zusätzlich könnten zur Validation
bestimmter Parameter auch Satelliten- und/oder Radardaten verwendet werden. Zurzeit wird eine radarge-
stützte Niederschlagsklimatologie entwickelt, mit der zukünftig Niederschlagsdaten in Küstennähe validiert
werden können.
4.2.1 Nord- und Ostseeklimatologie
Die Nord- und Ostseeklimatologie (BNSC) ist eine Erweiterung der in KLIWAS entwickelten Nordseekli-
matologie und entstand in Zusammenarbeit zwischen dem Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrogeo-
graphie (BSH) und dem Integrated Climate Data Center (ICDC) (Hinrichs und Jahnke-Bornemann (2017);
Sadikni et al. (2018)). Die BNSC basiert auf atmosphärischen und ozeanographischen Messdaten und wird
auf einem korrespondierenden regelmäßigen Gitter (Atmosphäre: 1°x1°, Ozean: 0,25°x0,25°) bereitgestellt.
Bis jetzt wurden für die Atmosphäre jeweils bodennahe Felder für Lufttemperatur, Taupunkt, und Luft-
druck berechnet. Für den Ozean gibt es Felder in mehreren Tiefenstufen jeweils für Wassertemperatur und