32 Ein Jahr VWFS ATAIR
diese wichtige Monitoringreise mit Char-
terschiffen durchgeführt.
Zwei Teile hatte diese insgesamt sechs
Wochen dauernde Reise. Der erste Teil
führte in die Seegebiete der Nordsee, des
\lord-Ost-Atlantiks und der Shetland-
Inseln zwischen Norwegen, Schottland/
Orkney und den Faröern. Der zweite Teil
der Reisen führte von Bremerhaven über
den sogenannten Entenschnabel nach
Sylt, Amrum, Helgoland und durch den
\lord-Ostsee-Kanal über die Schlei und
Arkona nach Rostock.
Entenschnabel
Festlandsockel, der von der deutschen Nordseeküste
nach Nordwesten reicht und die deutsche ausschließ-
liche Wirtschaftszone (AWZ} in der Nordsee ist.
An 100 fest definierten Stationen nahmen
die Wissenschaftlerinnen und Wissen-
schaftler Wasserproben und führten For-
schungsarbeiten durch. Dazu gehören die
Messungen von Salzgehalt, Druck und
Temperatur, die Entnahme von Wasserpro-
den In verschiedenen Tiefen, die Prüfung
der Sichtweite im Wasser und allein
'6-mal die Auslegung eines feinmaschi-
gen Schleppnetzes, des sogenannten
Neuston-Netzes, zur Untersuchung der
Wasseroberfläche.
3Zereits an Bord der ATAIR werden der
Sauerstoffgehalt und die Versauerung des
Nassers gemessen. Die Proben wurden
Jnter anderem mit Hilfe eines Kranzwas-
serschöpfers aus unterschiedlichen Was-
sertiefen genommen. Zusätzlich erfasser
verschiedene elektronische Sensoren an
dem Kranzwasserschöpfer Tiefenprofile
vom Meeresboden bis zur Wasserober-
fläche. Die Sensoren messen dabei auf
'hrem Weg die Temperatur, den Salz- und
Sauerstoffgehalt, sowie die Trübung des
Wassers. Nach Rückkehr werden die
Proben im akkreditierten meereschemi-
schen BSH-Labor auf verschiedene
Schadstoffe, Nährstoffe und Radionuklide
hin untersucht, ein langwieriger und kom-
plexer Prozess, der mehrere Monate in
Anspruch nimmt.
Im Rahmen dieser Monitoringfahrt über-
wacht das BSH routinemäßig über 100
Schadstoffe, die in der Umwelt beständig
sind und die sich im Nahrungsnetz anrei-
shern. Diese Daten der Wissenschaft und
der Gesellschaft für weitere Untersuchun-
gen und Bewertungen sowie für die
Grundlagenforschung zur Verfügung zu
stellen, ist ein Ziel des BSH. Daher über-
trägt es die Proben u.a. in die Meeres-
umweltdatenbank der Bund/Länder-
Arbeitsgemeinschaft Nordsee und Ostsee
Um neue Umweltgefahren zu erkennen
nahmen die Wissenschaftlerinnen und
Wissenschaftler außerdem Wasserproben
von bis zu 100 Litern in Glaskugeln, die
auf relativ neue organische Schadstoffe
hin untersucht wurden. Außerdem wurder
Proben von Mikroalgen und kleinsten
tierischen Organismen genommen. Diese
Organismen treiben mit den Strömungen
durch die Meere und bilden die Grund-
lage des Nahrungsnetzes. Die Proben
sollen im Rahmen des Projektes IMonEP
dazu beitragen, ein innovatives biologi-
sches Monitoringkonzept für die Nordsee
zu erarbeiten. Auch dadurch entwickelt
das BSH das Monitoring der deutschen
Meeresgewässer im Rahmen der europäi-
schen Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie
kontinuierlich weiter.
Mit dem Neuston-Netz werden Organis-
men untersucht, die in einer dünnen
Schicht direkt unter der Wasseroberfläche
leben. Auch sichtbare Verschmutzungen
wie Paraffine und Meeresmüll wurden an
der Wasseroberfläche beprobt.
Mit der großen Sommeraufnahme von
Nordsee und Ostsee erhebt die ATAIR ab
2021 Jährlich Daten von der Nordsee bis
in den Nordatlantik, die auch die Bewer-
tung von Klimaveränderungen unterstüt-
zen. Sie werden in Nahe-Echtzeit der