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Full text: Seevermessung mal anders

Fahrtbericht 
Bei der Planung der gesamten Fahrt sind aber 
noch viele andere Aspekte zu berücksichtigen 
\eben der Position und der Orientierung der äl 
teren Schweremessprofile sind das in erster Linie 
natürlich die festgeschriebenen Schifffahrtsregeln 
Auch wenn sie für den Laien nicht erkennbar sind, 
gibt es ausgewiesene Schifffahrtswege zu den 
großen Häfen, und nicht alle Meeresbereiche dür 
‘en in beliebiger Richtung befahren werden. Hier 
geht es eher wie auf einer Autobahn zu, es gibt 
ausgewiesene Fahrtrichtungen und als Mittelleit- 
olanken dienen sogenannte Verkehrstrennungs- 
gebiete. Auch ein amtliches Vermessungsschif” 
darf nicht ohne triftigen Grund gegen diese Re- 
geln verstoßen, zumal wir für unsere Messungen 
besondere Anforderungen an die Tracks stellen 
-ür unsere Messungen ist es vorteilhaft, wenn die 
Profile möglichst lang und geradlinig sind sowie 
mit konstanter Geschwindigkeit gefahren werden 
Unter diesen Bedingungen ist eine »wilde« Que 
“ung von viel befahrenen Schifffahrtswegen, wie 
z.B. der Ansteuerung zur Elbe nach Hamburg, qua- 
3i nicht planbar (Abb. 6). 
Vor, aber vor allem auch während der Fahrt ist 
Jns zudem die Anzahl bereits vorhandener Wind- 
parks in der Nordsee deutlich bewusst geworden 
Abb. 6 und Abb. 7). Weitere Windparks, die in der 
nächsten Zeit entstehen sollen, sind bereits aus 
Jewiesen. 
Welche Geräte wurden an Bord 
installiert? 
Für die Bestimmung der Meereshöhen wurden an 
Bord des VWFS Deneb weitere GNSS-Ausrüstung 
sowie ein Radarpegel installiert (Abb. 7). Eine Sa- 
tellitenkommunikationsanlage zur Datenübertra- 
Jung und einen weiteren GNSS-Empfänger hat 
ten wir bereits im Rahmen des FAMOS-Projektes 
installiert. Zur Bestimmung der Schiffsneigung 
Jnd des Kurses haben wir einen speziellen GNSS- 
zmpfänger betrieben, an den vier GNSS-Antennen 
angeschlossen werden können. Daneben zeich- 
net das VWFS Deneb selbst natürlich jede Menge 
Daten auf, die wir nutzen können. 
Die Fahrt beginnt für uns deshalb nicht erst mit 
dem Ablegen des Schiffes. Bereits vier Tage vor 
Abfahrt sind wir mit sechs Kollegen in Bremerha- 
ven eingetroffen und haben das gesamte Equip- 
ment installiert. Alle Antennen und Messgeräte 
mussten befestigt, Antennen- und Datenkabel an 
Bord verlegt und die Funktion der Geräte getestet 
werden. Die Position der Gravimeter, aller Anten- 
nen und des Radarpegels wurde im schiffseigenen 
<oordinatensystem eingemessen. 
Die Grundlagen für den Erfolg einer Messkam- 
pagne werden aber noch früher gelegt. Ohne die 
vorherige sorgfältige Zusammenstellung und den 
Test aller Messgeräte, die Planung der Messprofile, 
die Beantragung von Messgenehmigungen über 
das Auswärtige Amt bei Fahrten in ausländischen 
A 
{20 — 10/2027 
5 
Abb. 7: Speziell zur Messung der Meereshöhe installierte 
GNSS-Antenne und Radarpegel auf dem Schleppdavit 
am Achterdeck der Deneb. Im Hintergrund ist einer der 
>7ahlreichen Windparks zu erkennen 
Gewässern etc. würde es während der Fahrt ziem- 
ich chaotisch zugehen 
... und läuft denn immer alles 
nach Plan? 
Jnvorhersehbare Ereignisse gibt es während einer 
Messfahrt ohnehin genug. Die Wetterbedingun 
gen sind nur ein naheliegendes Beispiel, warum 
die Fahrtplanung von Tag zu Tag den aktuellen 
Zegebenheiten angepasst werden muss. Zwar 
<«Snnte das VWFS Deneb auch bei Windstärke 7 
ıoch sicher fahren, der dadurch verursachte See 
gang führt aber zu stärkeren Roll- und Stampfbe 
wegungen des Schiffes. Die Brecher spritzen dann 
schon mal bis auf die Höhe der Brücke und sind 
m ganzen Schiffskörper deutlich zu hören und zu 
spüren. Spätestens diese Bedingungen sind der 
Qualität der Schweremessungen abträglich, so 
lass Messungen unter diesen Bedingungen nicht 
1ur für Schiff und Besatzung eine zusätzliche Be 
astung darstellen, sondern auch wenig Sinn ha- 
en. In diesen Fällen heißt es also abwettern und 
Schutz suchen: im Hafen, unter Land oder zumin 
jest durch das kontrollierte Driften auf einem ge- 
aäigneten Kurs. 
Jnvorhersehbares kann uns aber nicht nur das 
Netter bescheren. Die Qualität der Messungen 
ıängt maßgeblich vom sogenannten Gangverhal 
(en des Gravimeters ab, das wir ständig überwa- 
chen müssen. Den Gang eines Gravimeters kann 
nan sich in Analogie zum Gang bei einer älteren 
Am
	        
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