ahrtbericht
Ol: 10.23784/HN120-05
Seevermessung Mal anders
Zehn Tage Schweremessungen mit dem VWFS Deneb
auf der Nordsee im Juni und Juli 2021
Ein Beitrag von GUNTER LIEBSCH, PATRICK WESTFELD, CHRISTOPH FÖRSTE, LUDWIG SCHRÖDER
JOACHIM SCHWABE, TOBIAS PETER BAUER und NICO STOLARCZUK
Wer Höhen mit globalen Navigationssatellitensystemen bestimmen will, benötigt
aine Höhenbezugsfläche. In Deutschland ist die Höhenbezugsfläche das German
Zombined Quasigeoid (GCG). Diese wurde nun für die Nordsee neu bestimmt. Dazu
wurden Schweremessungen durchgeführt. Wie die Messungen abliefen und was es
dabei zu beachten gab, erklären die beteiligen Wissenschaftler.
Schwerefeld | German Combined Quasigeoid | Seekartennull | Satellitenaltimetrie | BSCD2000
gravity field | German Combined Quasigeoid | chart datum | satellite altimetry | BSCD2000
Anyone who wants to determine heights with global navigation satellite systems needs a height reference
surface. In Germany, the height reference surface is the German Combined Quasigeoid (GCG). This has now
oeen newly determined for the North Sea. Gravity measurements were carried out for this purpose. The
scientists involved explain how the measurements were carried out and what had to be taken into account
Autoren
Dr. Gunter Liebsch, Dr. Ludwig
5chröder, Dr. Joachim Schwabe
nd Tobias Peter Bauer
arbeiten beim Bundesamt für
Kartographie und Geodäsie
'BKG) in Leipzig.
Dr. Patrick Westfeld arbei-
cet beim Bundesamt für
seeschifffahrt und Hydro-
graphie (BSH) in Rostock.
Ir. Christoph Förste und
Nico Stolarczuk arbeiten
am Helmholtz-Zentrum
?otsdam — Deutsches
3eoForschunagsZentrum GFZ.
zunter.liebsch@bkg.bund.de
iR
"einen los!
Dienstag, 29. Juni 2021, 10:00 Uhr. Wir legen ab und
werden mit dem Vermessungs-, Wracksuch- und
>orschungsschiff (VWFS) Deneb (Abb...) in den
nächsten zehn Tagen das Schwerefeld der Nord
see vermessen. Mit der schiffsgestützten Durch
führung von Schweremessungen haben wir erst
mals 2013 in der Ostsee begonnen (Schäfer et al.
2013; Lu et al. 2019). Mittlerweile ist dies nun schon
die sechste Messkampagne. Die gravimetrische
NVeuvermessung in der südlichen Ostsee (BKG/
SFZ/BSH 2016) bis an die schwedische Küste,
3ornholm und in die polnischen Gewässer hinein
<onnten wir 2018 erfolgreich abschließen (Lu et al.
2019). Ein Großteil unserer Arbeiten wurde durch
die Europäische Kommission im Rahmen des Pro-
jektes »Finalising Surveys for the Baltic Motorways
of the Sea« (FAMOS, www.famosproject.eu) kofi
nanziert. Wir, das sind:
» das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydro-
graphie (BSH), das die Schiffe bereitstellt,
- Kollegen vom Helmholtz-Zentrum Potsdam
Deutsches GeoforschungsZentrum (GFZ), die
das Gravimeter an Bord des Schiffes betreiben
Jnd die Schwerewerte berechnen,
die TU Darmstadt, deren Institut für Geodäsie
zeit 2017 ein weiteres inertiales Messgerät für
die Bestimmung der Schwerewerte an Bord
oetreibt, und
» das Bundesamt für Kartographie und Geodäsie
‚BKG), das die Fahrt initiiert und geplant hat und
anhand der Schwerwerte die Höhenbezugsflä-
-he für Deutschland berechnet
Die Höhenbezugsfläche von Deutschland hat
die offizielle Bezeichnung »German Combined
Quasigeoid« (GCG), ist ein Gemeinschaftsprodukt
des BKG und der Länder und wird vom Dienstleis
rungszentrum des BKG vertrieben. Sie legt prak-
tisch das Nullniveau für die Höhenbestimmung in
Deutschland fest und wird von allen gebraucht,
die Höhen im amtlichen Höhensystem mit Hilfe
der globalen Satellitennavigationssysteme (GPS,
Galileo, Glonass, Beidou), z.B. unter Nutzung des
Satellitenpositionierungsdienstes der deutschen
andesvermessung SAPOS, bestimmen wollen.
Und das sind nicht wenige. Das Nutzersegment
geht weit über die klassische Vermessungskliente
hinaus und reicht bis zu Energieversorgern, der
Jeutschen Bahn, der Landwirtschaft usw.
In der Ostsee legt das GCG gleichzeitig das so
genannte Seekartennull (SKN; 84 Absatz 4 Satz 3
TR BGeoRG:; Schwabe et al. 2020) fest. Alle Tiefen
angaben in den Seekarten des BSH sind auf dieses
Modell bezogen. In der Nordsee müssen vom BSH
zusätzlich die Gezeiten berücksichtigt werden. Das
5eekartennull wird hier entsprechend den interna
tionalen Standards durch das niedrigste Niedrig-
wasser festgelegt (Lowest Astronomical Tide, LAT;
84 Absatz 4 Satz 2 TR BGeoRG; IHO 2018), sodass
die Nautiker auf den Schiffen die Tiefenangabe
der Seekarte quasi als eine Art Mindestmaß für
den vorhandenen Wasserstand ansehen und mit
der Kenntnis des Tiefganges ihres Schiffes sicher
navigieren können. Dieses gemeinsame Interesse
an dem Ergebnis hat auch zur langjährigen erfolg-
reichen, vertrauensvollen und unkomolizierten
Hydroaraphische Nachrichten