5. Ergebnisse 65
Was beide Indizes gleichermaßen aufzeigen ist die starke dekadische Variabilität: Verschiebt man den Be-
trachtungszeitraum nur um ein Jahr können sprunghafte Unterschiede in den Trends auftreten. Dies ist
auch ein Zeichen dafür, dass einzelne Jahre für einen ausgewählten Untersuchungszeitraum bestimmend
sein können. Nimmt man diese aus der Analyse, so erhält man teils vollkommen unterschiedliche Werte in
den Trends, u. U. sogar einen Vorzeichenwechsel. Es wird zudem noch einmal deutlich, dass auch für zu-
künftige Untersuchungen ein Zeitraum von idealerweise mehr als 30 Jahren betrachtet werden muss, und
die einfache Aufteilung in Zeitscheiben für nahe und ferne Zukunft anfällig für Aliasing ist, was ggf. zu falschen
Rückschlüssen in der Interpretation führen kann.
Es besteht somit weiterer Forschungsbedarf, um belastbare Aussagen über zeitgleiches Auftreten von er-
höhten Außenwasserständen und Binnenniederschlägen (und damit möglicher Gefahr der Überflutung on
Verkehrsinfrastruktur in betreffenden Gebieten) treffen zu können. Weiterführende Untersuchungen zum
NOK und eine Ausweitung auf das Einzugsgebiet der Eider sind für die Phase II des Expertennetzwerks
angedacht. Weitere Küstengebiete, die bisher noch nicht betrachtet werden konnten, sollen ebenfalls mit
einbezogen werden. Anhand eigener Untersuchungen sowie bereits vorliegender Ergebnisse aus anderen
Projekten soll eine möglichst ganzheitliche Betrachtung angestrebt werden. Im Folgenden werden dazu drei
bereits abgeschlossene Projekte kurz vorgestellt, deren Ergebnisse für die Untersuchungen des Experten-
netzwerks in Küstengebieten von Bedeutung sind.
5.4.3 Untersuchungen verwandter externer Projekte in Küstengebieten
5.4.3.1 Klimaoptimiertes Entwässerungsmanagement im Verbandsgebiet Emden (KLEVER)
Ziel des Projekts bestand darin, die zu erwartenden Auswirkungen der sich im Klimawandel ändernden
Einflussfaktoren auf die Binnenentwässerung des Verbandsgebiets Emden zu untersuchen, denkbare Maß-
nahmenoptionen zur Anpassung zu identifizieren und zu bewerten, sowie ausgewählte Maßnahmenoptio-
nen hinsichtlich ihrer potenziellen Wirksamkeit zu quantifizieren (Spiekermann et al. 2018).
Die Ergebnisse basieren hier auf Analysen eines Modellensembles aus drei regionalen Klimamodellen
(REMO, WETTREG und XDS) und insgesamt fünf Szenarien (RCP4.5, RCP8.5, A2, A1B, B2) und zeigen,
dass die Entwässerung unter dem Weiter-wie-bisher-Szenario sogar noch problematischer werden wird, als im
Einzugsgebiet des NOK. Dies liegt unter anderem daran, dass das Verbandsgebiet Emden bereits heute zu
40 % über Pumpen entwässert werden muss. Zusätzlich ist bis Ende des Jahrhunderts mit einer Zunahme
? Im Verbandsgebiets Emden werden sich die potentielle Sielzeiten bei einem Meeresspiegelanstieg
von 50 bis 110 cm zum Ende des Jahrhunderts bis 2040/2060 halbieren und bis 2060/2080 kaum
noch Kapazitäten bestehen. Maximal möglicher Schutz lässt sich nur durch Kombination von
Anpassungsmaßnahmen und -typen erreichen (Spiekermann et al. 2018).
? In den Niederungsgebieten (von Schleswig-Holstein) wird die Möglichkeiten zur Entwässerung
über Siel gegenüber Schöpfwerken bis 2070 deutlich abnehmen. Handlungsoptionen bestehen in
der Optimierung des Siel- und Schöpfwerksbetriebs, dem Aus- und Neubau von Schöpfwerken,
aber auch der Einrichtung von Retentionsraum im betreffenden Einzugsgebiet, um u. a. auch die
Verkehrsinfrastruktur zu erhalten (AG Niederungen 2050 2014).
? Die Simulation möglicher Auswirkungen von extremen Sturmfluten und die Diskussion von
Handlungsoptionen im Projekt EXTREMENESS zeigten, dass der Küstenschutz in Ostfriesland
gegenwärtig gut aufgestellt ist, aber Bedarf an weiteren Untersuchungen zum Auftreten und mög-
lichen Auswirkungen kaskadierender Effekte besteht. EXTREMENESS hat damit wesentliche
Beiträge zur Diskussion über Anpassung, Formen und Notwendigkeiten eines zukünftigen Küs-
tenschutzes geliefert, die unter anderem auch Eingang in die aktuelle Katastrophenschutzübung
der Stadt Emden fanden (Schaper et al. submitted).