40 Schlussbericht des SP-108 Fokusgebiete Küsten, BMVI-Expertennetzwerk (2016–2019)
Abbildung 5-12 zeigt die Ergebnisse der instationären Methode für den Pegel Cuxhaven detaillierter im
zeitlichen Verlauf: Man erkennt einen nahezu gleichmäßigen Anstieg des mittleren Hochwassers (blaue Li-
nie) mit einem Trend von etwa 2,7 mm/Jahr. Der Anstieg des mittleren Niedrigwassers ist eingangs geringer,
pausiert dann für etwa 25 Jahre, bevor er ab etwa 1985 erneut einsetzt. Der lineare Trend beträgt für das
mittlere Niedrigwasser 1,7 mm/Jahr. Dieser unterschiedliche Trend von Hoch- und Niedrigwasser hat einen
Anstieg des Tidenhubs zur Folge. Für beinahe die gesamte Deutsche Bucht ist dieser Anstieg belegt, aber
auch, dass der Tidenhub seit etwa 20 Jahren kaum noch ansteigt (erkennbar an der Differenz zwischen
blauer und grüner Kurve). Die Trends der 100-jährigen erwarteten Extremereignisse verlaufen hierzu ge-
genläufig, denn das 100-jährige Niedrigwasser steigt stärker als das 100-jährige Hochwasser an. Für das 100-
jährige Ereignis fällt auf, dass ab den 1970er Jahren ein sehr starker Anstieg zu verzeichnen ist, der etwa
1985 (im Zeitraum der Jahre 1970–1999) einen Peak erreicht und danach wieder abfällt.
Abbildung 5-12: Änderung des Hochwassers (blau) und Niedrigwassers (grün) am Pegel Cuxhaven als glei-
tendes Mittel über 30 Jahre, zentriert auf das Jahr in der Mitte der Zeitscheibe. Ebenfalls dargestellt sind die
Änderungen des erwarteten 100-jährigen Hochwassers (blau gestrichelt) bzw. Niedrigwassers (grün gestri-
chelt), berechnet mit einer Anpassung nach Gumbel aus jeweils 30 Jahren. Alle Anfangswerte des Zeitraums
1843–1872 wurden für die bessere Vergleichbarkeit auf null gesetzt.
Für den Küstenschutz ist auch die Frage, wie häufig ein heutiges bestimmtes Ereignis in der Zukunft auf-
treten kann interessant. Tabelle 5-5 zeigt dies für die Pegel in Cuxhaven und Husum, berechnet aus Be-
obachtungen für verschiedene 30-Jahrintervalle und unterschiedliche Wiederkehrzeiten. So war für
Cuxhaven ein Wasserstand von 912,8 cm über dem PNP in der Zeit von 1843–1872 ein 20-jähriges Ereignis,
während der gleiche Wasserstand in der Zeit von 1986–2015 schon alle 8 Jahre aufgetreten ist.
Für Cuxhaven fällt dabei auch auf, dass die Extremereignisse für die Zeit von 1986–2015 im Vergleich zu
1951–1980 kaum häufiger geworden sind. Damals trat beispielsweise ein Wasserstand von 967 cm statistisch
alle 43 Jahre auf und 35 Jahre später alle 40 Jahre (Abbildung 5-12). Die Zeitreihe in Husum (ab 1951) zeigt
dagegen ein anderes Verhalten, denn bereits nach 35 Jahren wird aus einem 50-jährigen schon ein 28-jähriges
Ereignis. Es zeigt sich, dass sich regionale Ergebnisse nicht ohne weiteres auf benachbarte Regionen über-
tragen lassen.