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Die maritime Branche
Schwierige Situation der See-
jeute
Jber 1,2 Millionen Seeleute weltweit sor-
gen dafür, dass der Schiffsverkehr läuft,
dass Güter, Medikamente und Nahrungs-
mittel geliefert werden können —- kurzum:
dass die Wirtschaft funktioniert. In Zeiten
von Corona kann der reguläre Besat-
zungswechsel für monatlich rund 100000
Seeleute aufgrund von Reisebeschrän-
«ungen häufig nicht mehr stattfinden.
3Zund 400000 Seeleute sitzen auf Schiffen
fest. Entweder dürfen sie in den Hafen-
städten nicht an Land oder sie dürfen
vegen der Gefahr einer Infektion nicht ir
hre Heimatländer einreisen. Auch die
Xdeduktion des internationalen Flugver-
<ehrs erschwert vielen Seeleuten die
deimkehr. Manche Seeleute sind bereits
weit über ein Jahr an Bord. Das birgt für
diese Menschen physische und psychi-
sche Gefahren und stellt dadurch auch
eine Gefahr für die Sicherheit von Schiff,
_adung und Umwelt dar. Die ausbleiben-
den Crewwechsel haben umgekehrt auch
für die Seeleute, die ihre Kolleginnen und
Kollegen auf den Schiffen nicht ablöser
<«Önnen, schwere wirtschaftliche Folgen.
Das Einkommen entfällt. Insbesondere in
ärmeren Ländern verlieren Familien damit
die Existenzgrundlage.
Am 14. April 2020 hatte die Europäische
Kommission Leitlinien zum Schutz der
Gesundheit, zur Rückkehr und zur Rege-
lung der Reise von Seeleuten, Fahrgäster
Und anderen Personen an Bord von Schif-
‘en veröffentlicht. Einige Länder wie zum
Beispiel Deutschland, Großbritannien,
Dänemark und Frankreich erlauben Crew-
wechsel. Die IMO hat gemeinsam unter
anderem mit der ICS ein Protokoll für
einen sicheren Crewwechsel auf Basis der
Empfehlungen der Weltgesundheitsorga-
nisation entwickelt. Dennoch ist eine
Lösung für regelmäßige Crewwechsel
noch immer nicht in Sicht.
Aufgrund der Corona-Pandemie sind keine
Besichtigungen an Bord, keine Lehrgänge
und keine Behördengänge für Zeugnisver-
längerungen möglich. Der Generalsekretär
der IMO, Kitak Lim, hatte alle Nationen
aufgefordert, die Verfahren zum Beispiel
im Rahmen von Zeugnisverlängerungen
für Schiffe und Besatzungen so zu gestal-
'en, dass der Betrieb der Schiffe aufrecht-
erhalten werden kann. Deutschland, wie
auch viele andere Staaten, ist dieser Auf-
forderung nachgekommen und hat unbü-
rokratisch die Verlängerung von Befähi-
gungs- und Schiffszeugnissen festgelegt.
Auch die Hafenstaatkontrollregime für
Europa (Paris Memorandum of Understan-
ding - Paris MoU) akzeptieren die abge-
laufenen Dokumente bis auf Weiteres.
Wegen Corona
müssen viele
Seeleute an Bord
bleiben