3-1 EFFIZIENTE NAVIGATION IM EIS
Allen gleich hingegen ist, dass sie diese Informationen operationell und in
nahe-Echtzeit benötigen - mindestens täglich. Besser noch häufiger, denn Mee
reis kann viele Kilometer pro Tag driften; Passagen verschwinden und öffnen
sich in relativ kurzer Zeit. Darüber hinaus ist auch eine Prognose über die zu
künftige Entwicklung des Eises notwendig.
INTEGRATION VON COPERNICUSDATEN IN DEN ARBEITSALLTAG AN BORD
Die Herausforderung in der Betreibung eines Eisinformationsdienstes liegt dar
in, die Fülle an Daten und deren Komplexität in ein Format zu bringen, das
an Bord eines Schiffes für eine schnelle Entscheidungsfindung genutzt werden
kann. Man muss sich dabei vor Augen führen, dass das Kerngeschäft von Nut
zern von operationellen Eisinformationen nicht darin liegt, Geoinformationsda-
ten zu prozessieren und zu verwalten, sondern ein Schiff zu navigieren. Selbst
wenn die Expertise vorhanden ist, dauert dies viel zu lange, denn die Informa
tionen über das Eis müssen ja in nahe-Echtzeit vorliegen.
An Bord muss also ein Frontend vorhanden sein, ein weiterer Bildschirm,
der eine Vorauswahl von verschiedenen Eisinformationen darstellt (siehe Abb
ildung 3.1b). Und zwar nicht im Stile einer GIS Software, sondern mit den
Funktionalitäten einer Navigationssoftware. Idealerweise können die Informa
tionen sogar in eine bestehende Navigationssoftware integriert werden. Dahin
ter geschaltet ist eine Backend-Struktur, die den automatisierten Transfer an
Bord administriert. Ziel ist es, dass der Betreiber eines Schiffes sicher sein kann,
aktuelle Eisinformationen an Bord zu haben - und zwar automatisiert und in
tegriert, ohne vor jeder Fahrt erneut verschiedene Datenprovider zu aktivieren.
(a) Das Forschungsschiff Polarstem nutzt Sentinel-
1 Radarbilder um den effizientesten Weg
durch das Eis zu finden. (Hintergrundbild:
stefan.hendricks@awi. de)
(b) Integrierter Bildschirm mit Eisin
formationen an Bord FS Polarstern
(Foto: Thomas.Krumpen@awi.de)
Abb. 3.1: Für Schlagzeilen sorgte die Fahrt des Forschungsschiffes Polarstern in die
nur sehr selten eisfreie Region nördlich von Grönland im August 2018. Nor
malerweise liegt dort das dickste Packeis der Arktis. Aufgrund einer guten
Informationslage über die aktuelle und prognostizierte Lage des Packeises
konnte die eisfreie Situation für geologische Messungen in dieser Region ge
nutzt werden.
In den hohen Breitengraden stellt die limitierte Bandbreite an Bord für den
Datentransfer eine besondere Schwierigkeit dar. Webbasierte Dienste, wie wir
sie im Alltag gewöhnt sind, funktionieren dort nicht. Das Datenvolumen zu re
duzieren ist also ein sehr wichtiger Bestandteil des Dienstes. Mögliche Strategi
en sind (1) die Reduzierung des Inhaltes auf das Wesentliche, also z. B. nicht ein
komplettes Satellitenbild zu transferieren, sondern nur die daraus extrahierte