Monika Breuch-Moritz im Gespräch 7
Was heißt das konkret?
Die Internationale Seeschifffahrts-Organisation IMO hat In den letzten Jahren durch die
Verabschiedung vieler Übereinkommen große Fortschritte erzielt. Auch in meiner Funk
tion als maritime Botschafterin der Internationalen Seeschifffahrts-Organisation freue Ich
mich darüber sehr. Das In den letzten Jahren noch größte Problem der Schiffe - die
Schiffsabgase - wurde erfolgreich angepackt. Seit 2015 gelten auf Nord- und Ostsee
deutlich strengere Grenzwerte für Schwefel - und sie werden von den Schiffen eingehal
ten. 2016 wurde In der IMO beschlossen, dass ab 2020 weltweit strengere Grenzwerte für
Schwefel gelten. Das kommt faktisch einer Abschaffung von Schweröl als Schiffstreibstoff
gleich. In Nord- und Ostsee Ist der Einstieg In die Reduktion von Stickoxiden geschafft.
Auch das Ballastwasserübereinkommen - ein Übereinkommen zur Verhinderung der Ein
schleppung ortsfremder Arten im Ballastwasser von Schiffen - ist Im Jahr 2017 in Kraft
getreten.
Was bedeutet das dann für unsere Meere?
Die Gefahr, dass fremde Organismen über Ballastwasser einwandern, wird damit redu
ziert. Seeschiffe nehmen Ballastwasser aus dem Meer auf, um während Fahrten ohne
Ladung oder mit wenig Ladung die ausreichende Stabilität zu gewährleisten. In dem
Wasser sind auch Organismen, die die Fahrt In den Ballastwassertanks überleben und
dann mit dem Ballastwasser abgepumpt werden. Damit sind sie In ein fremdes Ökosys
tem eingewandert und können Schäden anrichten. Mit dem Ballastwasserübereinkom
men treten nun Regelungen in Kraft, die das verhindern sollen. Das BSH läßt diese Bal
lastwasseranlagen zu. Wir haben auch mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern
unterschiedliche Schnelltestverfahren zur Analyse für Ballastwasser entwickelt und ge
prüft. Das Inkrafttreten des Übereinkommens ermöglicht uns jetzt, diese Verfahren in ei
nem ausreichend statistisch belastbaren Umfang zu prüfen, denn die Schiffe, die bereits
mit Ballastwasserreinigungsanlagen ausgestattet sind, müssen sie jetzt auch in Betrieb
nehmen. Auf diesen Schiffen können wir in einer Testphase die In Frage kommenden
Probeentnahmegeräte auf Ihre Belastbarkeit erproben.
Ist die Internationalität in der Seeschifffahrt ein Problem? Nationale Sachverhalte sind viel leichter zu regulieren.
Natürlich muss ein internationaler Verkehrsträger auch international geregelt werden -
sonst erreicht man keinen nachhaltigen Fortschritt für die Umwelt. Ozeane und die Atmo
sphäre kennen keine nationalen Grenzen. Hier hat die IMO wirklich viel bewegt. Das Zu
sammenspiel von Regierungsvertretern und Behörden zusammen mit Fachinstituten
Nichtregierungsorganisationen, Umweltverbänden und der Wirtschaft hat es möglich
gemacht, nicht nur ambitionierte Ziele zu formulieren, sondern auch die Möglichkeit der
Einhaltung dieser Ziele Im Blick zu behalten. Ein Übereinkommen, das weltweit eine
schrittweise Senkung von Schiffsemissionen durchsetzt, erreicht mehr für den Umwelt
schutz, als eine viel weltergehende lokale Regelung, die letztlich nur in sehr wenigen
Ländern umgesetzt werden könnte. Lokale Regelungen führen zu Verlagerungen und der
Zerfaserung von Regelungs- und Kontrollreglmen. So kann eine nationale strenge Um
weltregel weltweit gesehen auch eher negative Effekte auslösen.