22 Fundstücke - Wracksuche in Nord- und Ostsee
Je besser die eingesetzten Techniken zur Wracksuche werden und je erfahrener die
Wracksucher sind, desto besser werden die Untersuchungen des Meeresbodens.
Auch deshalb registriert das BSH, das für die Vermessung und Wracksuche in der
Nord- und Ostsee zuständig ist, seit einigen Jahren immer mehr Funde auf dem
Grund von Nord- und Ostsee. Die Schifffahrt ist davon kaum beeinträchtigt.
Die Wracksuche in Deutschland gewann
nach dem Zweiten Weltkrieg erheblich an
Bedeutung. Nach 1945 ließen die Briten -
auf deren Veranlassung 1945 das Deut
sche Hydrographische Institut (DHI)
gegründet wurde - mit eigenem Personal
und eigenen Vermessungsschiffen die
deutschen Seegebiete vermessen und die
Wasserstraßen nach Wracks absuchen.
Nach Gründung des DHI übernahmen die
Schiffe ATAIR und WEGA die Aufgabe
der Briten. In den Jahren 1945 bis 1966
orteten sie 921 neue Wracks. 1349 Wracks
wurden auf ihre Lage und ihren Zustand
untersucht. 2860 Seemeilen suchten sie
systematisch nach Unterwasserhindernis
sen ab.
Heute legen die BSH-Schlffe jährlich zirka
12000 Kilometer mit Tiefenlotungen auf
der rund 57 000 Quadratkilometer großen
Wasserfläche des deutschen Anteils von
Nord- und Ostsee zurück. Dabei werden
einige der inzwischen fast 3000 bekann
ten Unterwasserhindernisse In der deut
schen ausschließlichen Wirtschaftszone
(AWZ) von Nord- und Ostsee kontrolliert —
und bis dahin unbekannte Wracks entdeckt
und untersucht. 2016 haben die Wrack
sucher des BSH 131 Wracks untersucht,
31 von ihnen waren Neufunde.
Zu finden gibt es fast alles. Handels- und
Kriegsschiffe aus allen Zeiten, abge
stürzte Flugzeuge, havarierte Sportschiffe,
Bagger, Fahrräder, Autos, aber auch
Masten, Kohleladungen, Container oder
Anker. Grundsätzlich sind die Gefahren,
die von Wracks ausgehen, gering. Es gibt
Ausnahmen: Ende 2011 vermuteten
Experten, dass ein kreisrundes Loch am
Bug des Hamburger Containerschiffes
„JOHANNA“ von einem Geschoss
stammte. Das BSH fand den Übeltäter -
ein Stahlrohr, das sich von einer Arbeits
plattform gelöst hatte. „JOHANNA“ war
mit ihm kollidiert.
Auch der Ausbau der Offshore-Wlnd-
energle wird von den Wracks nur selten
behindert. Lediglich die Trasse einer
Ostsee-Pipeline musste einmal verlegt
werden, da sie ein Feld streifte, das schon
früher eine Hauptschifffahrtsstraße war
und in dem dementsprechend viele
Wracks liegen.