Monika Breuch-Moritz im Gespräch 11
digitalen Welt in Anwendungen und Prozessen: Unzählige Sensoren, die sich auf der
Brücke, im Motor, Getriebe, Pumpen und weiteren Ausrüstungen von Schiffen befinden,
produzieren riesige Datenmengen. Das Potential dieser Daten liegt in ihrer lückenlosen
Auswertung unter Einbeziehung von externen Daten wie beispielsweise Wetter, Strömun
gen, Eisbildung und Treibstoffqualität. Fortschritte im Bereich der Automation bis hin zum
autonomen Schiff sind die Themen der Zukunft, verbunden unter anderem mit Schlag
worten wie e-Navigation und Smart Shipping. Und wir sehen eine unserer Aufgaben da
rin, die sogenannte Mensch-Maschinen-Schnittstelle kontinuierlich so zu verbessern,
dass die Nutzung für den Menschen immer leichter wird. Übrigens beschäftigt sich auch
die IMO sehr intensiv mit diesem Thema.
Für das BSH bedeutet dies auch, weitere digitale Produkte bereitzustellen - wie zum
Beispiel spezielle digitale Karten für die deutschen Lotsreviere, um den Bordeinsatz der
Lotsen mit ihren mobilen Assistenzsystemen noch besser zu unterstützen.
Sie leiten eine Behörde mit fast 900 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus mehr als 100 unterschiedlichen Berufen.
Thema Führung - war früher alles besser?
Sicher war vieles anders. Heute sind Führungskräfte mit ganz neuen Herausforderungen
konfrontiert. Eine Führungskraft kann nicht der beste Fachmensch in seinem Bereich
sein.
In den letzten Jahrzehnten gab es eine ungeheure Wissensexplosion. Die Folge ist, dass
oftmals die jungen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mehr aktuelles Fachwissen und vor
allem einen viel besseren Zugang zur digitalen Welt haben als Ältere, aber bei weniger
Lebenserfahrung. Auch haben junge Leute oft andere Vorstellungen über die Vereinbar
keit von Privatleben und Beruf, die nicht immer kompatibel sind mit Gewohnheiten der
älteren Generation. Vorrangige Aufgabe der Führungskraft ist es heute, die unterschied
lichen Bedürfnisse und Befähigungen zu erkennen, die Beschäftigten zum eigenständi
gen und erfolgreichen Arbeiten zu motivieren, systematisch Kompetenzen der Einzelnen
aufzubauen und ein heterogenes Team ergebnisorientiert zu moderieren.
Im Bereich der Führung einer Organisation ist die Gestaltung dieser Veränderungen si
cherlich die größte Herausforderung - und für mich eine der spannendsten Aufgaben.
Das BSH ist in seinem Charakter sehr heterogen. Sie haben auf der einen Seite eine nach
wie vor hierarchisch strukturierte Aufbauorganisation nach den Rahmenbedingungen
des öffentlichen Dienstes. Auf der anderen Seite sind wir eine Ressortforschungseinrich
tung und damit eine wissensbasierte Institution, die auch Querdenkerinnen und Quer
denker braucht. Neue Ideen und Innovationen entstehen dann, wenn die Beschäftigten
Freiräume zum Denken nutzen können, und da kann sich das BSH wirklich sehen lassen.
Vielen Dank für das Gespräch!